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Die Hexe von Salem

Die Hexe von Salem

Titel: Die Hexe von Salem
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schauderte.
    »Aber es gibt einen Weg, diesen Fluch zu brechen, Robert«, fuhr Howard fort, als er mein Erschrecken bemerkte.
    »Mein Vater hat es versucht«, sagte ich niedergeschlagen.
    Howard schwieg einen Moment. »Das stimmt«, sagte er schließlich. »Aber mit den falschen Mitteln, Robert. Er konnte nicht wissen, dass sie einen der GROSSEN ALTEN auf ihrer Seite haben. Hätte er es gewusst, hätte er anders gehandelt.«
    »Er hat es zumindest geahnt.«
    Howard nickte. »Sicher. Aber auch dein Vater war nur ein Mensch, Robert, vergiss das nicht, wenn auch ein außergewöhnlicher. Und manchmal verschließen wir Menschen eben die Augen vor dem Unausweichlichen.« Wieder schwieg er einen Moment, und der Blick, mit dem er mich maß, war von einer seltsamen Mischung aus menschlicher Wärme und Freundschaft und Sorge. »Zuerst einmal«, fuhr er dann mit veränderter Stimme fort, »müssen wir dich in Sicherheit bringen. Es war kein Zufall, dass du in Goldspie angegriffen worden bist. Sie haben deine Spur, und sie werden es wieder versuchen. Ich fürchte, es wird selbst für jemanden, der über keinerlei außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt, nicht sehr schwer sein, dich im WESTMINSTER aufzuspüren. Dich oder dieses Mädchen.«
    »Priscylla?«
    Howard nickte. »Du hättest sie nicht mitbringen dürfen, Robert«, sagte er ernst. »Sie ist eine Gefahr für dich.«
    »Unsinn!«, fuhr ich auf. »Sie hätten sie umgebracht, wenn ich sie zurückgelassen hätte. Priscylla ist für niemanden eine Gefahr. Sie ist das harmloseste Wesen, das ich jemals getroffen habe.«
    Howard lachte leise. »Und offenbar bist du bis über beide Ohren in sie verliebt«, sagte er. »Aber du verstehst mich falsch. Was ich meine, ist, dass sie die Verfolger auf deine Spur bringen könnte. Es wäre das Klügste, wenn ihr euch trennen würdet.«
    Ich antwortete nicht. Im Grunde hatte Howard vollkommen recht. Seine Gedanken waren mir nicht fremd. Ich hatte sie selbst gedacht, schon lange bevor wir überhaupt nach London gekommen waren. Nein, ich verstand ihn schon. Das Dumme war nur, ich wollte ihn gar nicht verstehen.
    »Reden wir morgen darüber«, schlug Howard vor, als ich nicht antwortete. »Wenn sie euch bis heute nicht aufgespürt haben, werden ein paar Stunden kaum noch eine Rolle spielen.«
    »Ich trenne mich nicht von ihr«, sagte ich stur. Ich kam mir bei diesen Worten beinahe selbst albern vor. Ich benahm mich wie ein verliebter Primaner, das war mir klar. Aber es war mir auch egal.
    Howard seufzte. »Wie gesagt«, murmelte er. »Wir reden später darüber.« Er stand auf, ging zu seinem Schreibtisch, öffnete eine Schublade und kam mit einer Hand voll zusammengefalteter Banknoten zurück, die er mir reichte.
    »Davon bezahlst du erst einmal deine und Priscyllas Hotelrechnung«, sagte er.
    Ich wollte ablehnen, aber Howard ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen. »Nimm es«, sagte er streng. »Und tu, was ich dir sage. Du kannst es mir ja wiedergeben, wenn es dich beruhigt. Betrachte es als Darlehen.«
    »Ich … ich weiß nicht, ob ich das annehmen kann«, sagte ich zögernd.
    Howard lachte schallend. »Natürlich kannst du es«, sagte er. »Warte, bis du mit Dr. Gray gesprochen hast, dann glaubst du mir. Du dürftest einer der zehn reichsten Männer des Landes sein.« Er deutete mit einer ungeduldigen Kopfbewegung auf die Geldscheine, und ich griff, wenn auch noch immer zögernd, zu. »Ihr müsst aus diesem Hotel heraus«, sagte er. »Wenn ihr noch lange da wohnt, könnt ihr eure Namen auch gleich in die Zeitung setzen und eine Ausgabe nach Goldspie schicken.«
    »Und wo … sollen wir hin?«, fragte ich. Plötzlich fühlte ich mich furchtbar hilflos.
    Howard überlegte einen Moment. »Ich kenne eine Reihe von Leuten, die euch helfen werden«, sagte er nach einer Weile. »Vorerst könnt ihr hier bei mir wohnen. Den Komfort des WESTMINSTER kann ich zwar nicht bieten, aber dafür ist es hier sicherer.«
    Der Blick, mit dem ich mich umsah, schien ihn zu amüsieren. »Lass dich nicht vom äußeren Anschein täuschen, Robert«, sagte er.
    »Und die anderen Gäste?«
    »Es gibt keine anderen Gäste hier«, sagte Howard. »Schon lange nicht mehr. Rowlf und ich sind die einzigen, die hier leben. Die Pension war schon seit Jahren geschlossen, als ich dieses Haus gekauft habe. Und Rowlf ist ein wahrer Meister darin, potenzielle Gäste abzuwimmeln. Ihr seid sicher hier.«
    Ich antwortete nicht mehr, sondern stand auf. Plötzlich fühlte ich die
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