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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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„Du kannst doch nicht in einem Land wählen, dessen Staatsangehörigkeit du nicht hast!“
    „Dann stimmen eben wir ab“, sagte Dampfwalze.
    Gelangweilt sah Hans-Jürgen ihn an. „Wenn du unbedingt ein Problem erfinden willst, bitte.“
    „Wir können ja abstimmen, ob wir abstimmen“, meinte Klaus todernst.
    „Moment!“ unterbrach da Stephan. jm Ritterrat sind alle gleichberechtigt. Auch Ottokar. Hören wir uns an, was er dazu meint.“
    „Macht, was ihr wollt!“ tönte es von der Streckbank herüber.
    „Gut.“ Dampfwalze erhob sich und schaute in die Runde. „Dann frage ich euch jetzt im Interesse der Gemeinschaft: Wer ist dafür, daß Ottokar aus dem Ritterrat ausscheidet?“
    Niemand atmete mehr, jeder sah von einem zum andern, keiner hob die Hand. Sekundenlang stand Dampfwalzes Mund offen, doch heraus kam nichts.
    Bis Mücke ihn fragte: „Was ist mit dir? Bist du dafür?“
    Mit einem Ruck wandte sich der Muskelprotz ihm zu. „ Iiii... nein...“
    Hans-Jürgen grinste. „Sonst hättest du nämlich die Hand heben müssen. Wie beim Kugelstoßen. Ich stelle also fest: Bei uns bleibt alles beim alten. Erledigt und vergessen.
    „Erledigt und vergessen!“ wiederholten die Ritter.
    Ottokar beteiligte sich nicht. Doch er starrte auch nicht mehr auf den schwarzen Kasten, der sich in diesem Augenblick quietschend öffnete. Paule, der Knochenmann, neigte sich mit erhobener Sense heraus. Mücke hatte nicht widerstehen können, auf die Leiste im Boden zu treten und den Mechanismus auszulösen, mit dem ehedem die Gefangenen erschreckt und geständig gemacht worden waren.
    „Paule ist dafür!“ rief Mücke, trat hinzu, um das staubige Skelett wieder in den Kasten zu schieben. „Du kommst zu spät, Paule! Außerdem wärst du überstimmt!“
    Alle lachten erleichtert. Auch Dampfwalze und Ottokar.
    Witzbold Klaus drohte Paule mit dem Finger. „Ich hab doch die ganze Zeit gespürt, daß was in der Luft liegt.“

 
    Nacht der Blitze
     
    Nach außen entsprachen die Schreckensteiner ihrem Ruf. Sie waren eine Gemeinschaft, die sich selbst verwaltet, nach selbstgewählten, manchmal ungewöhnlich streng erscheinenden Regeln, an die sie sich eisern hielten. Der Zwischenfall beim Sportfest war durch die Neuwahl des Schulkapitäns erledigt und vergessen. Dampfwalze besorgte die Ansagen, als habe er das schon immer gemacht, Ottokar nahm weiterhin am Training der Leichtathletikmannschaft teil, und niemand machte sich darüber lustig. Trotzdem hatte Fritz recht: Es war nicht mehr wie früher.
    Wer die Verhältnisse auf der Burg genauer kannte, dem mußte der Riß auffallen, der durch die Ritterschaft ging. Zwar wurden Dampfwalze und Ottokar von niemandem geschnitten, doch zeigten viele, dem einen oder dem andern gegenüber, je nach Ansicht, deutliche Zurückhaltung. Ritter gingen weg, wenn der andere sich zu einer Gruppe gesellte, oder hatten es plötzlich eilig, falls er ein Gespräch mit ihnen anfangen wollte. Trotz je einer Schar von Getreuen, sahen sich die beiden zunehmend isoliert.
    Und noch etwas kam dazu. Ottokars Geständnis, der Einsatz für Schreckenstein sei ihm plötzlich idiotisch vorgekommen, rüttelte, bei aller Einsicht, daß der Sport zunehmend übertrieben worden war, an den Ritterregeln. Nicht nur das. Er regte — was schlimmer war — zur Nachahmung an. Ohne bestimmte Absicht, mehr spielerisch, um auch mal zu sehen, wie das ist, wenn man sich querlegt. Immerhin gehört ja Schneid dazu.
    Den ersten Versuchsballon in dieses Neuland startete, nach dem Motto — Was die Großen können, kann ich auch!, der kleine Kuno. Mitten im Lateinunterricht bei Doktor Schüler stand er auf und erklärte, diese tote Sprache weiter zu lernen, komme ihm idiotisch vor, da werde er sich lieber im Burghof in die Sonne setzen.
    „Wenn du meinst — bitte.“ Doktor Schüler wußte, woher der Wind wehte, und da die Schreckensteiner Lehrer sich nicht in Angelegenheiten der Gemeinschaft mischen, ließ er ihn gehen.
    Beni hatte sich in Wampoldsreute eine Zigarre gekauft und zündete sie während der Teepause im Eßsaal an. „Ich muß mal feststellen, ob unsere Nichtraucherei nicht idiotisch ist, wenn wir’s mit dem Sport jetzt nicht mehr so ernstnehmen.“ Keiner sagte etwas. Die Rauchprobe scheiterte auch so. Während der Arbeitsstunde wurde es Beni so schlecht, daß er beim Abendessen fehlte. Und noch ein Stuhl blieb leer. Gegen Ende der Mahlzeit nutzte Armin die Gelegenheit, einmal richtig aufzufallen. Mit einer
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