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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution
Autoren: Brenda Joyce
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die besten Freunde. An anderen Abenden brannte das Feuer im Leuchtturm, um die Schmuggler zu warnen, wenn die Staatsmacht im Anmarsch war. Jacks Schiff lag unten am Ufer vor Anker, und in der ganzen Bucht herrschte hektisches Treiben. Fässer und Kisten wurden eiligst in den Höhlen des Kliffs versteckt. Jack und seine Leute flüchteten in ihre Verstecke, während die britischen Soldaten zu Fuß die Klippen hinabstürmten und auf jeden schossen, der noch zu sehen war.
    Julianne war schon als kleines Kind Zeuge von alledem geworden. Niemand in der ganzen Gegend hielt Schmuggeln für ein Verbrechen. Hier gehörte es einfach zum Leben dazu.
    Ihre Beine und ihr Rücken schmerzten fürchterlich. Sie ritt nicht mehr sehr oft hoch zu Ross, schon gar nicht seitlich im Damensattel, aber in ihrem Musselinkleid blieb ihr nichts anderes übrig. Es war nicht leicht, bei dem scharfen Tempo auf dem gemieteten Gaul das Gleichgewicht zu halten. Lucas hatte ihr viele besorgte Blicke zugeworfen und ein paar Mal angeboten, eine Pause einzulegen. Doch da Julianne befürchtete, dass Amelia noch bei den Nachbarn war und sich der sterbende Fremde allein im Haus aufhalten könnte, hatte sie abgelehnt.
    Während die beiden den mit zerstampften Muscheln ausgelegten Weg zum Haus hinauftrotteten, erblickte sie zuerst die beiden Pferde hinter den Ställen, die ein wenig vom Haus zurückgesetzt standen. Amelia war also doch wieder zu Hause.
    Sie stiegen ab. Lucas ergriff ihre Zügel. „Ich kümmere mich um die Pferde.“ Er lächelte. „Morgen wird dir alles wehtun.“
    Julianne verzog das Gesicht. „Mir tut jetzt schon alles weh.“
    Lucas brachte die beiden Pferde zu den Ställen.
    Julianne raffte ihre Röcke und eilte die Treppe hinauf. Das Haus war ein lang gezogenes Rechteck mit drei Stockwerken. Im obersten Stockwerk waren die Speicher und früher auch die Räume der Bediensteten, die sich die Familie nun nicht mehr leisten konnte. Die Eingangshalle bestand noch in ihrer ursprünglichen Form. Es war ein großer Raum, in dem früher Gäste bewirtet worden waren. Die Fußböden waren mit dunkelgrauem, die Wände mit einem helleren Stein der gleichen Art gemauert, und rechts und links hingen zwei Portraits ihrer Vorfahren sowie ein paar altertümliche Schwerter über Kreuz. Am einen Ende des Saals befand sich ein großer Kamin, vor dem zwei stattliche burgunderrote Sessel standen.
    Julianne eilte durch die Halle, an einem kleinen Salon mit moderneren Möbeln, der düsteren Bibliothek und dem Esszimmer vorbei und schritt die schmale Treppe hinauf.
    Dort traf sie Amelia. Sie hatte feuchte Tücher und einen Krug in der Hand. Die Schwestern hielten inne, als sie einander erblickten. „Wie geht es ihm?“, rief Julianne.
    Amelia war so zierlich, wie Julianne groß war. Ihr dunkelblondes Haar war streng zurückgekämmt, ihr besorgter Gesichtsausdruck wich der Erleichterung. „Dem Himmel sei Dank, dass du wieder da bist. Weißt du, dass Jack einen Sterbenden hergebracht hat?“, fragte sie ungläubig.
    „Das sieht Jack ähnlich! Und vermutlich ist er längst wieder weg. Lucas hat es mir erzählt. Er kümmert sich um die Pferde. Was kann ich tun?“
    Amelia wandte sich abrupt um und stieg die Treppe wieder hinauf. Ihr ganzer Körper wirkte angespannt. Sie lief rasch einen dunklen Flur entlang, in dem weitere kaum erkennbare, bis zu zweihundert Jahre alte Familienportraits hingen. Die Wandleuchter brannten nicht. Lucas hatte sich vor Jahren in der elterlichen Schlafkammer eingerichtet, und auch Jack besaß sein eigenes Gemach. Nur Julianne und Amelia teilten sich eine Kammer, was beiden nichts ausmachte, da sie es nur zum Schlafen nutzten. Die einzige Gästekammer blieb meist unberührt, Gäste waren in Greystone eine Seltenheit.
    Amelia blieb vor der offenen Tür des Zimmers stehen und warf Julianne einen besorgten Blick zu. „Doktor Eakins ist gerade gegangen.“
    Durch die Fenster der Gästekammer blickte man auf die felsigen Strände der Bucht und hinaus auf den Atlantischen Ozean. Die tiefstehende Sonne tauchte die kleine Kammer in seichtes Licht. Neben dem Bett gab es einen Tisch mit zwei Stühlen, eine Kommode und einen Kleiderschrank. Julianne erschauderte, als sie den Mann auf dem Bett erblickte.
    Ihr Herz pochte.
    Der Fremde trug kein Hemd, nur das Betttuch bedeckte seine Hüften. Sie wollte ihn nicht anstarren, aber so, wie er dalag, blieb nicht viel der Fantasie überlassen. Er war sehr groß, dunkel und muskulös. Der Anblick eines
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