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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon
Autoren: Gordon R. Dickson
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Lippen zusammen und sah von ihm weg, hinüber zu den Felsensäulen und den wartenden Gestalten darauf.
    „Dann willst du es versuchen, Jef?“ fragte Will.
    Jef wandte sich ihm zu.
    „Ich will es versuchen. Aber ich weiß nicht, wie.“
    Will nickte.
    „Was kann ich tun, um dir zu helfen?“
    „Nichts“, sagte Jef. „Ich weiß nicht einmal, ob das, was sie zu sehen wünschen, wirklich in uns … in mir ist.“
    „Es ist in dir“, stellte Jarji fest. Ihre Überzeugung war wie eine starke Hand, die ihn aufrecht hielt. „Es hätte sich alles gar nicht soweit entwickelt, daß sie dir Mikey gegeben haben und ihn mit dir aufwachsen ließen und dich und uns andere hierherbrachten, wenn es nicht in dir wäre. Die Frage ist nicht, ob es da ist, sondern ob du es ihnen übermitteln kannst.“
    Jef nickte. Er faßte neue Zuversicht.
    Sie mußte recht haben. Die Sache hätte nicht bis hierher gedeihen können, wenn von Anfang an nichts in ihm gewesen wäre. Würde es der Menschheit gänzlich an dem mangeln, was Everon zu finden wünschte, hätten sich er und jeder andere schon vor langer Zeit als das verraten, was sie wirklich waren. Und in diesem Fall hätte Mikey es schon auf der Erde gemerkt. Das wäre dann das Ende gewesen – nicht nur für ihn selbst, sondern auch für Mikey. Die Lebenskette auf Everon war ein einziges Wesen, aber das Band zwischen seinen Gliedern war eines der Zweckmäßigkeit, nicht der Zuneigung.
    Es ging um das Überleben, nicht um die Zuneigung. Was hatte er selbst erst vor ein paar Minuten gesagt? Die Liebe allein genügte nicht.
    Es war etwas, das über die Liebe hinausging. Es war etwas Grundlegendes …
    Das Gefühl dafür entstand zum ersten Mal deutlich in ihm. Es entwickelte sich aus der Vorstellung des Bildes, wie die Lebensmasse von Everon wachsam auf die irdische Lebensmasse blickte und fragte: „Passen wir zusammen? Können wir im ökologischen Sinn miteinander verschmelzen? Können wir ein Tier sein?“
    Das Everon-Leben wollte wissen, ob das Erdenleben den gleichen Gesetzen folgte wie das Everon-Leben. Dieselben Regeln und Verhaltensmuster mußten anzuwenden sein. Everon mußte in Erfahrung bringen, ob die Erde so funktionierte wie es selbst oder in entsprechender Weise verändert werden konnte. Aber alles, was Everon bisher gesehen hatte, war eine selbstzerstörerische, wahnsinnige Version der Gesetze, die es kannte, eine Version, in der sich eine einzelne Spezies gegen den Rest seiner eigenen ökologischen Kette gewandt hatte und sie zu seinem privaten Nutzen kannibalisch verschlang.
    Everon wollte einen Beweis dafür haben, daß dies nur eine vorübergehende Krankheit war und kein angeborener Fehler des Erdenlebens als Ganzes. Nichts Geringeres konnte Everon – mit den Maolots als Kopf des Gesamtwesens – daran hindern, die erdgeborene ökologische Kette zu vernichten.
    Wenn es zu einer solchen Zerstörung kam, so dachte Jef, dann hatte sie nichts mit Rachsucht zu tun. Viele der niedrigeren Formen des Erdlebens mochten sogar überleben und in die Everon-Kette aufgenommen werden. Aber der kranke, der menschliche Teil würde von allen Welten, auf denen er existierte, hinweggefegt werden.
    Doch nicht alle Menschen waren krank. Einige waren es nicht. Und die Rasse als Ganzes war in früheren Zeiten einmal gesund gewesen.
    In früheren Zeiten …
    Seine Gedanken wanderten in der Zeit zurück, durch die schmutzigen Jahrhunderte bis zu der Jugend der Männer und Frauen, zum späten Paläolithikum, als die Menschen – nun keinen Menschenaffen mehr, sondern echte Menschen – noch ein gesunder, funktionierender Teil der ökologischen Kette auf der Erde gewesen waren. Die Tierzeichnungen des Magdalenien in den Höhlen von Lascaux in der Dordogne – lebensecht gemaltes laufendes Rotwild, mittels Magie und eines Gefühls der Bruderschaft mit Farbe zum Leben gebracht –, Hirsche, Pferde, Rinder …
    Von ihnen über Jahrtausende bis zum Abschlachten des amerikanischen Büffels …
    Explosionsartig entwickelte sich in Jefs Gehirn der Gedanke an einen möglichen Beweis. Jarjis Hand immer noch in der seinen, trat er mit zwei schnellen Schritten auf den Wisentbullen zu, legte ihm den freien Arm um den Hals und hob den zottigen Schädel, so daß er ihm in die trüben, blicklosen Augen sehen konnte.
    „Wisent …“ sprach er ihn mit leiser, eindringlicher Stimme an. „Wisent, ich kenne dich. Ich kenne dich seit achttausend Jahren. Ich kenne dich jetzt. Ich kenne dich, Wisent …“
    Die
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