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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution
Autoren: Brenda Joyce
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Wenn Lucas wüsste, wer dieser Mann war, würde er es ihr ganz sicher erzählen. Sie musste sich irren.
    Julianne betrachtete den Fremden. Sie war ratlos, weil sie nicht in der Lage war, ihm zu helfen. Sie strich ihm eine dunkle Strähne aus dem Gesicht. Plötzlich warf er sich so heftig hin und her, dass er dabei ihren Schenkel berührte. Entsetzt sprang sie auf.
    Er schrie: „Où est-elle? Qui est responsable?“
    Wo ist sie? Wer hat das getan , übersetzte sie im Stillen. Er schlug noch heftiger um sich, und Julianne befürchtete schon, er könnte sich noch mehr verletzen, doch dann stöhnte er auf und sackte wieder in sich zusammen. Offenbar hatte der Fremde große Schmerzen.
    Julianne setzte sich wieder auf die Bettkante und strich über seine glühende Schulter. „Monsieur, je m´appelle Julianne. Il faut que vous reposez maintenant.“
    Der Mann atmete schwer, aber er bewegte sich nicht mehr. Sein Körper schien noch mehr zu glühen, aber das musste ihre Einbildung sein. Und dann begann er zu sprechen.
    Für einen Augenblick glaubte sie, er wolle ihr etwas sagen. Aber er stieß seine Sätze so schnell und so wütend aus, so verzweifelt, dass er sich in einem Fieberwahn befinden musste.
    „Bitte“, sagte sie sanft auf Französisch. „Sie haben Fieber. Bitte versuchen Sie zu schlafen.“
    „Non! Nous ne pouvons pas nous retirer!“ Er war kaum zu verstehen, doch sie versuchte, hinter den Sinn seiner hastig ausgestoßenen Wörter zu kommen. Wir können jetzt nicht zurück , hatte er gesagt. Julianne zweifelte nicht mehr, dass er wirklich Franzose war. Kein Engländer könnte seine Sprache so akzentfrei sprechen. Kein Engländer würde im Fieberwahn eine Fremdsprache benutzen.
    Julianne beugte sich vor, um ihn besser verstehen zu können. Aber er warf sich wieder heftig hin und her, rollte auf den Rücken, und schrie die ganze Zeit. Es waren wilde Flüche. Sie dürfen nicht zurückweichen. Sie können sich nicht zurückziehen. Ging es um eine Schlacht? Er schrie: Zu viele sind gestorben, aber sie mussten die Front halten! Nein, nein! Kein Rückzug! Haltet die Front! Für die Freiheit!
    Julianne umklammerte seine glühende Schulter, während ihr die Tränen in die Augen stiegen. Ganz eindeutig durchlebte er noch einmal eine fürchterliche Schlacht, die er und seine Leute zu verlieren im Begriff waren. Konnte es sein, dass er ein Offizier der französischen Armee war?
    „Pour la liberté!“ , rief er. „Weiter, weiter!“
    Sie streichelte seine Schulter, um ihn zu beruhigen.
    Der ganze Fluss hat sich von Blut rot gefärbt. Zu viele mussten sterben. Der Priester ist tot. Sie konnten sich nicht halten. Der Tag war verloren!
    Er weinte.
    Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Noch nie hatte sie einen erwachsenen Mann weinen sehen. „Sie fiebern, Monsieur “, sagte sie zaghaft, „aber jetzt sind Sie in Sicherheit.“
    Der Fremde lag schwer keuchend auf dem Bett. Seine Wangen waren tränennass und seine Brust glänzte vor Schweiß.
    „Ich bin erschüttert über das, was Sie durchmachen mussten“, sagte sie. „Aber Sie sind nicht mehr auf dem Schlachtfeld. Sie sind in England, in meinem Heim. Hier sind Sie sicher, selbst wenn Sie Jakobiner sein sollten. Ich werde Sie verstecken und beschützen, das verspreche ich Ihnen!“
    Der Fremde schien sich zu entspannen. Vielleicht war er eingeschlafen.
    Julianne atmete tief ein. Er war ein französischer Offizier, da war sie ganz sicher. Er könnte sogar ein Edelmann sein, denn auch einige französische Adelige waren der Revolution zugetan und kämpften für die Republik. Er hatte eine furchtbare Niederlage erlitten, bei der viele seiner Männer gefallen waren. Diese furchtbare Erfahrung verfolgte ihn in seinem Fieber. Julianne litt mit ihm. Aber wie um alles in der Welt war der Fremde zu Jack gekommen? Jack hielt nicht viel von der Revolution, auch wenn er kein britischer Patriot war. Ihm war der Krieg nur recht, weil die Schmuggelei nun viel mehr Gewinn einbrachte als vor der Revolution.
    Der Mann fühlte sich so heiß an. Sie strich ihm über die Brauen, doch plötzlich stieg Zorn in ihr auf. Wo blieb nur Amelia? Warum kam sie nicht endlich mit dem Salzwasser in die Kammer? „Sie brennen innerlich, Monsieur “, fuhr Julianne in seiner Muttersprache fort. „Sie müssen zur Ruhe kommen, damit Sie wieder gesund werden.“
    Irgendwie mussten sie das Fieber senken. Sie tauchte das Tuch in den Krug und legte es ihm um Schultern und Hals. Dann befeuchtete sie ein
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