Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Gott, ich wollte Dermott einfach so lang ablenken, bis Sie die Chance haben, etwas mit dieser zwei Pfund schweren Flasche in Ihrer Hand zu unternehmen.«
    Nardo starrte ihn mit leerem Blick an, als wäre sein
Verstand mit der Verarbeitung all dieser Informationen überlastet.
    »Und die Sache mit dem Jungen, der überfahren wurde … war das auch erfunden?«
    »Nein, das stimmt. Er hieß Danny.« Gurneys Stimme wurde heiser.
    »Der Fahrer wurde nie gefasst?«
    Gurney schüttelte den Kopf.
    »Keine Hinweise?«
    »Ein Zeuge hat ausgesagt, dass der Wagen, der meinen Jungen überfahren hat, ein roter BMW, den ganzen Nachmittag vor einer Bar ein paar Häuser weiter geparkt hatte und dass der Typ, der aus der Bar gekommen und eingestiegen ist, sichtlich betrunken war.«
    Nardo überlegte eine Weile. »Niemand in der Bar konnte ihn identifizieren?«
    »Die Leute haben behauptet, dass sie ihn noch nie gesehen hatten.«
    »Wie lang ist das her?«
    »Vierzehn Jahre und acht Monate.«
    Nachdem sie mehrere Minuten geschwiegen hatten, fuhr Gurney mit leiser, stockender Stimme fort. »Ich wollte mit ihm zum Spielplatz im Park. Eine Taube ist vor ihm über den Gehsteig getrippelt, und Danny hat sie verfolgt. Ich war nur halb anwesend, in Gedanken bei einem Mordfall. Die Taube ist vom Gehsteig auf die Straße gehüpft, und Danny ist ihr nachgerannt. Als ich es gemerkt habe, war es schon zu spät. Es war vorbei.«
    »Haben Sie andere Kinder?«
    Gurney zögerte. »Nicht mit Dannys Mutter.«
    Dann schloss er die Augen, und sie blieben lange Zeit stumm.
    Schließlich durchbrach Nardo das Schweigen. »Es besteht
also kein Zweifel, dass Dermott der Mörder Ihres Freundes ist?«
    »Kein Zweifel.« Gurney fiel auf, wie erschöpft sie beide klangen.
    »Und auch die anderen?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Warum jetzt?«
    »Hmm?«
    »Warum hat er so lang damit gewartet?«
    »Inspiration? Irgendein Zufall? Vermutlich hat er irgendwann ein Sicherheitssystem für die Datenbank einer großen Krankenversicherung entwickelt. Da kam er vielleicht auf die Idee, ein Programm zu schreiben, mit dem er sich alle Namen von Männern beschaffen konnte, die wegen Alkoholismus in Behandlung waren. Das wäre der Ausgangspunkt. Ich schätze, der Gedanke an die Möglichkeiten hat ihn nicht mehr losgelassen, und dann hat er seinen raffinierten Plan ausgeheckt, um den Leuten solche Angst einzujagen, dass sie ihm die Schecks geschickt haben. Diese Männer hat er mit seinen gemeinen Gedichten gequält und sie dann umgebracht. Und schließlich hat er wohl auch seine Mutter aus dem Pflegeheim geholt.«
    »Aber wo war er die ganze Zeit, bevor er aufgetaucht ist?«
    »Als Kind entweder in einer staatlichen Einrichtung oder bei Pflegeeltern. Möglicherweise ein steiniger Weg. Dann kam er mit Computersoftware in Berührung, vermutlich über Spiele, bis er es gut konnte. Sehr gut sogar - schließlich hat er später einen Abschluss am MIT gemacht.«
    »Und irgendwann hat er seinen Namen geändert?«
    »Wahrscheinlich mit achtzehn. Hat ihm bestimmt nicht gefallen, den Namen seines Vaters zu tragen. Würde mich
nicht überraschen, wenn Dermott der Mädchenname seiner Mutter wäre.«
    Nardo verzog die Lippen. »Wäre vielleicht eine gute Idee gewesen, ihn durch die staatliche Datenbank für Namenswechsler laufen zu lassen, bevor diese ganze verdammte Sauerei passiert ist.«
    »Objektiv betrachtet gab es dafür keinen Grund. Und selbst wenn wir es gemacht hätten, hätte Dermotts früherer Name Spinks keinem der Ermittler im Fall Mellery das Geringste gesagt.«
    Nardo wirkte immer noch überlastet und schien die Informationen für eine spätere Prüfung abzuspeichern, wenn er wieder klar denken konnte. »Warum ist dieser Wahnsinnige überhaupt nach Wycherly zurückgekehrt?«
    »Weil hier vor vierundzwanzig Jahren seine Mutter angegriffen wurde? Weil ihn die bizarre Vorstellung gepackt hat, die Vergangenheit umzuschreiben? Vielleicht hat er gehört, dass das alte Haus verkauft wird, und konnte nicht widerstehen. Vielleicht hat er plötzlich die Möglichkeit gesehen, es nicht nur den Trinkern heimzuzahlen, sondern gleich auch der Polizei von Wycherly. Wenn er es uns nicht selbst erzählt, werden wir wahrscheinlich nie Gewissheit haben. Felicity wird uns da wohl kaum eine große Hilfe sein.«
    »Wohl kaum.« Nardo war sichtlich mit etwas anderem beschäftigt.
    »Was ist?«
    »Was? Nichts, nichts. Ich frage mich nur … wie viel es Ihnen eigentlich ausgemacht hat, dass da jemand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher