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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens
Autoren: Bernard Cornwell
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uns wieder und wieder an all unsere Kämpfe.
    In diesem Moment erklang ein Schrei, und als ich mich umwandte, sah ich Ivarrs Sohn auf mich zugaloppieren. Er stürzte sich
     auf mich, wie sein Vater sich auf mich gestürzt hatte, ganz Wut und unüberlegte Raserei, und er beugte sich aus dem Sattel,
     um mich in zwei Stücke zu hauen, und ich fing seine Klinge mit Schlangenhauch ab, und Schlangenhauch war das weit bessere
     Schwert. Sein Hieb schrammte über meinen Arm, doch seine Klinge brach. Ivar galoppierte an mir vorbei, hielt noch den Rest
     seines Schwertes in der Hand, und dann holten zwei Krieger seines Vaters zu ihm auf und zwangen ihn weg, bevor ich ihn töten
     konnte. Ich rief nach Witnere.
    Er kam zu mir. Ich tätschelte seine Nase, griff nach dem Sattel und schwang mich auf seinen Rücken. Dann wandte ich mich zu
     Ivarrs führungslosem Schildwall um und rief mit einer Handbewegung Guthred und Ragnar an meine Seite. Wir ritten bis auf zwanzig
     Schritte Entfernung an den Schildwall heran. «Ivarr Ivarsohn ist in Walhalla eingezogen», rief ich, «und er ist einen würdigen
     Tod gestorben! Ich bin Uhtred Ragnarson! Ich bin der Mann, der Ubba Lothbrokson getötet hat, und dies ist mein Freund, Graf
     Ragnar, der Kjartan den Grausamen getötet hat! Wir dienen König Guthred.»
    «Seid Ihr ein Christ?», rief einer der Männer.
    Ich zeigte ihnen mein Hammeramulett. Die Krieger |468| gaben die Nachricht von Kjartans Tod durch die lange Reihe des waffenstarrenden Schildwalls weiter. «Ich bin kein Christ»,
     rief ich, als sie wieder ruhig waren. «Aber ich habe den Zauber der Christen gesehen! Und die Christen haben ihren Zauber
     über König Guthred wirken lassen! Ist von euch noch keiner zum Opfer von Zauberei geworden? Hat keiner von euch sein Vieh
     sterben oder seine Frau krank werden sehen? Ihr alle habt Zauberei erlebt, und die Christen können mächtige Zauber bewirken!
     Sie haben Leichen und abgeschlagene Köpfe, und sie benutzen sie für ihren Zauber, und sie haben ihre magischen Sprüche über
     unseren König gesprochen! Aber ihr Zauberer hat einen Fehler gemacht. Er ist zu habgierig geworden, und letzte Nacht hat er
     König Guthred ein wertvolles Kleinod gestohlen! Doch Odin hat seine magischen Sprüche unwirksam werden lassen!» Ich drehte
     mich im Sattel um und sah, dass Finan endlich aus der Festung kam.
    Er war von einem Handgemenge am Eingang der Festung aufgehalten worden. Einige der Geistlichen hatten versucht, Finan und
     Sihtric am Verlassen der Festung zu hindern, doch dann hatten sich ein paar von Ragnars Dänen eingemischt, und nun ritt der
     Ire über die Wiese auf mich zu. Er führte Pater Hrothweard an seiner Seite, besser gesagt, Finan hatte Hrothweard am Schopf
     gepackt, sodass dem Priester nichts anderes übrig blieb, als neben dem Pferd des Iren entlangzustolpern.
    «Das ist der Christenhexer. Hrothweard», schrie ich. «Er hat König Guthred mit seinen Zaubersprüchen in Bann geschlagen, mit
     der magischen Kraft von Leichnamen, aber nun haben wir seine Taten aufgedeckt, und wir haben die Macht seiner Beschwörungen
     über König Guthred gebrochen! Und nun frage ich euch: Was soll mit dem Hexer geschehen?»
    |469| Darauf gab es nur eine Antwort. Die Dänen wussten, dass Hrothweard Guthreds Berater gewesen war, und sie wollten seinen Tod.
     Hrothweard kniete mittlerweile mit gefalteten Händen im Gras und starrte zu Guthred empor. «Nein, Herr!», flehte er.
    «Ihr seid der Dieb?», fragte Guthred ungläubig.
    «Ich habe das Reliquiar in seinem Gepäck gefunden, Herr», sagte Finan und hielt den goldenen Behälter in die Höhe. «Er hatte
     es in eines seiner Hemden eingewickelt.»
    «Er lügt», widersprach Hrothweard.
    «Er ist Euer Dieb, Herr», sagte Finan ehrerbietig, und dann bekreuzigte er sich. «Ich schwöre es bei unserem toten Herrn Christus.»
    «Er ist ein Zauberer», rief ich Ivarrs Dänen zu. «Er wird euren Rindern die Drehkrankheit anhexen, er wird die Braunfäule
     auf euer Getreide herabrufen, er wird eure Frauen unfruchtbar und eure Kinder krank machen! Wollt ihr ihn haben?»
    Sie brüllten vor lauter Begehrlichkeit und Hrothweards Schluchzen wurde unbeherrschbar.
    «Ihr könnt ihn haben», schrie ich, «wenn ihr Guthred als euren König anerkennt.»
    Sie riefen uns ihr Treueversprechen entgegen. Dann begannen sie wieder, mit ihren Schwertern und Speeren auf ihre Schilde
     zu trommeln, doch dieses Mal zeigten sie damit ihre Anerkennung Guthreds als
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