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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe
Autoren: Rexanne Becnel
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Katastrophe führte, wenn man nicht nur an den jetzigen Gegner dachte, sondern auch schon an den nächsten. Er würde zunächst den jüngeren Fitz Hugh töten. Falls Randulf dann seinen Bruder rächen wollte, würde Rhys mit Freuden auch ihn zur Strecke bringen.
    Und wann wirst. du Isolde unter die Augen treten?
    Bei diesem Gedanken überlief ihn unwillkürlich ein kalter Schauer. Er sah selbst dass die Spitze des Langschwerts, seiner Lieblingswaffe, ein klein wenig zitterte. Und natürlich entging das auch Jasper Fitz Hugh nicht.
    »Zögerst du?«, fragte der Engländer. »Ist es Furcht die deine Hand zittern lässt - oder sind es Zweifel? Denn das ist nicht das Gleiche, Rhys.«
    Rhys packte den Schwertgriff noch fester, und ein stechender Schmerz schoss von seiner verletzten Hand in den ganzen Arm. Doch er begrüßte diesen Schmerz, der seine Wut zusätzlich entfachen würde. Er musterte seinen Feind von Kopf bis Fuß. Jasper war kein junger Mann mehr, aber er hatte kein Gramm Fett angesetzt war groß und muskulös. Ein würdiger Gegner ... »Wie könnte ich mich vor einem Kampf fürchten, auf den ich zwanzig Jahre sehnsüchtig gewartet habe?«
    »Ah, aber heute steht für dich viel mehr auf dem Spiel als damals. Vielleicht kommen dir doch gewisse Zweifel.«
    »Nichts hat sich geändert!«, schwor Rhys und ging zum Angriff über. Jasper sprang zurück, und die Klingen kreuzten sich zum ersten Mal - allerdings nur die Spitzen. Es war fast noch ein Spiel, wenn auch ein sehr gefährliches.
    Schaute Isolde zu?
    Wieder zitterte seine Hand, und sein Schwert schwankte ein wenig.
    »Isolde muss dich lieben«, sagte Jasper ruhig. »Es ist die einzige Erklärung für das seltsame Benehmen meiner Nichte. Sie muss dich heben.«
    »Nicht genug«, murmelte Rhys vor sich hin. Wieder griff er an, trieb Jasper mit wuchtigen Schlägen zurück. Nur vage nahm er die vielen Zuschauer wahr seine Männer, Fitz Hughs Männer ebenso wie Dutzende von Dörflern und Burgbewohnern, die sich diesen Zweikampf nicht entgehen lassen wollten. Er wusste, dass Randulf Fitz Hugh es kaum abwarten konnte, seinen jüngeren Bruder abzulösen. Doch vorher würde er dessen Tod mit ansehen müssen ...
    Jasper verlor an Boden, doch es war nur ein strategisches Manöver, wie Rhys sofort durchschaute. Viel mehr als diese geschickte Taktik störte ihn, dass der Mann seinen Mund nicht halten konnte!
    »Überleg dir, weshalb du gegen mich kämpfst«, rief er jetzt. »Es stimmt - ich habe deinen Vater an jenem Tag getötet. Aber dafür wurde Josselyn gerettet. Er wollte sie ermorden, doch zum Glück war ich schneller als er. Es war eine Rettung in allerletzter Minute. Glaubst du wirklich, dass er deine Loyalität verdient hat? Ein Mann, der eine wehrlose Frau abschlachten wollte? Und glaubst du, dass dein Vater so viel für die walisische Bevölkerung getan hätte wie Josselyn? Hätte er Menschen geheilt ernährt und ihnen ein besseres Leben beschert weil endlich Frieden in dieser unruhigen Gegend herrschte?«
    »Spar deinen Atem lieber für den Kampf auf!«, schnarrte Rhys. »Du wirst ihn noch brauchen.« Er wollte nichts von alldem hören und griff noch erbitterter an. Doch Jasper konterte. Nicht nur die Klingen kreuzten sich, sondern für Sekunden auch die Blicke.
    Wie sehr Jaspers Augen denen von Isolde glichen! Es versetzte Rhys einen Schock. Das gleiche klare Grau wie leuchtender Quarz ...
    »Nein!« Mit einem Wutschrei trieb Rhys den Gegner wieder zurück. Er wollte nicht im Gesicht seines Feindes Isoldes Augen sehen!
    Jasper stolperte über einen Stein, verlor das Gleichgewicht und landete auf einem Knie. Er kam zwar blitzschnell auf die Beine - noch bevor das Raunen der Zuschauer ganz verklungen war -, doch Rhys hätte genug Zeit für den vielleicht alles entscheidenden Stoß gehabt.
    Er verfluchte sich selbst dass er für den Bruchteil. einer Sekunde gezögert hatte. Verdammt wollte er denn wegen eines grauen Augenpaars sein Leben verlieren? Für eine Frau, der ihre Familie immer mehr bedeuten würde als er?
    »Uffern dan!« Um die Wut auf sich selbst abzureagieren, verdoppelte er die Wucht seiner Schläge, trieb Fitz Hugh in die Defensive. Keiner der beiden Männer hatte jetzt auch nur einen einzigen Atemzug für Unterhaltungen übrig. Sie keuchten ohnehin schon, während Funken von ihren Schwertern stoben. Beide rutschten immer wieder auf dem kalten, nassen Boden aus, der mit geschmolzenem Schnee durchtränkt war. Wie aus weiter Ferne hörte Rhys
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