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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution
Autoren: Brenda Joyce
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Zorn. „Du würdest doch selbst niemals einen Menschen in Not abweisen! Und das selbst dann nicht, wenn es sich um einen französischen Aristokraten handeln sollte.“
    Lucas hatte recht. Dennoch drückte Julianne das Rückgrat durch. „So leid es mir tut, Lucas, aber du kannst mich nicht herumkommandieren.“
    „Aber sicher kann ich das. Du bist meine Schwester. Du bist erst einundzwanzig Jahre alt. Du lebst unter meinem Dach, ich bin für dich verantwortlich. Ich bin das Haupt dieser Familie. Und du tust gefälligst, was ich dir sage, und sei es nur dieses eine Mal in deinem ach so verantwortungslosen, unabhängigen Leben!“
    Julianne wusste nicht, was sie tun sollte. Sollte sie ihrem Bruder hier in aller Öffentlichkeit die Stirn bieten? Was konnte er dagegen schon unternehmen? Er würde sie niemals von Greystone fortjagen oder ihr ihren Erbteil vorenthalten.
    „Willst du dich mir etwa widersetzen?“ Lucas war fassungslos. „Nach allem, was ich für dich getan habe, nach allem, was ich dir für die Zukunft versprochen habe?“
    Sie errötete. Lucas hatte recht. Jeder andere Vormund hätte sie längst in eine Ehe gezwungen. Lucas hingegen war zwar kein großer Romantiker, aber er wünschte seiner Schwester dennoch einen Werber, für den sie echte Gefühle aufbringen konnte. Er hatte ihr versichert, dass er sich nicht vorstellen konnte, sie an einen langweiligen alten Gutsbesitzer zu fesseln, der politischen Widerspruch für dummes Geschwätz hielt. Lieber sollte sie sich mit einem Mann verbinden, der ihren ungewöhnlichen Charakter und ihre offen ausgesprochenen Ansichten schätzte.
    „Ich werde meine Prinzipien nicht aufgeben“, sagte sie schließlich. „Auch wenn du der beste Bruder bist, den es gibt!“
    „Du brauchst mir nicht zu schmeicheln! Niemand will dich dazu bringen, deine Prinzipien aufzugeben. Ich bitte dich lediglich darum, dich künftig etwas diskreter zu verhalten. Solange wir uns im Krieg befinden, solltest du dich von diesen radikalen Vereinigungen fernhalten.“
    Sie wusste, dass sie moralisch verpflichtet war, ihrem älteren Bruder zu gehorchen. Aber ob es ihr tatsächlich gelingen würde, seinem Wunsch zu folgen, wusste sie nicht. „Du bringst mich in eine schreckliche Lage“, sagte sie.
    „Gut“, schnaufte er ruhig, „Aber deshalb habe ich den armen Wallach nicht über den ganzen Sprengel gejagt, um dich zu suchen. Wir haben einen Gast auf Greystone.“
    Mit einem Mal waren all ihre Gedanken an ihre revolutionären Ideale verschwunden. Ein Gast war im Haus? Sie hatten nicht einmal Lucas erwartet, und nun war auch noch ein Fremder im Haus? Sie hatten nur eine Flasche Wein, die Gästekammern waren ebenso wenig gerichtet wie die Eingangshalle und der Salon und die spärlich gefüllte Speisekammer gab wenig her, um einen Gast zu überraschen. Aber Lucas wirkte so düster, dass alles andere in den Hintergrund trat „Lucas?“
    „Jack hat ihn vor ein paar Stunden zu uns gebracht.“ Er drehte sich um und griff nach den Zügeln des Pferds. Mit dem Rücken zu ihr sagte er: „Ich weiß selbst nicht, wer er ist. Vermutlich ist es auch nur ein Schmuggler. Jedenfalls brauche ich dich im Haus. Jack ist auf dem Weg zum Arzt. Es steht schlimm um den armen Burschen. Er wird vermutlich sterben.“
    Greystone kam in Sicht. Es war ein zweihundert Jahre alter Herrensitz aus hellem Stein mit hohen, gewundenen Schieferdächern, der auf einem fast weißen baumlosen Kliff lag, umgeben von kahler Moorlandschaft unter einem grauen freudlosen Himmel. Die gesamte Umgebung wirkte öde und verlassen.
    Unterhalb von Greystone lag die kleine Siedlung Sennen Cove an der gleichnamigen Bucht. Die Leute hier lebten beinahe am südwestlichsten Vorsprung Englands, nur eine gute Meile von Land´s End entfernt, wo der Atlantik auf den Ärmelkanal trifft. Die wilden Geschichten, die man sich hier draußen von den Abenteuern, Triumphen und Missgeschicken der Schmuggler und Zollfahnder erzählte, waren teilweise wahr und teilweise Legende. Juliannes Familie hatte schon immer weggesehen, wenn Kisten voller unverzolltem Whisky, Tabak und Tee in der Bucht von ihren Freunden und Nachbarn an Land gebracht wurden. Stets taten sie so, als seien ihnen jedwede unerlaubte Tätigkeit vollkommen unbekannt. An manchen Abenden dinierte der in Penzance stationierte Zollagent mit seiner Frau und seinen Töchtern hier im Hause, trank den besten französischen Wein und erzählte seinen Gastgebern den neusten Klatsch, als wären sie
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