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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)
Autoren: Liaquat Ahamed
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sind. Wir antworten Ihnen, dass die großen Städte auf unseren weiten und fruchtbaren Ebenen liegen. Brennt eure Städte nieder und verlasst unsere Farmen, dann werden eure Städte wie durch Zauberhand wieder entstehen. Aber wenn ihr unsere Farmen zerstört, wird das Gras in der Stadt wachsen … Ihr werdet den Arbeitern diese Dornenkrone nicht aufdrücken. Ihr werdet die Menschheit nicht an einem Kreuz aus Gold kreuzigen.«
    Das war eine Botschaft, deren Zeit gekommen und schon wieder vergangen war. Zehn Jahre vor dieser Rede hatten zwei Goldprospektoren in Südafrika bei einem Sonntagsspaziergang auf einer Farm in Witwatersrand eine Felsformation entdeckt, die sie als Goldader identifizierten. Sie erwies sich als Teil einer der weltweit größten Goldlagerstätten. Zum Zeitpunkt von Bryans Rede war die Goldproduktion um 50 Prozent gestiegen, Südafrika hatte die USA als weltweit größten Goldförderer überholt, und der Mangel an Gold war vorbei. Die Preise aller Güter, auch die der landwirtschaftlichen Rohstoffe, begannen wieder zu steigen. Bryan wurde zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten bestimmt – 1900 und 1908 noch zwei weitere Male –, aber er wurde nie zum Präsidenten der USA gewählt.
    Obwohl die Preise während des Goldstandards in großen Zyklen und in Abhängigkeit von der verfügbaren Goldmenge stiegen und fielen, war die Neigung dieser Kurven flach, und letztlich fielen die Preise wieder auf ihren Ausgangspunkt zurück. Der Goldstandard funktionierte zwar bei der Kontrolle der Inflation, war aber nicht in der Lage, die Arten von finanziellem Aufstieg und Niedergang zu verhindern, die die ökonomische Landschaft von nun an so stark kennzeichnen sollten. Diese Blasen und Krisen scheinen tief in der menschlichen Natur verwurzelt zu sein und nicht vom kapitalistischen System getrennt werden zu können. Nach einer bekannten Zählung gab es seit dem frühen 17. Jahrhundert 60 verschiedene Krisen. Die erste dokumentierte Bankpanik kann man allerdings auf das Jahr 33 n. Chr. datieren, als Kaiser Tiberius eine Million Goldstücke aus öffentlichen Mitteln in das römische Finanzsystem pumpen musste, um es vor dem Zusammenbruch zu bewahren.
    Alle diese Episoden wiesen Unterschiede im Detail auf. Manche hatten ihren Ursprung am Aktienmarkt, andere am Kreditmarkt, manche an den Devisenmärkten und einige sogar in der Welt der Rohstoffe. Manchmal betrafen sie nur ein einziges Land, schränkten seine Kreditvergabe ein, und verschreckte Bankkunden räumten ihre Konten leer.
    Wäre in diesen sogenannten Krisenzeiten nichts anderes passiert, als dass verblendete Anleger und Gläubiger ihr Geld verloren hätten, dann hätte das niemanden sonst interessiert. Aber ein Problem in der einen Bank löste Ängste vor Problemen bei anderen Banken aus. Und weil die Finanzinstitutionen so eng miteinander verflochten waren und einander hohe Summen liehen, konnten sich auch schon im 19. Jahrhundert Probleme auf einem Gebiet auf das gesamte System auswirken. Eben deshalb, weil sich Krisen ausbreiteten und die Integrität des ganzen Systems bedrohten, kamen die Zentralbanken ins Spiel. Sie waren nicht mehr nur die Hüter des Goldstandards, sondern nahmen noch eine zweite Rolle ein: die Verhinderung von Bankpaniken und anderen Finanzkrisen.
    Die Zentralbanken besaßen mächtige Instrumente, um mit solchen Ausbrüchen fertig zu werden; vor allem ihre Ermächtigung, Geld zu drucken und ihre Fähigkeit, ihre großen, konzentrierten Goldbestände zu überwachen. Aber trotz dieses Arsenals an Instrumenten war das Ziel einer Zentralbank in einer Finanzkrise sehr einfach und doch nur schwer zu erreichen: die Wiederherstellung des Vertrauens in die Banken.
    Solche Zusammenbrüche sind keine historische Kuriosität. Jetzt, da ich dies hier im Oktober 2008 schreibe, befindet sich die Welt mitten in einer solchen Panik – der schwersten seit 75 Jahren, seit dem Ansturm auf die Banken von 1931 bis 1933, die in den letzten Kapiteln dieses Buchs so prominent behandelt werden. Die Kreditmärkte sind eingefroren, die Finanzinstitutionen horten Bargeld, jede Woche gehen Banken unter oder werden übernommen, und die Aktienmärkte brechen ein. Nichts macht die Zerbrechlichkeit des Bankensystems oder die Macht einer Finanzkrise deutlicher, als wenn man quasi aus dem Auge des Sturms heraus über diese Themen schreibt. Wenn man beobachtet, wie die Zentralbanker dieser Welt und Finanzbevollmächtigte mit der aktuellen Situation ringen –
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