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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman
Autoren: Gloria Frost
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Winterweiß aufmischen würden.
    Tante Halina schimpfte, die Kleinen würden sich in der Eiseskälte den Tod holen, steckte sie in Wannen mit heißem Kamillendampfbad, rubbelte alle trocken und zog ihnen Nachtgewänder an.
    „Isabella und Karina sind unvernünftig und verantwortungslos“, zeterte sie. Richard Sander verschloss ihr den Mund mit Küssen, woraufhin sie zahm wie ein Lammchen hinter ihm hertrottete.
    Mollig warm war’s im großen Zelt. Die Gaukler hockten sich um die Feuerstelle, tranken Rotwein und lauschten Großmutters Geschichten, die sie mit gedämpfter Stimme erzählte. Von Dämonen und Geistern handelten sie, die in den Raunächten Ausgang hätten und Menschen und Tiere, wenn sie sich nach Einbruch der Dunkelheit nach draußen wagten, ins Reich der Untoten verschleppten.
    Da ahnte Isabella, warum Winfried vorhin die Angst ins Gesicht geschrieben stand. Und als sie in die Runde schaute, gewahrte sie, dass nicht nur in den Augen der Kinder Furcht flimmerte. Die Erwachsenen lauschten ebenso gebannt den unheimlichen Ausführungen über Wotans wilde Jagd.
    „Alberne Schauermärchen“, unterbrach sie Giovanna. „Merkst du nicht, wie du damit die Kinder erschrickst? Und mir scheint, den Eltern geht es genauso.“
    „Schweig still, Isabella. Was Großmutter sagt, ist wahr, wird seit Jahrhunderten von Generation zu Generation überliefert“, fuhr ausgerechnet Karina sie an. „Was weißt du schon von den Göttern? Hast sogar die Wintersonnenwende verschlafen.“
    „Du meinst wohl Weihnachten? Die Geburt des Heilands.“
    „Nenn es, wie du willst. Es ist für Christen ebenso wie die alten Germanen immer ein bedeutendes Fest gewesen, das man nicht ungestraft im Land der Träume verbringt.“
    Richard trat hinter seine Tochter, legte den Arm um sie. „ Wage es niemand, meinem Kind den Mund zu verbieten. Keiner von euch kann ermessen, welches Martyrium es hinter sich hat. Ich bin froh und dankbar, dass sie nach den Tortouren im Schlaf für einige Zeit Vergessen fand.“
    Auch Paul stellte sich schützend neben die Gerettete. „Sie hat die Hölle durchlebt.“
    „Das sagt der Richtige. Bist du es nicht, der den unschuldigen Opfern der christlichen Kirchen und deren Landesherren die Hölle heiß macht? Du und deine Kumpane, Henker?“, brüllte Rinaldo, dem der Wein zu Kopf gestiegen war. „Wie vielen Kindern wurden die Mütter geraubt, weil sie unter der Folter gestanden, Hexen zu sein? Hexen. Dass ich nicht lache. Die gibt es nicht, Henker.“         
    „ Wen hast du schon persönlich auf dem Gewissen, Bluthengst?“, giftete Luigi. Die Gemüter heizten sich von Minute zu Minute mehr auf. Hätte jemand einen Zündstein entfacht, die Luft wäre explodiert.
    Paul erhob sich aus dem Schneidersitz, sagte mit fester Stimme, der keiner anmerkte, wie sein Inneres kochte: „Das wird mir hier zu dumm. Habe es nicht nötig, mich von lichtscheuem Gesindel anfeinden zu lassen. Ich verlasse die ungastliche Stätte. Kommt ihr mit?“, wandte er sich an Isabella und ihre Kinder.
    „Ja“, antworte sie und hakte sich bei ihm ein. „Warte nu r, bis ich die Jungen warm angezogen habe.“
    Halina riss Isabella von seinem Arm los, stieß sie mit dem Knie zu Boden, hielt sie umklammert.
    „Du bleibst hier. Einmal bist du mir entkommen, als ich dich vor den Paderbornern retten wollte. Dafür hast du fünf Jahre gebüßt. Heute läufst du nicht in dein Verderben. Und die Kinder erst recht nicht.“
    „Aber Paul. Ich lasse ihn nicht allein. Er hat mich befreit. Bitte, bitte, lass mich ihm folgen.“
    Großmutter ergriff die Hand des Henkers. „Bleib, Paul. Meine Nachkommen sind betrunken. Nimm ihnen ihre Worte nicht übel. Sie meinen es nicht so. Morgen tut es ihnen leid. Wir alle haben dich ins Herz geschlossen, sind dir unendlich dankbar, dass du uns Halina mit heiler Haut zurückgebracht hast. Ich besonders.“
    Paul zögerte, versuchte, einzulenken. Er war nicht weniger abergläubisch als die Zigeuner. Und Wotans wilder Meute mochte er nicht unbedingt in die Quere kommen. Ihn schauderte bei dem Gedanken. Erleichtert wollte er sich zu Großmutters Rechten niederlassen.
    Doch die Wogen hatte n sich nicht geglättet. „Guckt euch den Feigling an. Andere aufzuhängen oder ihnen den Kopf abzuschlagen, ist eine Sache, aber den eigenen Wanst herhalten, behagt dem Henker nicht so sehr. Da verkriecht er sich lieber unter Großmutters Kittel“, stänkerte Rinaldo.
    Und Fernando spottete: „Einmal Henker, immer
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