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Die Guerilla-Bewerbung

Die Guerilla-Bewerbung

Titel: Die Guerilla-Bewerbung
Autoren: Svenja Hofert
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bewerten, dass diese Assoziationen auftreten. Wer glaubt, in papiernen Unterlagen etwas oder jemanden, Nase oder Augen, Kompetenz oder Vertriebsstärke wiederzuerkennen – bewusst oder unbewusst –, hat ja schon fast Vertrauen gefasst.
    Dieses Vertrauen führt oft eher zu einer Einladung zum Vorstellungsgespräch als die einschlägige Berufserfahrung oder das Spezialwissen. Natürlich würden Personaler das nie zugeben. Aber: Meist kommt es gar nicht so weit. Je mehr Bewerbungen eingehen, desto weniger Zeit bleibt für den individuellen Eindruck. Ein Haufen mit Hunderten oder Dutzenden von Mappen ist anonym. Mit etwas Glück und wenn der Stapel nicht zu hoch ist, fällt die oberste Mappe ins Gewicht, weil sie einfach öfter betrachtet wird als die anderen. Oder eine, die zufällig oder absichtlich neben dem Stapel liegt …
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Meine Erfahrung
    Ich musste immer auf dieses Deckblatt schauen, auf das Gesicht und den Namen. Valeska. Ich habe meinen Chef dann überzeugt, dass wir sie einladen. Sie war auch persönlich überzeugend, ein richtiger Sonnenschein.
    Petra, Chefsekretärin
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    Den wirkungsvollsten und nachhaltigsten Eindruck hinterlässt natürlich der Mensch in seiner Gesamtpersönlichkeit – wie er spricht, wie er aussieht, welches Parfum oder Aftershave er trägt und welchen (dezenten) Körpergeruch er hat, wie er wirkt (kompetent, freundlich, überzeugend). Dieser ganzheitliche Eindruck ist das, was haften bleibt. Er weckt Gefühle und Erinnerungen, schafft Vertrauen. Das Gesicht als »Stellvertreter« dieses Gesamteindrucks ist das Einstellungskriterium schlechthin. Aber erst, wenn ein Bewerber sich persönlich vorstellt, bekommt er ein Gesicht. Fotos sind oft trügerisch.
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Meine Erfahrung
    »Sie kam einfach vorbei mit der Mappe in der Hand, alle anderen hatten ihre Unterlagen geschickt. Sie hatte einen festen Blick, ist mir nie ausgewichen. Ich habe sie spontan zur Hospitation eingeladen«, sagt die Kindergartenleiterin über das erste Gespräch mit der Bewerberin.
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    Für die Beurteilung eines Bewerbers ist der persönliche Eindruck oft wichtiger als die Tatsache, dass die Berufserfahrung mit den Anforderungen übereinstimmt. Nur so ist zu erklären, dass die Krankenschwester den Einstieg in die Werbebranche schafft und der Eventmanager ohne irgendeine Vorerfahrung im Vertrieb plötzlich als Key Account Manager für einen Discounter arbeiten darf. Je kleiner und familiärer der Betrieb ist, desto emotionaler fällt dabei häufig die Beurteilung aus.
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Meine Erfahrung
    Sie war einfach unheimlich sympathisch, so fröhlich. Die mussten wir einfach einladen.
    Luise, Personalverantwortliche eines Familienunternehmens
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    Solche Aussagen sind die Regel und nicht die Ausnahme, vor allem wenn Sie sich vor Augen halten, dass 90 Prozent aller Arbeitnehmer bei kleinen und mittelständischen Firmen tätig sind, deren Personalauswahl überwiegend bauchgesteuert ist. Für Sie ist es gut, wenn man Sie mehr als einmal wahrgenommen hat, mehr von Ihnen kennt als einen Lebenslauf: Einem Bewerber mit Gesicht sagt man nicht mehr so einfach ab. Deshalb ist es wichtig, dass Sie erst einmal ein Gesicht bekommen.
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Meine Erfahrung
    Ich weiß, das war auch eine Portion Glück: Ich habe eine Wohnungsbaugesellschaft ausgewählt, die ich von meinem früheren Arbeitgeber kannte. Ich habe einfach so angerufen und durfte sofort vorbeikommen. Am Telefon habe ich gesagt, dass ich Architektin bin, spezialisiert auf die Leistungsphasen 5 bis 9, und auf der Suche nach einer Stelle als technische Mitarbeiterin. Später habe ich erfahren, dass an diesem Tag jemand gekündigt hat. Aber der Chef hat mir versichert, dass er mich auch sonst eingeladen hätte. Im Gespräch habe ich gesagt, dass ich als Mutter von drei Kindern gerne nur 30 Stunden arbeiten würde. Auch das war kein Problem. Ich denke, gerade dieser Punkt wäre in offiziellen Bewerbungsunterlagen ganz anders rübergekommen. So konnte ich flexibel reagieren und auf die unterschiedlichen Fragen von Chef und technischem Leiter individuell und charmant eingehen.
    Susanna, 37 Jahre
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Fünf Grundregeln, die für alle Strategien gelten
Nummer 1: Zeigen Sie sich
    Wenn irgend möglich: Bringen Sie Unterlagen persönlich vorbei, unterhalten Sie sich mit Mitarbeitern des Unternehmens – auch wenn Sie nicht sofort zum Chef vordringen. Sie gewinnen auf diese Weise oft Verbündete, die sich für Sie einsetzen – so wie die Chefsekretärin einer Holzfirma, die die
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