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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Zielkurve wiederholte sich der zeitraubende Wechsel. Andi schaute zurück, statt mit ausgestreckter Hand loszurennen. So kam auch der Franz-Joseph-Läufer an ihm vorbei.
    „Andi! Andiiii!“ brüllten die Ritter.
    Am Ziel schüttelte Mücke den Kopf. Total siegesgestreßt!“ brummte er vor sich hin.
    Immerhin gelang es Andi, in der Kurve einige der verlorenen Meter aufzuholen, und Ottokar behielt die Nerven. Er lief nicht zu früh an, faßte den Stab ohne Blick und legte dann los, wie ein Rennpferd unter Mauleseln.
    „Otto-kar! Otto-kar! überbrüllten die Ritter rhythmisch die anderen Anfeuerungsrufe, und tatsächlich, schon nach fünfzig Metern zog der Schulkapitän an seinen Konkurrenten vorbei, dem sicheren Sieg entgegen.
    Plötzlich ein Aufschrei aus hundert Kehlen. Was geschah da? Hatte Ottokar seine Kräfte überschätzt?
Ungefähr zwanzig Meter vor dem Ziel wurde er langsamer, verließ die gerade Bahn, wankte aufs Gras, wo er vorgebeugt stehenblieb, während im jubel der Gäste ein anderer gewann. Wer — war den Rittern gleichgültig. Sie liefen zu Ottokar, umdrängten ihn wie eine Jahrmarktsattraktion. Dampfwalze, der als einer der ersten bei ihm gewesen war, ruderte gegen die Menge und verkündete mit der wichtigen Miene des Arztes, der als einziger Bescheid weiß: „Herzinfarkt!“
„Blödmann!“ schimpfte Mücke hinter ihm. „Bevor du Fremdwörter gebrauchst, schlag erst mal nach, was sie bedeuten.“
    „Also, was hat er?“ fragte Andi barsch.
    „Insuffizienz“, erwiderte Mücke, als Chefredakteur der Schulzeitung Wappenschild wortgewandt wie sonst keiner.
Stephan übersetzte die Diagnose. „Eine Herzschwäche.“ Und für Sophie, die mit ihrem Fotoapparat dazukam, ohne bis zu Ottokar vordringen zu können, wurde er noch deutlicher: „Schwindelig ist ihm geworden. Weil er total übertrainiert ist.“

    „Das mußte ja mal so kommen!.“ bestätigte Fritz, der Seltenfröhlich.
    Stumm sahen Klaus und Andi einander an. „Es passiert etwas!“ hatte Florian gesagt. Wie konnte er das gewußt haben?
Mücke gesellte sich zu ihnen. „Es lag in der Luft — wie man so sagt“, dachte er laut vor sich hin. „Dann passiert halt was Unvorhergesehenes. Das hat auch der Flori gespürt und damit geblufft.“
Klaus nickte. „Die Zeit war einfach reif. jetzt ist die Luft raus, Gott sei Dank! Wir waren ja total siegverkrampft.“
„Genau!“ stimmte Andi ihm bei. „Hauptsache, Ottokar fehlt nichts Ernsthaftes.“
    Der Kreis um den Schulkapitän hatte sich gelichtet. Offenbar fühlte er sich besser. Er saß am Boden und machte nicht den Eindruck, als habe er Schmerzen oder werde von Schwindel geplagt. Ruhig saß er da. Sophie und Stephan standen vor ihm mit verschränkten Armen; Sportlehrer Rolle kniete neben ihm, die Hand an seinem Puls, den Blick auf der Stoppuhr. „Schlägt völlig normal. So kurz nach der Anstrengung ein sehr gutes Zeichen“, sagte er zum Rex, der gerade dazugekommen war. „Ich hatte plötzlich irres Herzstechen. Jetzt ist es weg.“ Es klang zaghaft, entschuldigend. Bei Ottokar ein ungewohnter Ton.
    „Morgen lassen wir einen Test machen.“ Der Rex sah sich um. „Wenn’s geht, komm zur Siegerehrung. Du weißt ja...
Mehr brauchte Direktor Meyer nicht zu sagen. Die Neustädter würden ihre Schadenfreude nur mühsam verbergen können, samt ihren Eltern. Auch Fräulein Doktor Horn von Rosenfels würde in die Litanei mit einstimmen. Die Ritter hörten sie schon: „Da sieht man’s wieder mal! Diese Schreckensteiner, die immer etwas Besonderes sein wollen! Angeblich rauchen und trinken sie nicht, um die sportliche Leistung zu steigern. Dafür trainieren sie bis zum Kollaps, und niemand ist da, der sie daran hindert. Diese Schule gehört verboten!“
    Ohne ein Zeichen von Schwäche sprang Ottokar auf. In einigem Abstand, damit es nicht aussehe, als habe man ihn geholt, folgte er dem Rex und Rolle zur Tribüne.
„Los!“ raunte Mücke, der als Chefredakteur allen Ereignissen nachspürte, Andi und Klaus zu. Jetzt sagen wir’s ihm!“
    Vereint weihten sie Ottokar und Stephan in ihre Vermutungen ein.
„Wir haben natürlich die Schnauze gehalten, um den Sieg nicht zu gefährden“, erklärte er. „Aber jetzt sag du! Hast du’s vielleicht doch gespürt?“
    Stephan lachte. „Mann, das fällt ja unter außersinnliche Wahrnehmungen!“ Martina ließ ihre Filmkamera surren.
    Ottokar blieb zunächst stumm. „Hm, ich weiß nicht“, sagte er nach längerem Überlegen. Nenn alle
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