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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe
Autoren: Rexanne Becnel
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ausgenutzt, um von der ersten schwachen Morgenröte bis in die Abendstunden hinein fieberhaft an ihrem Werk zu arbeiten. Heute hatte sie noch mehr Grund als sonst zur Eile. Langsam massierte sie mit kreisenden Bewegungen ihren gewaltigen Bauch. Baby Alan oder Alana - schien ungeduldig zu werden und war in seinem engen Gefängnis ein wenig nach unten gerutscht. Außerdem hatte -Isolde starke Rückenschmerzen. Was heute nicht fertig wurde, würde mehrere Monate unvollendet bleiben, vermutete sie.
    Sie drehte sich noch einmal im Kreis und begutachtete kritisch die verschiedenen Szenen: die Rosenranken gefielen ihr endlich, ebenso die Bergsilhouette im Osten und die Seitenansicht von Rosecliffe Castle. Die Wölfin war perfekt. Aber der Drache ... etwas an ihm stimmte, nicht ganz. Seine Augen, entschied sie nach geraumer Zeit. Es waren Rhys' schwarze Augen, aber ihnen fehlte noch das Funkeln, das sie so liebte. Manchmal, in leidenschaftlichen Stunden, hätte man fast glauben können, auf dem Grund seiner Augen wären Diamanten versteckt; zu anderen Zeiten war es eher ein weiches warmes Licht das von seiner Liebe Zeugnis ablegte.
    Während Isolde noch lächelnd überlegte, mit welcher Farbe sich dieses Funkeln am besten wiedergeben ließ, wurde hinter ihr die Tür geöffnet. »Lady Isolde, Ihr müsst jetzt endlich aufhören!«, schimpfte Magda. »Wenn schon nicht um Euretwillen, so wenigstens um meinetwillen. Ihr wisst doch, wie ärgerlich Odo wird, wenn die Mahlzeiten nicht pünktlich auf den Tisch kommen. Und er weigert sich, ohne Euch anzufangen.«
    Sie watschelte ins Zimmer. Ihr Bauch konnte es an Umfang fast mit Isoldes aufnehmen, die belustigt kicherte. »Wir zwei geben ein hübsches Paar ab, was? Aber ich glaube, dass ich meine schlanke Taille vor dir zurückbekomme, Magda.«
    »Oh, Mylady, ist Eure Zeit gekommen?« Magdas Augen weiteten sich besorgt. »Wir müssen Euch ins Bett bringen. Ich wusste doch ' dass man Euch nicht hätte erlauben dürfen, die vielen steilen Treppen zu steigen. Lord Rhys wird mir den Kopf abreißen, wenn er etwas davon erfährt.«
    »Du steigst diese Treppen ja auch«, protestierte Isolde. »Und du bist fast genauso schwerfällig wie ich. Also hör auf, so viel Aufhebens um meinen Zustand zu machen. Das tut Rhys schon mehr als genug. Die Wehen haben noch nicht eingesetzt, aber irgendwie fühle ich mich heute anders ... Vielleicht wird das Baby nicht schon heute Abend das Licht der Welt erblicken, aber bald. Sehr bald.«
    »Gut, dass Lord Rhys zurückgekehrt ist«, brummte Magda.
    »Was, er ist schon zurück? Warum hat mir das niemand gesagt?«
    »Genau deshalb bin ich ja hier, Mylady. Osborn hat ihn auf der alten Straße von Carreg Du gesichtet. Ich wollte Euch holen, damit Ihr ihn unten auf dem Hof begrüßen könnt.«
    »Damit er nicht erfährt was ich getrieben habe, stimmt's?« Das Baby trat sie kräftig, und Isolde lachte. »Also, gehen wir.«
    Arm in Arm stiegen sie schwerfällig die Treppen hinab. Das Wandgemälde war so gut wie fertig. Ihre Eltern würden in wenigen Tagen eintreffen. Rhys war auf dem Weg nach Hause. Ihr Leben könnte nicht vollkommener sein, dachte Isolde. Rhys liebte sie; er hatte Frieden mit ihrer Familie - und mit sich selbst - geschlossen; und bald würde sie ihm den letzten Beweis für ihre Liebe zeigen können. Sie konnte es kaum erwarten, ihren Mann zu sehen.
     
    Rhys galoppierte wie ein Besessener. Um die Mittagszeit hatte er plötzlich eine Vorahnung gehabt. Im Dorf hatte ein Baby gekreischt und er hatte gespürt wie seine Nackenhaare sich sträubten. Seine Geschäfte in Afon Bryn konnten Linus und Gandy auch ohne ihn zu Ende führen! Er hatte sofort den Heimritt angetreten. Er musste Isolde sehen! Er musste bei ihr sein! Er hätte sie niemals so kurz vor ihrer Niederkunft verlassen dürfen, selbst wenn sie versichert hatte, das Kind würde erst in einigen Wochen zur Welt kommen! Er hätte auf sein Herz hören und an ihrer Seite bleiben sollen!
    Er galoppierte durch Carreg Du und vorbei an den Feldern, die Rosecliffe umgaben. Die Feldarbeiter machten sich gerade auf den Heimweg - die einen nach Carreg Du, die anderen in den Ort unterhalb der Burg. Alles sah friedlich aus; doch Rhys machte sich schreckliche Sorgen um Isolde ...
    Hinter einer Wegbiegung sah er, dass Newlin und Tilly auf dem domen saßen, und winkte ihnen zu, nahm sich aber keine Zeit für einen Schwatz. Kurz darauf sichtete er die Burg mit ihrem neuen Turm. Er war zu Hause.
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