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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler
Autoren: Oliver P�tzsch
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brennende Fackeln in die zerstörten Häuser. Die trockenen Binsen und die mit Ried gedeckten Dächer fingen innerhalb von Sekunden Feuer, schon bald leckten die Flammen an den Fenstern und Türen. Ein gewaltiges Knistern und Prasseln war zu hören, das nur vom Weinen und Schreien der Frauen übertönt wurde.
    Sie hatten die Weiber auf dem Dorfplatz zusammengetrieben. Etwa zwanzig waren es. Der fette Hüne Friedrich Lettner ging von einer zur anderen. Die alten und hässlichen Frauen stieß er zur Seite. Eine Greisin schlug wild um sich, Friedrich packte sie wie eine Puppe und warf sie in eines der brennenden Häuser. Schon bald hörte das Schreien auf. Danach kehrte Ruhe ein, von den Bäuerinnen war nur noch ein gelegentliches Wimmern zu vernehmen.
    Schließlich hatten die Männer ein gutes Dutzend Frauen aussortiert, die jüngste von ihnen ein etwa zehnjähriges Mädchen, das mit offenem Mund und weiten Augen in die Ferne starrte. Ihr Verstand schien sie bereits verlassen zu haben.
    »So ist’s recht«, knurrte Philipp Lettner und ging die Reihe der zitternden Bäuerinnen ab. »Wer kuscht, sieht morgen die Sonne noch. Ist kein schlechtes Leben als Landserbraut. Gibt einen besseren Fraß als das, was euch eure Böcke hier vorgesetzt haben.« Die anderen Söldner lachten; das Kichern des jungen Karl klang hoch und schrill, wie die falsche zweite Stimme in einem Chor von Wahnsinnigen.
    Plötzlichblieb Philipp Lettner vor einem gefangenen Mädchen stehen. Es hatte zerzaustes schwarzes Haar, das wohl sonst zu einem Dutt hochgebunden war, nun aber fast bis zur Hüfte reichte. Das Mädchen mochte vielleicht siebzehn, achtzehn Jahre alt sein. Mit seinen buschigen Augenbrauen und dem funkelnden Blick darunter erinnerte es Lettner an eine kleine zornige Katze. Die junge Frau zitterte, doch ihren Kopf hielt sie aufrecht. Das grobe braune Bauernkleid war eingerissen, so dass eine der Brüste freilag. Lettner starrte auf die kleine feste Brustwarze, die durch die Kälte hart geworden war. Ein feines Lächeln zog sich über sein Gesicht, er deutete auf das Mädchen.
    »Die dort ist meine«, sagte er. »Um den Rest könnt ihr euch meinethalben die Köpfe einschlagen.«
    Schon wollte er nach der jungen Bäuerin greifen, als sich hinter ihm mit einem Räuspern sein Bruder Friedrich bemerkbar machte. »So geht das nicht, Philipp«, murrte er. »Ich hab sie zwischen den Ähren gefunden, sie gehört mir.«
    »Ach ja?« Philipps Stimme war kalt und schneidend. » Du hast sie also gefunden. Mag sein, aber du hast sie offenbar wieder laufen lassen …«
    Er näherte sich seinem Bruder, bis er direkt vor ihm stand. Friedrich war wesentlich stärker und breit wie ein Weinfass, trotzdem wich er leicht zurück. Wenn Philipp in Wut geriet, spielte Körperkraft keine Rolle mehr. Das war schon als Kind so gewesen. Auch jetzt schien er kurz davor zu explodieren, seine Wimpern zuckten leicht, seine Lippen bildeten einen schmalen, blutleeren Strich.
    »Ich hab die Kleine in einer Truhe drüben in dem großen Haus aufgestöbert«, flüsterte Philipp. »Hat wohl geglaubt, sie könnte sich dort verkriechen wie eine Maus. Nun,wir hatten schon ein bisschen Spaß. Doch sie ist störrisch. Man muss ihr erst noch Manieren beibringen. Ich glaube, dass ich das am besten kann …«
    Von einem Augenblick auf den anderen wich die Härte aus Philipps Augen. Er lächelte wieder und schlug seinem Bruder versöhnlich auf die Schulter.
    »Aber du hast recht. Warum soll der Anführer das beste Stück Weib bekommen? Wo ich mir doch schon drei der Kühe und die beiden Schweine nehm, nicht wahr?« Philipps Blick wanderte an den übrigen Söldnern entlang, doch keiner wagte zu widersprechen. »Weißt du was, Friedrich?«, sagte er schließlich. »Wir machen es wie früher, wie damals bei uns in Leutkirchen beim Müller-Wirt. Wir würfeln um das Weib.«
    »Wir … würfeln?« Friedrich stockte. »Wir zwei? Jetzt?«
    Philipp Lettner schüttelte den Kopf. Er runzelte die Stirn, als würde er über etwas Schwieriges nachdenken. »Nein, ich denk, das wär nicht gerecht«, fuhr er fort. »Wir alle würfeln.« Er blickte in die Runde. »Nicht wahr? Wir alle haben ein Recht auf dieses pralle, schmucke Weibsbild!«
    Die anderen lachten und ließen ihn hochleben. Philipp Lettner war ein Anführer ganz nach ihrem Geschmack. Vor ihm waren alle gleich, Brüder wie Kameraden. Ein dreimal verfluchter Satansbraten, mit einem Herz so schwarz wie der Arsch des Teufels! Der junge Karl
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