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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)
Autoren: Liaquat Ahamed
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in Form von Gold um die Welt, was ungefähr einem Viertel des gesamten Währungsumlaufs entsprach. Weitere 15 Prozent waren Silbermünzen, der Rest war Papiergeld. Goldmünzen waren allerdings nur ein Teil des Gesamtbildes – und nicht der wichtigste.
    Der Großteil des monetären Goldes auf der Welt, fast zwei Drittel, befand sich nicht im Umlauf, sondern war in Barrenform tief unter der Erde in Banktresoren verborgen. Obwohl jede Bank eine gewisse Menge Barrengold hielt, lag in jedem Land der Großteil des nationalen Goldschatzes in den Gewölben der Zentralbank. Dieser verborgene Schatz lieferte die Reserven für das Banksystem, bestimmte die Geld- und Kreditversorgung innerhalb der Volkswirtschaft und diente als Verankerung für den Goldstandard.
    Die Zentralbanken hatten zwar das Recht erhalten, Währungen herauszugeben – also im Prinzip Geld zu drucken, aber um sicherzustellen, dass dieses Privileg nicht missbraucht wurde, war jede von ihnen per Gesetz dazu verpflichtet, eine gewisse Menge Gold als Stützung ihres Papiergeldes zu halten. Diese Regeln waren von Land zu Land verschieden. Bei der Bank of England waren zwar die ersten 75 Millionen Pfund Papiergeld davon ausgenommen, aber jeder darüber hinausgehende Betrag erforderte eine vollständige Golddeckung. Die Federal Reserve (die Fed) war dagegen verpflichtet, 40 Prozent aller ausgegebenen Währung in Gold zur Verfügung zu halten – ohne jede Ausnahme. So verschieden diese Regulierungen auch waren, lag ihr Zweck letztlich doch darin, die Menge jeder einzelnen Währung automatisch und fast mechanisch an die Goldreserven der jeweiligen Zentralbank zu koppeln.
    Um den Fluss der Währung in die Wirtschaft zu kontrollieren, variierten die Zentralbanken die Leitzinsen. Es war, als drehe man den Knopf an einem gewaltigen monetären Thermostat ein wenig nach oben oder nach unten. Wenn sich Gold in den Tresoren der Bank ansammelte, senkten sie die Kreditkosten, ermutigten Verbraucher und Unternehmen, sich zu verschulden und so mehr Geld in das System zu pumpen. War Gold dagegen rar, dann wurden die Zinsen angehoben, Konsumenten und Firmen nahmen weniger Kredite auf, und die umlaufende Währungsmenge reduzierte sich. Da der Wert einer Währung per Gesetz an ein bestimmte Menge Gold gebunden war, und weil die Währungsmenge, die emittiert werden konnte von der Menge der Goldreserven abhing, mussten die Regierungen innerhalb ihrer Möglichkeiten leben; wenn ihnen das Bargeld ausging, konnten sie den Wert der Währung nicht manipulieren. Daher blieb die Inflation niedrig. Der Beitritt zum Goldstandard wurde zu einem »Ehrenzeichen«; zu einem Signal, dass alle daran teilnehmenden Regierungen sich zu einer stabilen Währung und zu einer orthodoxen Finanzpolitik verpflichtet hatten. 1914 hatten 59 Länder ihre Währungen an das Gold gebunden.
    Nur wenige Menschen bemerkten, wie fragil dieses System war, weil es auf einer derart schmalen Grundlage errichtet worden war. Die gesamte je in der ganzen Welt geförderte Goldmenge reichte kaum aus, ein bescheidenes zweistöckiges Stadthaus zu füllen. Neue Lieferungen waren weder stabil noch vorhersagbar, sie hingen von der Förderung ab und kamen nur rein zufällig in genügenden Mengen zustande, um den Bedarf der Weltwirtschaft zu decken. Wenn es kaum neue Goldfunde gab, zum Beispiel zwischen den Goldrausch-Phasen in Kalifornien und Australien während der 1850er-Jahre und den Entdeckungen in Südafrika in den 1890er-Jahren, sanken daher auf der ganzen Welt die Rohstoffpreise.
    Natürlich gab es auch Kritiker des Goldstandards. Manche waren einfach Spinner, andere glaubten jedoch, dass vor allem in Phasen sinkender Preise die Interessen von Produzenten und Schuldnern geschädigt wurden. Vor allem galt dies für die Landwirte, die ja beiden Gruppen angehörten.
    Der bekannteste Befürworter einer lockereren Geldpolitik und leichterer Kreditvergabe war Williams Jennings Bryan, der populistische Kongressabgeordnete aus dem Farmerstaat Nebraska. Er kämpfte unermüdlich, um den privilegierten Status des Goldes zu durchbrechen und für eine Ausweitung der Kreditbasis durch die Aufnahme von Silber als Reservemetall. 1896 hielt er auf dem Parteitag der Demokraten eine der großen Reden der amerikanischen Geschichte – reich an glänzender Rhetorik und mit tiefer, herrischer Stimme vorgetragen. An die Bankiers aus dem Osten gewandt sagte er: »Sie sind hergekommen, um uns zu sagen, dass die großen Städte für den Goldstandard
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