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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler
Autoren: Oliver P�tzsch
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Aber es hat nichts geholfen, der Schmutz ist geblieben. Wie ein unsichtbares Kainsmal, das nur ich seh.«
    »Du hast viel geschwiegen«, murmelte der Henker. »Bis heute hast du darüber geschwiegen.«
    Anna-Maria Kuisl schloss kurz die Augen, dann fuhr sie fort. »Als wir nach Ingolstadt gekommen sind, bin ich dir kurz entwischt. Bei einer alten Hebamme war ich, unten am Fluss. Sie hat mir ein Pulver gegeben, mit dem ich’s wegmachenkonnte. Das Blut hat es rausgespült, es war nichts weiter als … als eine rote Masse, wie stockiger Brei.« Tränen traten ihr in die Augen. »Eine Woche später haben wir uns das erste Mal geliebt. Ich hab mich an dir festgehalten und an nichts anderes gedacht.«
    Jakob Kuisl nickte, den Blick starr in die Vergangenheit gerichtet. »Den ganzen Rücken hast du mir zerkratzt. Ich hab mich lang gefragt, ob’s Schmerz oder Lust gewesen ist.«
    Anna-Maria Kuisl lächelte. »Die Lust hat mir geholfen, den Schmerz zu vergessen. Die Lust und die Liebe.«
    »Dieses Pulver von der Hebamme«, fragte der Henker. »Was war das?«
    Seine Frau beugte sich zu ihm hinüber und fuhr die Falten seines Gesichts nach. Sie durchzogen seine Haut wie tiefe Ackerfurchen, jede einzelne kannte sie seit Jahren.
    »Mutterkorn«, flüsterte sie. »Eine Gabe Gottes oder des Teufels, ganz wie du willst. Du darfst nur nicht zu viel nehmen. Sonst fliegst du in den Himmel und kommst nie mehr zurück.«
    »Eher in die Hölle«, murmelte der Henker.
    Dann schloss er seine Frau in die Arme und ließ sie so lange nicht mehr los, bis die Birkenscheite im Kamin zu einem kleinen glühenden Haufen heruntergebrannt waren.

Reiseführerdurch
Regensburg
    Das Buch, das Sie gerade gelesen haben, ist eigentlich eine Liebeserklärung. Denn wenn man eine Stadt lieben kann, dann liebe ich Regensburg. Und ich hoffe, dass es Ihnen nach der Lektüre auch ein bisschen so geht. Sollten Sie nun einen Besuch planen, dann kann ich Sie beruhigen: Das heutige Regensburg stinkt nicht, alle Straßen sind gepflastert, und Sie werden auch nicht in den Narrenkäfig am Rathaus gesperrt, wenn Sie nach 20  Uhr noch auf der Straße sind.
    Regensburg ist in Bayern, aber es fühlt sich sehr italienisch an. Es gibt enge Gassen, Kaffeetische im Freien, jede Menge Kirchen, einen richtigen Dom – und eine Stadtgeschichte, die bis zu den Römern zurückreicht. Alles in allem eine wunderbare Stadt, die mittlerweile zum U NESCO -Weltkulturerbe erklärt wurde.
    Wenn Sie Regensburg näher kennenlernen wollen, empfiehlt sich eine Führung, entweder mit einem der städtischen Führer oder mit der STADTMAUS – ein Veranstalter, dessen originelle Touren mit Schauspielern und kleinen Einlagen das alte Regensburg wieder zum Leben erwecken. Aber vielleicht haben Sie ja auch Lust, auf den Spuren der Henkerstochter all die Orte aufzusuchen, die in meinem Buch eine Rolle spielen.
    FallsSie jemand sind, der bei Büchern das Nachwort zuerst liest, dann seien Sie an dieser Stelle gewarnt: Wenn Sie jetzt weiterlesen, erfahren Sie auch, wer in dem Kriminalfall der Täter ist. Wollen Sie das? Nein? Dann sollten Sie besser sofort zum Prolog blättern und mit der Lektüre des Romans beginnen. Viel Spaß dabei!
    Falls Sie jedoch bereits am Ende des Romans angelangt sind und ihn gemocht haben, dann fahren Sie nach Regensburg, vielleicht für ein Wochenende, ziehen Sie sich bequeme Straßenschuhe an, schnappen sich dieses Buch und marschieren Sie los. Für den folgenden Stadtrundgang müssen Sie mindestens einen Tag einplanen, besser sogar zwei. Schließlich sind Sie ja im Urlaub und nicht Teilnehmer eines Stadtmarathons.
    Wie Magdalena und Simon beginnen wir unseren Rundgang durch Regensburg unten an der Donaulände neben der Steinernen Brücke . Sie ist die älteste Steinbrücke Deutschlands und markierte bis ins 19.  Jahrhundert die Grenze zwischen der freien Reichsstadt Regensburg und dem Herzog- und Kurfürstentum Bayern. Für die Menschen im Mittelalter war sie mit ihren fünfzehn Rundbögen ein Weltwunder, wenn nicht sogar ein Werk des Teufels.
    Auch noch im 17 . Jahrhundert, zur Zeit des Romans, galt Regensburg dank der schiffbaren Donau als wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Deutschen Reich. Von hier ging es weiter nach Wien und in Richtung Schwarzes Meer. An der Donaulände wimmelte es von Flößern und Fuhrleuten, und es trieben sich wohl auch viele zwielichtige Gesellen herum. Das Haus des Floßmeisters Karl Gessner werden Sie hier vergeblich suchen, ich habe es
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