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Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin
Autoren: Sophie Kinsella
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befestigte.
    »Gratulation«, setzte er hinzu.
    »Wozu?«, fragte Milly, ohne nachzudenken.
    »Eine glückliche Ehe!«, sagte der Junge mit unbewegter Stimme. Er nickte ihr zu und ging davon, bevor Milly noch etwas erwidern konnte.
    »Wer war das?«, erkundigte sich Allan, der plötzlich neben ihr auftauchte.
    »Keine Ahnung«, sagte Milly. »Er hat uns eine glückliche Ehe gewünscht.«
    »Eine glückliche Scheidung wohl eher«, meinte Rupert, der Allans Hand umklammerte. Milly sah ihn an. Sein Gesicht leuchtete; er wirkte schöner denn je.
    »Milly. Ich bin dir sehr dankbar«, sagte Allan. »Wir beide sind es.«
    »Keine Ursache«, sagte Milly. »Es hat Spaß gemacht, ehrlich!«
    »Na, trotzdem. Wir haben hier eine Kleinigkeit für dich.« Nach einem Blick zu Rupert griff Allan in seine Tasche und reichte Milly eine kleine Schachtel. »Süßwasserperlen«, erklärte er, während sie die Schachtel öffnete. »Wir hoffen, sie gefallen dir.«
    »Oh, und wie!« Milly blickte strahlend von einem zum anderen. »Das wäre aber doch nicht nötig gewesen!«
    »Wir wollten es aber«, erwiderte Allan ernst. »Als Dank dafür, dass du eine tolle Freundin bist – und eine perfekte Braut.« Er befestigte die Kette um Millys Hals, und sie errötete vor Freude. »Du siehst schön aus«, sagte er leise. »Die schönste Ehefrau, die sich ein Mann erhoffen kann.«
    »Tja«, sagte Rupert, »und wie wär’s jetzt mit etwas Champagner?«
    Den Rest des Tages verbrachten sie damit, auf dem Cherwell Stechkahn zu fahren, erlesenen Champagner zu trinken und extravagante Trinksprüche aufeinander auszubringen. In den folgenden Tagen verbrachte Milly jede freie Minute mit Rupert und Allan. An den Wochenenden fuhren sie aufs Land und veranstalteten verschwenderische Picknicks auf karierten Decken. Sie besuchten den Blenheim Palace, und Milly bestand darauf, im Gästebuch mit Mr. und Mrs. Allan Kepinski zu unterschreiben. Drei Wochen später, als ihre Zeit im Sekretärinnencollege um war, reservierten Allan und Rupert im Randolph einen Tisch und ließen Milly drei Gänge bestellen, ohne dass sie sich die Preise anschauen durfte.
    Am nächsten Tag brachte Allan sie zum Bahnhof, half ihr beim Verstauen des Gepäcks und trocknete ihre Tränen mit einem seidenen Taschentuch. Er küsste sie zum Abschied, versprach zu schreiben und sagte, sie würden sich bald in London treffen.
    Milly sah ihn niemals wieder.

1. Kapitel
    Zehn Jahre später
    Das Zimmer war groß und luftig, und man blickte über die Straßen von Bath, die eine feine Schicht Januarschnee bedeckte. Vor ein paar Jahren war der Raum in traditionellem Stil mit gestreiften Tapeten und ein paar guten georgianischen Möbelstücken neu eingerichtet worden. Augenblicklich verschwanden diese allerdings unter einem Meer bunter Kleidungsstücke, CD s, Zeitschriften und Make-up. Den schönen Mahagonischrank in einer Ecke verdeckte fast völlig ein riesiger weißer Kleidersack aus Baumwolle; auf dem Sekretär stand eine Hutschachtel; auf dem Boden beim Bett lag ein Koffer, halb gefüllt mit Kleidungsstücken für Flitterwochen in warmen Regionen.
    Milly, die einige Zeit vorher zum Fertigpacken hochgekommen war, lehnte sich gemütlich auf ihrem Schlafzimmerstuhl zurück, sah auf die Uhr und biss in einen kandierten Apfel. Auf ihrem Schoß hielt sie Hochglanzmagazine, geöffnet bei den Ratgeberseiten, deren erste mit »Liebe Anne« begann. »Ich habe ein Geheimnis vor meinem Mann.« Milly verdrehte die Augen. Sie brauchte den Rat nicht einmal zu lesen. Der lautete nämlich immer gleich. Sag die Wahrheit. Sei ehrlich. Wie eine Art weltlicher Katechismus, den man, einmal auswendig gelernt, ohne nachzudenken herbeten konnte.
    Ihre Augen wanderten zum zweiten Problem. »Liebe Anne, ich verdiene viel mehr Geld als mein Freund.« Milly nagte geringschätzig an ihrem kandierten Apfel. Die hatte Probleme! Sie blätterte zu den Homestyle-Seiten weiter und erspähte eine Auswahl teurer Papierkörbe. So etwas fehlte eigentlich noch auf ihrer Hochzeitsliste. Vielleicht war es noch nicht zu spät.
    Unten klingelte es an der Tür, doch sie rührte sich nicht. Simon konnte es nicht sein, noch nicht; wahrscheinlich einer der Pensionsgäste. Träge hob Milly den Blick von ihrer Zeitschrift und sah sich in ihrem Zimmer um. Seit zweiundzwanzig Jahren wohnte sie hier, und zwar, seitdem die Familie Havill in die Bertram Street gezogen war und sie mit der Verzweiflung einer Sechsjährigen erfolglos gebettelt hatte, man
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