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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon
Autoren: Gordon R. Dickson
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Bariton mit einem merkwürdigen Akzent, der sich beinahe irisch oder vielleicht walisisch anhörte, und es klang so etwas wie leiser Hohn mit. „Wenn Sie etwas zu sagen hätten, mein Herr, ginge es im Universum zweifellos ein Gutteil vernünftiger zu. Aber es ist nun einmal nicht der Fall – nicht wahr? Und das Tier würde sich kaum hier, anstatt im Gepäckraum befinden, wenn es nicht einen guten Grund und eine ebenso gute Genehmigung dafür gäbe. Habe ich da nicht recht, werter Herr?“
    Diese Frage war an Jef gerichtet worden, und jetzt erschien plötzlich ein großer, drahtiger, schwarzhaariger Mann mit einem breiten, schmallippigen Mund unter einem dünnen schwarzen Schnurrbart und grünen Augen um die Ecke der Trennwand hinter Jefs Sitzabteil. Der Schnurrbart und die Augen zusammen gaben dem ganzen Gesicht des Mannes ein hämisches, teuflisches Aussehen. Jef hatte ihn während der zweiwöchigen Reise seit dem Start von der Erde bisher noch nicht gesehen, aber Jef hatte sich auch die meiste Zeit bei Mikey in der Kabine aufgehalten. Der Fremde lächelte und ließ sich, ohne auf eine Einladung zu warten, auf den Doppelsitz Jef gegenüber fallen.
    Jef sah ihn sich an und war auf der Hut. Weder das Leben noch sein Vater hatten ihn gelehrt, an überraschend auftauchende Freunde zu glauben. Ein Teil von ihm nahm die Einmischung des anderen sogar übel. Es gab keinen plausiblen Grund, warum dieser Mensch zu ihrer Rettung herbeieilen sollte, und gerade jetzt war Jef nicht in der Stimmung, mit irgendeinem seiner Mitmenschen zu sprechen. Aber der andere versuchte offensichtlich zu helfen, und heutzutage waren auf der Erde für arme Leute – und besonders für arme Leute aus Nordamerika – gute Manieren dermaßen zum Überleben notwendig, daß sie beinahe schon ein Zwang waren.
    „Sie haben recht, mein Herr“, antwortete Jef höflich. „Ich habe tatsächlich eine Genehmigung, und es ist erforderlich, daß der Maolot ständig bei mir ist.“
    „In der Tat. Wie wäre es auch anders möglich?“ meinte der schwarzhaarige Mann. Er hatte eine tragende Stimme. Sowohl seine Stimme als auch sein Benehmen waren ein wenig zu ironisch und zu pointiert, um ganz angenehm zu sein. Aber aus irgendeinem seltsamen Grund fand Jef das nicht mehr so unsympathisch wie beim ersten Auftauchen des anderen. Jef kannte den Mann nicht, und doch konnte er den Eindruck der Vertrautheit nicht abschütteln. Es war beinahe so, als sei der Fremde jemand, den er einmal gekannt hatte, an den er sich aber nicht mehr erinnern konnte. Ein merkwürdiges Gefühl. Seitdem Tod seiner Mutter und seines Vaters hatte er sich unter den Trillionen von Individuen, aus denen die menschliche Rasse bestand, vollkommen allein gefühlt. Gegen seinen Willen erwachten in ihm freundlichere Gefühle für den Fremden.
    „Martin Curragh ist mein Name“, stellte dieser sich vor. „Und wer sind Sie, mein Herr?“
    „Jef Aram Robini“, antwortete Jef. „Das ist Mikey.“
    Er beugte sich in seinem Sitz vor, um dem Mann die Hand zu reichen. Die Bewegung störte Mikey. Er hob kurz den Kopf, richtete ihn auf Martin Curragh und ließ ihn unerklärlicherweise wieder auf Jefs Knie fallen, ohne eine Spur von Neugier für den Neuankömmling zu zeigen.
    „Danke“, sagte Jef.
    Martin hob fragend die schwarzen Augenbrauen.
    „Ich meine“, erklärte Jef, „danke, daß Sie nicht versuchen, ihn zu streicheln. Die Leute scheinen stets das eine oder das andere Extrem darzustellen – sie fürchten sich vor ihm zu Tode, oder sie möchten ihn betatschen.“
    „Und das ist nicht ratsam?“
    „Nein“, sagte Jef. „Er ist eine Lebensform von Everon, nicht von der Erde. Seine Instinkte und Reaktionen sind nicht die eines irdischen Tieres. Wenn ein Fremder ihn berührt – und er kann die Berührung eines Fremden immer von der meinen unterscheiden –, wird er ängstlich.“
    „Ein gefährliches Tier also.“ Aber es klang nicht so, als ob dieser Martin Curragh seinen eigenen Worten wirklich glaubte. „Vielleicht hat der Herr recht, der soeben gesprochen hat.“
    „Nicht, wenn ich bei ihm bin“, erwiderte Jef kurz.
    „Und ist auch das eine Tatsache?“ Wieder schien Martin Curraghs Stimme eine Spur von Hohn zu enthalten, aber von neuem stellte Jef fest, daß seine merkwürdige Sympathie für den Mann stärker war als seine normalen Reaktionen.
    „Richtig“, sagte er. „Ich habe ihn von klein auf großgezogen. Ich habe die Stelle seiner Mutter eingenommen. Maolots bleiben, bis
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