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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog
Autoren: Brigitte Riebe
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Glück.
    »Was ist mit Kramer?«, wollte Wilbeth wissen. »Hat der Bischof ihn aus der Stadt gejagt?«
    »Bischof Golser wird dies tun«, sagte Johannes. »Doch der Pater besitzt große Hartnäckigkeit. Er ist und bleibt ein gefährlicher Mann – und deshalb muss ich euch alle noch um einen Gefallen bitten.«
    »Es ist also doch noch nicht vorbei«, sagte Rosin. »Ich wusste es.«
    »Es ist vorbei«, widersprach Johannes. »Doch Kramers Angst vor euch scheint so übermächtig, dass er dem Bischof ein Versprechen abgerungen hat.«
    »Kramer – dem Bischof?« Barbara schüttelte den Kopf. »Was kann er noch wollen nach dem, was er uns angetan hat?« Sie deutete auf Hella, die ihren dicken Bauch wie eine Kugel vor sich her schob. »Soll sie ihr Kleines vielleicht doch noch im Gefängnis zur Welt bringen müssen?«
    »Ganz gleich, was geschieht, wir wollen ohnehin nicht hierbleiben«, rief Hella. »Andres hat im Salzburgischen eine gute Stelle als Salzschreiber gefunden. Wir verlassen diese enge Stadt zwischen den Bergen und fangen ein ganz neues Leben an.«
    »Du gehst weg, Hella?«, rief Lena.
    »Ja, das tue ich. Du aber bleibst hier und wirst mit deinem Johannes ein langes, glückliches Leben führen.«
    Die beiden umarmten sich.
    »Hella, das freut mich für dich und Andres«, sagte Johannes Merwais, griff nach Lenas Hand und ließ sie nicht mehr los. »Ich wünsche mir, dass ihr dort so glücklich werdet wie Lena und ich. Doch das wird alles erst möglich sein, wenn ihr Frauen der Bitte des Bischofs entsprochen habt. Er ist bei Kramer im Wort.«
    »Was verlangt der Pater von uns?«, fragte Bibiana. »Dieses Ungeheuer in Menschengestalt! Will er mich wieder halb ersäufen? Oder sich daran weiden, wie meine alten Knochen brechen?«
    »Schwören sollt ihr, dass ihr ihn aus Rache nicht mit Zauberkräften verfolgt – weder jetzt noch in aller Ewigkeit.«
    Die Freundinnen schauten sich an, dann brachen sie in lautes Gelächter aus.
    »Das kann er haben«, sagte Wilbeth, und ihre dunklen Augen blitzten. »Wenn er sich so sehr vor uns fürchtet. Diesen Wunsch erfüllen wir ihm gern. Können wir jetzt gehen?«
    »Einen Moment noch.« Johannes ging zur Tür und öffnete sie. Antonio de Caballis trat ein, gefolgt von Sebi, der sein Kästchen an sich presste.
    »Mein Elfenkind!« Els stürzte auf den Kleinen zu, gefolgt von Lena und Bibiana, die sich alle an ihn drückten. Es war zu sehen, wie sein Gesicht sich bei so viel ungewohnter Nähe schmerzlich verzog, doch zur Überraschung aller schien er diese ausnahmsweise halbwegs auszuhalten.
    »Wir sind gerade dabei, uns anzufreunden«, sagte Antonio. »Ich hab dem Spielmann eine kleine Laute abgekauft, die hilft uns sehr dabei. Wir müssen uns allerdings beeilen, denn ich werde nach Venedig gehen und für uns dort ein schönes Haus einrichten.«
    »Du willst Innsbruck verlassen?« Els starrte ihn erschrocken an. »Ausgerechnet jetzt …«
    »Nicht sofort, bella mora. Nach den Ereignissen der letzten Tage muss ich doch noch dafür sorgen, dass der Herzog anständige Guldiner bekommt. Aber irgendwann, wenn du endlich mein Weib geworden bist …«
    Ihr Lächeln war tief und glücklich.

     
    Ai – sie waren zurück, die Dämonen der Nacht.
    Zwickten ihn mit glühenden Gabeln, ließen Gesicht, Zunge und Lippen unerträglich anschwellen, jagten durch seine armen Augen leuchtende Sterne, Funken und Blitze. Plötzlich war auf der linken Seite nichts mehr da, nur eine leere Stelle, ein Loch, der Tod.
    In wilder Panik drehte Kramer sich um die eigene Achse, fing an, sich selbst in die Hand zu kneifen, erleichtert, dass er Schmerz spüren konnte.
    Doch die Höllenfahrt hatte gerade erst begonnen.
    Wie im Fieberwahn sah er ihre höhnischen Mienen, während sie die Hand zum Schwur erhoben und abfällig die Worte nachsprachen, die er ihnen abgetrotzt hatte.
    »Ich gelobe bei meiner unsterblichen Seele, keinerlei Zauber gegen Pater Heinrich Kramer auszusprechen, weder zum jetzigen Zeitpunkt noch irgendwann …«
    Sie logen – sie alle hatten gelogen!
    In ihren Augen hatte er es gelesen, in ihren Gesten, in der Art, wie sie sich von ihm abgewandt hatten, als umgebe ihn der Odem der Finsternis. Dabei waren sie es doch, die mit Satan gebuhlt hatten, die Jungen und die Alten, die ihm ihre Brüste angeboten und ihre Hintern in widernatürlicher Wollust entgegengestreckt hatten …
    Ai – noch niemals zuvor waren die Dämonen der Nacht so grausam gegen ihn gewesen.
    Er kroch mehr zu dem
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