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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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aus. »Woher weißt du das?«
    »Er wollte, dass ich ihren Sohn heile. Ich habe mich geweigert, und der Vater hat etwas von einem Boot gesagt. Und Kione hat gehört, wie der Erhabene gesagt hat, sie wollten da vonsegeln.« Ich zuckte mit den Schultern. »Es passt alles zusammen.«
    »Zertanik sagte schon, du wärest viel klüger, als du aussiehst.«
    Ich war nicht sicher, wie ich das auffassen sollte. »Und was hast du herausgefunden?«, fragte ich. Meine Knie zitterten so stark, dass Jeatar es vermutlich sehen konnte. Nicht, dass ich etwas gehabt hätte, um sie zu bedecken.
    »Vermutlich das Gleiche wie du. Vinnot hat die Lehrlinge getestet, indem er sie mit Schmerz überladen hat. Das hat nichts mit dem Pynvium zu tun, aber es hat etwas mit dem Herzog zu tun.«
    »Er ist auf der Suche nach anormalen Lösern.«
    Jeatar erbleichte und sah ehrlich entsetzt aus. »Er ist was? Warum?«
    »Das weiß ich wirklich nicht.« Was immer es war, er schien nicht gewollt zu haben, dass der Erhabene davon erfährt. Das deutete darauf hin, dass der Herzog weitreichendere Pläne hatte, als ich angenommen hatte. »Ich muss gehen«, sagte ich, obwohl ich mich kaum auf den Beinen halten konnte.
    »Was hast du da oben gemacht, Nya?«
    »Denkst du, in den Schränken gibt es irgendwelche Kleider, die mir passen?«
    »Nya.«
    »Ich bin sicher, Tali ist inzwischen krank vor Sorge. Womöglich denkt sie, ich wäre tot. Ich muss meine Schwester suchen.« O ihr Heiligen, wie oft hatte ich dergleichen in dieser Woche schon gesagt.
    »Ich habe jemanden nach ihr geschickt, er braucht nur länger, als ich gedacht habe.«
    »Das ist mir egal. Ich muss sie finden.«
    »Ich weiß, aber ich kann dich jetzt nicht gehen lassen. Du bist da draußen nicht sicher.«
    »Ich bin nirgends mehr sicher.«
    Seufzend fuhr er mit beiden Händen durch sein Haar. »Lanelle hat den Leuten erzählt, du könntest Pynvium entladen«, sagte er in scharfem Ton. »Es gibt sogar Gerüchte, du könntest es leeren. Sie hat es jedem Gildeangehörigen auf die Nase gebunden, der bereit war, ihr zuzuhören.«
    Meine Knie gaben nach, und ich fiel zurück auf die Liege.
    »Ich habe sie mir geschnappt und ihr genug Angst gemacht, um sie für eine Weile zum Schweigen zu bringen, aber lange wird das nicht vorhalten. Dein Geheimnis ist keines mehr, Nya. Wenn der Herzog davon erfährt, dann hetzt er dir seine besten Greifer auf den Hals, selbst wenn nichts davon wahr ist.«
    »Ich weiß.«
    »Und ich bin nicht sicher, was das Konsortium tun würde.«
    »Aber du arbeitest doch dafür.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich übernehme jede Arbeit, die sich anbietet.«
    Ich schlug die Hände vor das Gesicht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte nicht damit gerechnet, je wieder irgendetwas tun zu müssen.
    »Nya«, sagte er sanft. »Was hast du im Amtszimmer des Erhabenen getan?«
    Was hatte ich getan? Ich hatte zwei Männer getötet. Hatte genug Pynvium geblitzt, um einen ganzen Gebäudeflügel zu zerstören. Und es überlebt. O ihr Heiligen! Ich hatte es überlebt! »Ich kann dir das nicht erzählen. Das weißt du.«
    Er starrte mich einen Moment lang schweigend an, dann nickte er. »Ja, ich nehme an, du hast recht«, sagte er listig. »Aber ich wüsste es wirklich gern.«
    Es gab so viele Dinge, die ich gern gewusst hätte. Ich hob den Kopf. Es war noch nicht vorbei, sosehr ich es auch wünschte. »Weißt du, wer all diese Leute waren, in die ich vorher Schmerz transferiert habe? Der Fischer?«
    Sichtlich überrascht starrte er mich mit offen stehendem Mund an. Dann nickte er. »Es gibt Aufzeichnungen darüber.«
    »Hat Zertanik hier etwas von dem gestohlenen Pynvium?«
    »Ja. Ich habe etwas gefunden, als du bewusstlos warst.«
    »Ich brauche es. Und die Namen und Adressen der Leute, denen ich Schmerz gegeben habe. Ich will zu ihnen, sobald Tali hier ist.«
    Zu seinen Gunsten sei gesagt, dass er sich nicht zierte. »Ich hole dir alles. Und ich sehe nach, ob ich etwas zum Anziehen für dich finde.«
    »Danke.« Ich sollte ihm nicht trauen, aber ich wollte. Ich musste. Er hatte keinen Grund gehabt, meinen Namen geheim zu halten, aber er hatte es getan. Er hätte mich geradewegs zum Generalgouverneur bringen können, als ich bewusstlos war, aber er hatte mich hier versteckt.
    Er brachte mir Kleidung und führte mich zu einem Waschraum, in dem ich mich umziehen konnte. Zertaniks Zuhause war ebenso opulent wie seine Geschäftsräume. Wie viel davon war gestohlen? Oder hatte er das
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