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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution
Autoren: Brenda Joyce
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rutschte das Lächeln aus dem Gesicht. „Das ist nicht fair, Lucas.“
    „Im Krieg gibt es keine Fairness.“ Lucas blickte seine Schwester kalt an.
    Er missbilligte ihre Ansichten seit Jahren stillschweigend, doch seit der Krieg ausgebrochen war, ließ er keinen Zweifel mehr daran. Julianne lächelte zurückhaltend.
    „Du bist wieder zu Hause. Wir haben dich noch nicht erwartet.“
    „Offensichtlich. Ich bin den ganzen Weg von Greystone hierher galoppiert, Julianne.“ Seine Stimme klang bedrohlich. Sie wusste, dass er zum Jähzorn neigte und sah ihm seine Wut förmlich an.
    Sie streckte ihren Rücken. „Ich nehme an, du bist wegen mir hergeeilt? Ist etwas mit Momma passiert? Oder mit Jack?“ Ihr Herz setzte aus.
    „Momma und Jack geht es gut. Ich muss unter vier Augen mit dir reden, und das duldet keinen Aufschub.“
    Toms Gesicht fiel in sich zusammen. „Vielleicht gehst du ein andermal mit mir essen, Julianne?“
    „Selbstverständlich“, versicherte sie ihm. Tom verbeugte sich vor Lucas, der die Geste nicht erwiderte. Als Tom fortgegangen war, wandte sie sich verständnislos ihrem Bruder zu. „Bist du auf mich wütend?“
    „Als Billy mir erzählte, dass du in die Stadt gefahren bist, um an einer Zusammenkunft teilzunehmen, konnte ich es nicht fassen. Ich wusste sofort, was er damit meinte.“ Billy lebte in der Nachbarschaft und kümmerte sich nachmittags um die beiden Pferde der Familie. „Wir haben wiederholt über diese Angelegenheit gesprochen, Julianne, zuletzt nach der Proklamation des Königs im Mai.“
    Sie verschränkte die Arme. „Ja, wir haben unsere Meinungsverschiedenheiten erörtert. Du weißt genau, dass du kein Recht dazu hast, mir deine Tory-Ansichten aufzudrängen.“
    Er wusste, dass sie ihn absichtlich beleidigen wollte und konnte seine Wut kaum bändigen. Er spürte die Zornesröte in sich aufsteigen. „Ich habe überhaupt nicht vor, dir deine Meinung zu nehmen“, rief er aus. „Aber ich muss dich vor dir selbst schützen. Mein Gott! Die Proklamation des Königs verbietet ausdrücklich aufrührerische Zusammenkünfte, Julianne. Sich vor der Proklamation solchen Aktivitäten hinzugeben war eine Sache, aber jetzt ist das etwas anderes.“
    In gewisser Weise hat er recht, dachte sie. Sie bereute es, ihn einen Tory genannt zu haben. Es war kindisch. „Wie kommst du darauf, unsere Treffen aufwieglerisch zu nennen?“
    „Weil ich dich schließlich kenne!“, rief er jähzornig. „Sich für jedermanns Menschenrechte einzusetzen ist eine wundervolle Sache, Julianne, aber wir befinden uns im Krieg! Ihr unterstützt die Regierung, gegen die wir kämpfen. Das ist Aufruhr, man könnte es sogar Hochverrat nennen.“ Seine grauen Augen funkelten. „Wir können Gott danken, dass wir in St. Just leben, wo sich außer den Zollfahndern kein Mensch um unsere Angelegenheiten schert.“
    Julianne zuckte erschrocken zusammen. Sie dachte an den fürchterlichen Streit mit dem Hutmacher. „Wir setzen uns zusammen, um über den Fortgang des Krieges und die Ereignisse in Frankreich zu debattieren und die Ansichten von Thomas Paine zu verbreiten. Das ist alles“, versuchte sie zu beschwichtigen. Aber natürlich war ihr klar, dass sie alle wegen Aufruhr vor den Richter treten müssten, würde die Regierung sich die Mühe machen, ihren kleinen Club zur Kenntnis zu nehmen. Bislang wusste Whitehall nichts von seiner Existenz.
    „Du schreibst an diese verfluchten Jakobiner in Paris, das brauchst du gar nicht abzustreiten. Amelia hat es mir erzählt.“
    Julianne konnte nicht fassen, dass ihre Schwester ihr Vertrauen hintergangen hatte.
    „Sie hat geschworen, es niemandem zu erzählen!“
    „Auch sie will dich nur vor dir selbst beschützen! Du darfst nicht mehr zu diesen Zusammenkünften gehen. Und du musst aufhören, an die Jakobiner zu schreiben. Dieser Krieg ist eine sehr ernste und gefährliche Angelegenheit, Julianne. Jeden Tag sterben Menschen und das nicht nur auf den Schlachtfeldern in Flandern oder am Rhein. Sie sterben in den Straßen von Paris und in den Weinbergen auf dem Lande!“ Lucas’ Augen funkelten noch immer vor Wut, doch er mäßigte seinen Ton. „Ich habe in London vieles gehört. Solche revolutionären Treffen werden nicht länger geduldet werden, während unsere Männer auf dem Kontinent sterben und unsere Freunde in Scharen aus Frankreich fliehen.“
    „Es sind deine Freunde, nicht meine.“ Julianne konnte kaum glauben, was sie eben gesagt hatte.
    Lucas wurde rot vor
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