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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon
Autoren: Gordon R. Dickson
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hielten.
    „Was rechtfertigen?“ fragte Jarji.
    „Alles!“ Dieser Schrei rang sich aus seinem Innersten los. „Sie wollen, daß ich ihnen sage, warum sie versuchen sollten, mit uns zu leben. Sie wollen, daß ich ihnen die Antwort gebe. Sie wollen, daß ich ihnen einen Grund nenne, warum sie die menschliche Rasse am Leben lassen sollen!“
    „Dann mußt du versuchen, das zu tun“, verlangte Will.
    „Versuchen?“ Jef wandte sich ihm zu, ohne ihn zu sehen. Ihm war, als werde er auseinandergerissen und in Fetzen bis in die fernsten Ecken des Kosmos’ verteilt. „Ich? Aber ich bin der letzte im Universum, der das tun kann. Ich habe keine Verwendung für die übrige Menschheit. Ich bin immer einsam, immer ein Außenseiter gewesen, und ich hatte, seit ich mich erinnern kann, nie Verwendung für irgend jemanden, der nicht zu unserer Familie gehörte! Ich finde, daß wir es verdienen, ausgelöscht – und vergessen zu werden!“

19
     
    Stille herrschte im Tal der Throne.
    Es war, als hielten alle Anwesenden den Atem an, als habe der Ort nur deshalb eine jahrhundertealte Geschichte, damit sie in diesem Augenblick des Wartens innehalten konnte.
    „Nein“, sagte Wills Stimme. „Das glaube ich nicht.“
    Die Stille war nun gebrochen, und das ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Jef wandte sich seinem Bruder zu.
    „Nein“, wiederholte Will. „So empfindest du nicht. Ich kenne dich.“
    „Doch, Will.“ Jefs Stimme schmerzte ihn in der Kehle. „Es ist Jahre her, daß du mich gesehen hast. Der einzige Teil der menschlichen Rasse, für den ich Verwendung hatte, waren unser Vater und unsere Mutter. Du hättest auch dazugehört, aber du warst so lange weg. Als Vater und Mutter starben, war niemand mehr übrig.“
    Will rührte sich nicht. Er stand da und sah Jef ins Gesicht. Seine Stimme blieb sich völlig gleich.
    „Denke nach“, forderte er den jüngeren Bruder auf. „Du sagst, du findest keinen Grund, warum die menschliche Rasse leben sollte? Kein Teil? Kein einziger? Niemand?“
    „Ich meine nicht …“ Jef zögerte.
    Es war nicht so, daß er Zweifel in das setzte, was er jetzt empfand und seit dem Tod seiner Eltern empfunden hatte. Aber Wills unablässiges Fragen rief in ihm eine Furcht hervor, er hätte irgendwie etwas übersehen, etwas vergessen. Er blickte ringsum und sah Jarji.
    Sie beobachtete ihn gedankenvoll, aber so, als habe das, was sie beschäftigte, nichts mit der Frage zu tun, auf die Jef eine Antwort geben mußte. Er blickte sie an und erinnerte sich an ihre erste Begegnung, als sie mit untergeschlagenen Beinen ihm gegenüber am Feuer gesessen hatte, die Armbrust vor sich auf den Boden gelegt.
    Diese Erinnerung brachte ihm plötzlich noch etwas anderes ins Gedächtnis zurück. Wieder fiel ihm ein, wie er oben auf der Landetreppen des Raumschiffes gestanden hatte und der Raumhafen von Everon-Stadt vor ihm lag. Er war voller Bitterkeit gegen die Kolonisten gewesen, mit denen zusammen er gereist war. Jetzt spürte er es wieder genauso wie damals, aber zum ersten Mal erkannte er, daß unter dieser Bitterkeit sein Kindheitstraum vergraben gewesen war, alle Leute hier draußen auf der Welt würden von seiner Art sein, so, wie er Will und seine Eltern in Erinnerung hatte.
    Jetzt, wo er die Wahrheit kennengelernt hatte, wurde ihm klar, daß dieser Traum sogar das Zusammentreffen mit den Gästen bei Armages Diner, seine Auseinandersetzung mit Chavel, dem Tierarzt, und seine Enttäuschung über Martin, der Will in Verkleidung gewesen war, überlebt hatte, und er war wieder lebendig geworden, als er Jarji kennenlernte. Trotz ihrer Stachligkeit gehörte sie genau zu der Art von Menschen, die er auf Everon zu finden gehofft hatte.
    Jetzt sah er sein Leben in einem anderen Licht. Will hatte ihn immer besser gekannt als er sich selbst. Er hatte seine Hoffnung, Menschen zu finden, zu denen er gehören konnte, nie begraben. Er hatte sich nur selbst vorgemacht, er sei gern allein und brauchte keinen anderen.
    Er hielt Jarji seine Hand hin, und sie ergriff sie. Die Berührung ihrer Finger schickte so etwas wie chemisch erzeugte Hitze durch seinen Körper.
    „Du hast recht“, sagte er zu Will. „Ich glaube, im Grunde hasse ich niemanden so sehr.“
    „Es sind die Maolots, die uns hassen!“ rief Armage dazwischen.
    „Nein“, widersprach Jef.
    „Nein? Was meinen Sie mit ,nein’? Natürlich hassen sie uns. Das liegt in ihrer Natur!“
    „Nein“, versicherte Jef ihm. „Nicht in ihrer Natur. Es
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