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Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)

Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)

Titel: Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)
Autoren: K. R. Adam
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entspricht, bis auf seinen üppigen Haarschopf, genau dieser Idealvorstellung, und ich lass ihn bei jeder Gelegenheit spüren, wie sehr ich ihn mag. So wie jetzt, als unsere Blicke sich im Spiegel begegnen. Ich bin ihm noch die Antwort auf seine Frage schuldig, wie er mir die Haare schneiden soll. Natürlich könnte ich einfach sagen, so wie immer, doch so leicht kommt er mir nicht weg.
    »Also, pass auf«, sage ich, während er mit Kamm und Schere bewaffnet immer noch in den Startlöchern verharrt. Dabei habe ich die Stimme etwas angehoben, damit auch die anderen Kunden etwas mitbekommen. »Ich hätte es gern hier links über dem Ohr höher als rechts, die Koteletten schief, oben auf der Stirn ein Eck reingeschnitten, weiter hinten ein Loch und im Nacken schräg.«
    »Tut mir leid, aber so schneiden wir nicht«, bedauert Uli und entspannt sich, worauf ich kühl antworte: »Komisch, das letzte Mal hast du mir’s aber so gemacht.«
    Als die wartenden Kunden in schadenfrohes Gelächter ausbrechen, merkt Uli, dass ich ihn auf den Hebel genommen habe und pufft mich an der Schulter. Dann platzen wir beide heraus.
    Endlich fängt er zu schnippeln an, wobei er mit der Schere viel Lärm und wenig Beute macht. Von Haaren, die ich als ausgewachsen betrachte, sobald sie halbe Streichholzlänge erreicht haben, lässt sich nicht mehr viel wegschneiden. Trotzdem schafft es der Meister, meinen Frisierumhang mit braunen und grauen Haarspitzen zu übersäen. Während er um mich herumtanzt, kann ich den Blick von seiner Gestalt nicht abwenden. Er hat enge, ausgebleichte Jeans an und die Beule an der Stelle, wo der Stoff besonders abgewetzt ist, stammt sicher nicht von seinem Schlüsselbund. Dazu trägt er ein hellblaues Oberhemd mit offen stehendem Kragen und weiße Turnschuhe. Ich weiß, dass er Haare auf der Brust hat und sehr stolz darauf ist. Ebenso wie auf seinen dichten Schnauzer, der wie ein Handfeger unter der Nase sitzt und seine Männlichkeit unterstreicht. Wir haben uns mal darüber unterhalten, warum so viele Männer Bärte tragen. Uli meinte, sie wären dazu da, das männliche Sex-Appeal zu unterstreichen und brachte seine Überlegungen auf einen schlichten Nenner: »Wo Haare sind, ist auch Freude, und der Bart im Gesicht eines Mannes ist ein Versprechen.« Ich erinnere mich genau an diesen Ausspruch, weil er für mich zu einem geflügelten Wort geworden ist. Mit zwei Sätzen hatte mein Figaro damit ausgedrückt, worüber andere vielleicht ein Buch schreiben würden. Ein anderes Mal hatte er mir, weniger schmeichelhaft, empfohlen, ich sollte mir doch ebenfalls einen Bart stehen lassen. Mit einem Bart könnte man auch aus einem Arsch ein Gesicht machen.
    Während er mit der Schere den ersten groben Schnitt hinlegt, treffen sich unsere Blicke immer wieder im Spiegel. Ein Lächeln springt dann über, das die Freude ausdrückt, den anderen mal wieder zu sehen. »Hast du gesehen?«, fragt er plötzlich, »ich habe mich tätowieren lassen.«
    »Wo?«, frage ich, worauf er sich links neben mich hinstellt und sein Hemd noch weiter aufknöpft. Ein Hauch von Drakkar noir weht mir entgegen, betäubt mich fast.
    »Da, auf der Brust, ein Papagei …«
    Der dichte Pelz bringt mich beinahe um den Verstand. An einem goldenen Kettchen im Dickicht baumelt sein Sternzeichen, der Steinbock, doch von einer Tätowierung sehe ich nichts.
    »Siehst du ihn nicht?«, fragt Uli, worauf ich den Kopf schüttle.
    »Na, dann sitzt er wohl gerade auf der Stange«, meint er trocken. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Bei der Stange dürfte es sich eher um einen Zwergfinken handeln«, lästere ich, worauf er mich wieder unsanft anpufft. Das gibt blaue Flecken. Während er noch immer neben mir steht und wir beide lachen, stoße ich mit dem Ellbogen, den ich auf die Sessellehne gestützt habe, vorsichtig an seine Weichteile: »Na, sag ich’s nicht? Das fühlt sich doch eher wie eine Trauerweide an. Möchte mal wissen, wo da ein Papagei Platz finden soll …«
    Unsere Unterhaltung ist jetzt so gedämpft, dass die anderen nicht alles mitbekommen. Uli presst in gespielter Entrüstung die Lippen zusammen und zieht die Öse vom Reißverschluss seines Hosenladens ein Stück herunter: »Willst du ihn sehen? Er ist in der Zwischenzeit nicht kleiner geworden.«
    Die Anspielung auf jene Begebenheit, die schon ein paar Monate zurückliegt, weckt Erinnerungen, die mich ein wenig betroffen machen. Damals war er zufällig in meine Stammkneipe
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