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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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getan?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Illyra tonlos. »Wir wollten Rache für unsere Kinder…«
    »Gütige Göttin!« hauchte Lalo ungläubig.
    »Nein – es gibt keine Götter, nur Macht…« Illyras Lachen klang hysterisch.
    »Und du hast es zugelassen – hast ihr geholfen?« Sein entsetzter Blick ruhte nun auf Gilla. »Du hast noch andere Kinder! Hast du denn nicht überlegt…«
    »Hast du überlegt, als du dem schwarzen Einhorn Leben gegeben hast?« (1) zischte sie, aber ihre Stimme brach. Sie deutete auf Latilla. »O Lalo – Lalo – hier ist meine Strafe!«
    »Nein!« rief er heftig. »Hat es dir nicht genügt, ein Kind zu verlieren? Sie hat sich nicht schuldig gemacht! Warum soll sie für unsere Sünden büßen?«
    »Schlag mich!« bat Gilla schluchzend. Vielleicht würde dann dieser schreckliche Schmerz ein wenig nachlasen.
    Lalo starrte sie an, und sein Gesicht schien zusammenzufallen. »Weib, wenn ich dich schlagen könnte, hätte ich es vor Jahren getan!« Als Gilla ihr Gesicht in den Händen vergrub, wandte er sich wieder an Illyra.
    »Ihr habt das getan – also bringt es wieder in Ordnung! Ich habe die Farben hier und die noch unbemalten Karten. Von uns würde in dieser Nacht ohnehin keiner schlafen. Ihr werdet mir die fehlenden Karten beschreiben, S’danzo, ich werde sie malen, und dann werdet Ihr sie noch einmal lesen!«
    Mit kraftloser Hand streifte Illyra das dichte Haar zurück. »Maler, ich weiß, was ich getan habe«, sagte sie dumpf. »Nehmt Eure Farben, und ich beschreibe Euch die Bilder, auch wenn es nicht helfen wird. Ich glaube, ich habe die Gabe, die ich mißbrauchte, verloren.«
    Lalo schauderte, aber seine Miene blieb unerbittlich, als er an seinen Arbeitstisch trat und sich daranmachte, die kleinen Farbtiegelchen zu öffnen. Gilla starrte ihn an, denn diese Miene hatte sie an ihrem Mann noch nie gesehen.
    »Die Erz-Sieben wird Roter Ton genannt, sie ist die Karte des Töpfers, des Handwerkers«, begann Illyra, als Lalo den Pinsel nahm. Dann fing Latilla zu wimmern an, und Gilla achtete nicht mehr auf die Worte der S’danzo, als sie sich über das Kind beugte, um es zu beruhigen.
    In der Nacht begann der Mob, die Toten und ihre Habe auf die Straße zu ziehen, um sie zu verbrennen, doch der Anblick von versengendem Brokat oder schmelzendem Gold war zu viel für so manche der weniger gesetzestreuen Bürger, also legten die entschlosseneren Feuer an die Häuser, ohne gründlich nachzusehen, ob noch jemand in ihnen am Leben war. Sowohl die Stiefsöhne wie das 3. Kommando hatten die Hände voll zu tun, um zu verhindern, daß die Flammen auf das Kaufmannsviertel übergriffen, während Walegrin und die Garnison den Palast vor dem Mob beschützten, der nach dem Tod von Prinz Kadakithis und der beysibischen Hure brüllte. Als die Sonne wie ein rotes Auge am Horizont aufging, war der Himmel von einer Düsternis, die an Zauberwetter erinnerte, aber diesmal kam das Böse ausschließlich von Sterblichen.
    Als Lalo schließlich aufwachte, brauchte er ein paar Augenblicke, bis ihm klar wurde, daß sein Kopf nicht von Fieber pochte, sondern weil er zusammengekauert an seinem Arbeitstisch geschlafen hatte, und daß das graue Licht, das durch die Vorhänge filterte nichts mit dem kühlen Morgengrauen zu tun hatte, sondern mit einem schrecklichen Mittag. Ächzend richtete er sich auf, blinzelte und schaute sich um.
    Vor ihm auf dem Tisch waren die letzten S’danzokarten. Illyra lag noch in ihrem Sessel. Entsetzt dachte Lalo flüchtig, sie sei tot, da wurde ihm bewußt, daß das Grauen und der Haß, die ihn in der Nacht erfüllt hatten, verschwunden waren und Verzweiflung zurückgelassen hatten. Gilla saß am Bett wie eine Statue, doch als er sich bewegte, öffnete sie die roten, verschwollenen Augen in dem abgehärmten Gesicht.
    »Wie…« Das Wort kam als Krächzen heraus. Lalo schluckte und zwang seine Stimme, ihm zu gehorchen.
    »Sie lebt«, sagte Gilla, »aber sie glüht noch.« Sie blickte ihn angsterfüllt an.
    Lalo plagte sich auf die Füße und ging zu ihr, und er erinnerte sich, wie er sich gefühlt hatte, als das schwarze Einhorn von der Wand gesprungen war. Das Einhorn war das Kind seines Stolzes gewesen und nur eine, wenngleich die schlimmste, seiner Sünden im Lauf der Jahre. Gillas einzige Sünde dagegen war aus ihrer Verzweiflung geboren. Vielleicht machte sie das zu passenden Lebensgefährten, doch das konnte er jetzt kaum zu ihr sagen.
    Statt dessen legte er den Arm um ihre
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