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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
Autoren: Anna Grue
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sofort.
    »Und was macht Flemming den ganzen Tag?«
    Sie schaute ihn einen Moment an, dann fiel der Groschen. »Ach so, alles klar. Ist schließlich eine kleine Stadt hier.«
    Eine Weile hörte man nur das Besteck auf den Tellern klappern. Plötzlich legte Dan Messer und Gabel beiseite und lehnte sich zurück. »Übrigens, ich vergesse ständig, dich etwas zu fragen, Marianne.«
    »Hmmm?« Seine Frau hatte den Mund voller Hering.
    »Kannst du dich daran erinnern, als Kurt und Henriette zum Abendessen hier waren? Das war kurz nachdem er mich eingestellt hatte?«
    Marianne nickte und trank einen Schluck Bier.
    »Du und Henriette, ihr habt euch gestritten.«
    Sie tupfte sich mit einer Weihnachtsserviette den Mund. »Na ja, es war kein richtiger Streit. Wir waren nur nicht einer Meinung.«
    »Zumindest war es eine lautstarke Meinungsverschiedenheit. Das war doch auch der Grund, warum du sie nie wieder zu Besuch haben wolltest.«
    »Ja, schon richtig.«
    »Ich bin nur neugierig, worum ging’s damals denn eigentlich?«
    »Diese Henriette ist einfach ein Miststück.«
    »Es muss doch einen konkreten Anlass gegeben haben?«
    Marianne seufzte. »Oh, das ist mir schon etwas peinlich, und außerdem ist es illegal.« Sie warf Flemming einen Blick zu, der das Gespräch interessiert verfolgte. »Na ja, streng genommen ist dir ein bisschen Schwarzarbeit doch vollkommen egal, nicht wahr, Flemming?«
    Er antwortete nicht einmal, sondern wedelte ihre Bedenken weg wie eine Rauchwolke.
    Sie lächelte. »Na gut, wir hatten damals gerade unser letztes Au-pair-Mädchen verabschiedet.«
    »Maja«, erinnerte sich Laura glücklich. »Mann, es hat lange gedauert, bis ich sie nicht mehr vermisst habe.«
    »Ja, sie war eine Perle«, nickte Marianne. »Aber Maja musste zurück nach Norwegen, um ihre Ausbildung zu beginnen. Du warst neun oder zehn, und ich hatte angefangen, hier in Christianssund zu arbeiten. Wir brauchten einfach keine Vollzeitkraft mehr. Aber eine Putzfrau mussten wir haben. Mit Hund und Kindern und zwei arbeitenden Elternteilen brauchten wir jemanden, der ein paarmal in der Woche putzte, bügelte und solche Arbeiten erledigte. Das Problem war nur, dass es superschwer für mich war, jemanden zu finden, auf den ich mich verlassen konnte. Wir hatten ein paarmal Pech gehabt und putzten inzwischen in unserer sparsamen Freizeit selbst.« Sie trank den letzten Schluck Bier. »Das habe ich Henriette an dem Tag erzählt, an dem wir Dans Einstellung feierten. Sie sagte sofort, dass sie dieses Problem umgehend lösen könne. Ich sollte ihr bloß Bescheid geben, dann würde sie für eine regelmäßige Putzhilfe sorgen. Ich war ihr natürlich dankbar, und sie bot an, dass ich mich mit der Putzfrau bei ihr zu Hause treffen sollte. Ich sagte: ›Ist es nicht besser, sich hier zu treffen, damit sie sehen kann, worum es geht?‹ Das sei keine gute Idee, erwiderte Henriette. Sie meinte, ich solle ›eine Auswahl haben‹. So drückte sie es aus. Die Mädchen würden schließlich bei ihr wohnen. Ich war total verwirrt und verstand nicht, wovon sie redete. Es stellte sich heraus, dass in Henriettes Villa vier Au-pair-Mädchen wohnten. Alle von den Philippinen. Ihre täglichen Pflichten bestanden darin, sich um die neugeborenen Zwillinge zu kümmern, zu waschen, zu kochen und das ganze große Haus sauber zu halten. Vier Mädchen waren bestimmt nicht zu viel für all diese Aufgaben. Sie wohnten alle vier in einem Zimmer und bekamen jeweils zweitausendfünfhundert Kronen im Monat plus Kost und Logis. Zusammen bekamen sie also zehntausend Kronen. Ziemlich billig, sollte man meinen, aber Henriette wollte das Geld trotzdem nicht ausgeben und hatte ein System erfunden, durch das sie die vier Mädchen für die Hälfte bekam.«
    »Wie meinst du das denn?« Flemming runzelte die Stirn.
    »So, wie ich es sage.« Marianne schüttelte den Kopf. »Sie hatte ganz einfach ein Turnussystem eingeführt, bei dem sich die Mädchen mit den häuslichen Aufgaben abwechselten. Und jede von ihnen arbeitete zusätzlich an drei Vormittagen in der Woche als Putzhilfe bei anderen Familien. Jeder Putzjob brachte vierhundert Kronen ein, den Rest könnt ihr euch selbst ausrechnen: drei Vormittage mal vier Mädchen macht zwölf. Mal vierhundert Kronen sind viertausendachthundert Kronen. Das heißt, die Mädchen brachten neunzehntausendzweihundert Kronen im Monat ein.«
    »Aber behielten sie denn ihren Lohn nicht selbst?«
    »Natürlich nicht. Das war ja der Trick.« Marianne
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