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Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)

Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)

Titel: Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)
Autoren: K. R. Adam
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aus mir wurde. Die zweite Begegnung, ein paar Monate später, war nach demselben Schema verlaufen.
    Nun blieb er wieder stehen und blickte aus zwei, drei Metern Entfernung zu mir herüber. Ich war aber nicht schon wieder auf einen Schnellschuss aus und wandte mich deshalb ab. Nachdem er sah, dass ich kein Interesse zeigte, entfernte er sich gemächlichen Schrittes. Ich, alles andere als glücklich darüber, jemandem eine Abfuhr erteilen zu müssen, steckte mir eine neue Marlboro an und beobachtete durch das Geäst der kahlen Büsche, wie sich ein paar Meter entfernt an einer Stelle, wo der Rundweg um den See in eine Gabelung mündete, drei oder vier Typen zusammenrotteten. Erst dachte ich, es wären Stricher. Die standen oft in Gruppen beisammen und warteten auf Kundschaft oder tauschten Erfahrungen aus, doch irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. Falls es Strolche waren, die aus purem Übermut nachts durch den Park zogen, um Schwule zu ritzen, saß ich hier am See in der Falle.
    Also drückte ich meine Zigarette aus und marschierte los. Fünf finstere Gestalten standen mittlerweile unter einer alten Eiche am Wegrand und unterhielten sich angeregt. Ich ging langsam an ihnen vorüber, ohne sie zu beachten. Kaum war ich ein paar Schritte entfernt, da hörte ich einen hinter mir rufen: »Hey du!« Ohne anzuhalten drehte ich mich halb zur Seite und sah, wie drei Burschen sich aus der Gruppe lösten und mir folgten. Ein Albtraum! Obwohl sich zwei von den Typen in die andere Richtung entfernten, war mir etwas mulmig zumute. »Hey du, bleib’ mal stehen!«, tönte wieder dieselbe Stimme. Ich reagierte nicht und ging langsam weiter. Mein Instinkt sagte mir, dass die nichts Gutes im Schilde führten, und die Versuchung, einfach wegzurennen, war groß. Doch das wäre unter meiner Würde gewesen. Schließlich hat man auch seinen Stolz.
    Plötzlich hastige Schritte hinter mir. Die Drei hatten zum Spurt angesetzt und kamen näher. Ich setzte unbeirrt meinen Weg fort, ohne mich umzuschauen, bis ich von hinten angerempelt wurde. Es war der Wortführer der Drei, der mich so fest gestoßen hatte, dass ich ein Stück vorwärts taumelte: »Bleib’ gefälligst stehen, wenn wir mit dir reden.« Ich drehte mich entschlossen um und musste nun der Wahrheit ins Auge sehen. Zu dritt standen sie im Halbkreis um mich herum. Einer war einen halben Kopf größer als ich und sehr dürr, der zweite unscheinbar, der Wortführer mit halblangen Haaren und Jogginganzug drahtig und durchtrainiert. »Was soll das?«, fragte ich, bewusst jede Provokation vermeidend. »Lasst mich in Ruhe und zieht Leine.« »Mann, wir sind zu dritt, du hast keine Chance«, warnte der Unscheinbare, und der Wortführer ließ endlich die Katze aus dem Sack: »Los, gib’ deine Kohle her!«
    So war das also, ein Überfall! Und das mir! Tausend Gedanken schossen mir gleichzeitig durch den Kopf. Ich sah mich schon im Notarztwagen, im Krankenhaus, stellte mir den Bericht in der Zeitung vor und das Gezeter meiner Eltern: »Was treibst du dich auch nachts im Park herum, wo das so gefährlich ist!«
    Was sollte ich tun? Klein beigeben und den grinsenden Taugenichtsen mein sauer verdientes Geld überlassen? Ich hatte genau 175 Mark im Geldbeutel. Schwulsein verpflichtet, Buchhalter sein auch. Ein Schlachtruf der Gewerkschaftsbewegung aus dem vorigen Jahrhundert fiel mir ein: »Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. «
    Um seine Forderung zu bekräftigen, rempelte mich der Wortführer erneut an und stauchte mir mit dem Fuß in den Magen, wobei er noch die Brustwirbel mit erwischte. Ich gab einen gurgelnden Laut von mir. Meine Rippen schmerzten und mein Gegenschlag ging ins Leere, doch ich blieb hart.
    »Du hast keine Chance«, wiederholte der Unscheinbare. Er schien fassungslos darüber, dass ich mich zur Wehr setzte: »Wir sind zu dritt!«
    »Na und?«, zischte ich zurück, nun entschlossen, aufs Ganze zu gehen. »Meinst du, deshalb habe ich Angst vor euch?« Dabei machte ich mir beinahe in die Hosen. »Wenn ihr was wollt, müsst ihr es euch schon holen.«
    Wieso zum Teufel war gerade kein Mensch unterwegs? Der Park schien wie leer gefegt, und beeindruckend war die Solidarität unter den Schwulen. Meiner Schätzung nach hielten sich mindestens ein halbes Dutzend Cruiser in unmittelbarer Nähe auf. Als die Situation brenzlig geworden war, müssen sie sich diskret in die Büsche verkrümelt haben. Der Lange hatte mich inzwischen in einigem Abstand
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