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Die große Volksverarsche

Die große Volksverarsche

Titel: Die große Volksverarsche
Autoren: Hannes Jaenicke
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sind die Italiener. Hier wurden die herkömmlichen Plastiktüten einfach gleich ganz verboten, um den Weg für die PLA-Tüte frei zu machen. Und nun raten Sie mal, wo der der größte europäische Hersteller »biologisch abbaubarer Plastiktüten« sitzt. Corretto: im Bunga-Bunga-Berlusconi-Land Italien.
    Doch immerhin sollen die Bio-Bags aus dem Bioladen tatsächlich aus gentechnikfreier Maisstärke bestehen. Ebenso wie die PLA-Joghurtbecher von Danone und WWF. Wollen wir’s mal glauben. Doch die meisten PLA-Produkte in deutschen Läden können gar nicht mit gentechnikfreier Maisstärke produziert worden sein; denn solange es in Europa keine PLA-Produktionsanlage gibt, beziehen die hiesigen Bioplastikhersteller ihr PLA vor allem aus den USA. Und dass man dort nicht zimperlich ist beim Einsatz von gentechnisch verändertem Mais, ist hinlänglich bekannt: 80 Prozent des amerikanischen Maises sind gentechnisch verändert; und in den Kornmühlen gibt es auch keine getrennten Stoffströme zwischen gentechnisch unverändertem und gentechnisch verändertem Mais. Das Angebot an gentechnikfreiem Mais dürfte also entsprechend gering – und teuer sein. Insofern verwundert es auch nicht, dass Danone und WWF nur den ACITIVIA-Becher aus gentechnikfreier Mais-PLA herstellen. Man hatte wohl
die Wahl: entweder teurer gentechnikfreier PLA-Rohstoff für ein politisch korrektes Vorzeigeprodukt oder preiswertes Genzeugs für ein bisschen Öko ... Doch allein die Tatsache, dass der in Europa verbotene Genmais über den völlig legalen Import von PLA-Rohstoffen aus den USA durch die Hintertür zu uns kommt, ist eine unglaubliche und vor allem unverantwortliche Frechheit.
    KONSUMENTEN-NAVI
    Wer PLA-Produkte kauft oder verwendet, unterstützt in den allermeisten Fällen den gentechnischen Massenanbau von sogenannten Energiepflanzen.

    Ein weiteres Beispiel für Augenwischerei und schamloses Greenwashing ist der multinationale Konzern Unilever (Knorr, Lipton, Dove, Vaseline, Persil, Rama, Becel, Pfanni, Axe, Rexona, Duschdas, Langnese u.v.m.). Unilever Deutschland gewann Ende 2012 den deutschen Nachhaltigkeitspreis für »Deutschlands nachhaltigste Zukunftsstrategie« und versprach in seinen Nachhaltigkeitsberichten das Grüne vom Himmel. Leider ist der Konzern aber meines Wissens auch einer der größten Abnehmer für nicht zertifiziertes Palmöl aus Asien, und noch frecher: Er entsorgt seine Unmassen von Müll und Verpackungsmaterialien in Deutschland mit einem Unternehmen namens RKD, einem Newcomer der Recycling-Branche, ebenfalls ohne Zertifizierung. Unilever, mit einem Jahresumsatz von geschätzten 45 Milliarden Euro, erspart sich durch diese Mogelei beim Recycling 2,5 bis 3 Millionen Euro jährlich. Ähnlich verfahren wohl leider zahlreiche andere Konzerne wie Dr. Oetker, Rossmann, Müllermilch, Procter &
Gamble. Auf der öffentlichen Bühne gibt man sich also nachhaltig und korrekt, hinter den Kulissen wird gemogelt und gesaut, um noch mehr Profit zu machen. Ein Skandal, weil erstens zertifizierte, sauber arbeitende Recycler wie DSD (Duales System Deutschland) dadurch Millionenverluste machen und mit den Dumpingpreisen nicht mithalten können; und zweitens sauber entsorgende Unternehmen wie dm und Aldi mehr dafür bezahlen müssen als die schummelnde Konkurrenz.
    Auch wenn wir unseren Einkauf schließlich in alten Jutetragetaschen, faltbaren Polyesterbeutelchen oder Mehrwegtragebeuteln aus recycelten PET-Flaschen nach Hause tragen – moderner Konsum ohne Plastik ist schier unmöglich geworden (ich möchte jedenfalls nur ungern auf meine Wasch- oder Kaffeemaschine verzichten). Insofern ist die Suche nach umweltverträglichen Verpackungsalternativen ein absolut notwendiger Schritt. Umwelt freundlich aber handeln wir nur, wenn wir Verpackungsmüll vermeiden, wo immer es möglich ist.
    KONSUMENTEN-NAVI
    Die drei Rs ...
    Wegweiser
Give your heart a lift! Wasser in Glasflaschen ist zwar schwerer, aber nehmen wir’s doch einfach sportlich. Hier ein Tipp für die perfekte, rückenschonende »Fitnessübung«: Glasflaschen
in den Rucksack und auf dem Rücken per Hackenporsche nach Hause transportieren – je mehr Treppenstufen auf dem Weg, desto besser für Beine und Po.
Oder, liebe Hersteller, wie wär’s mit Mehrwegflaschen in handlichen Sixpacks statt in Kästen?
Das Wasser aus dem Hahn, in eine Glaskaraffe mit Zitronenscheiben und/oder frischer Pfefferminze gefüllt: ein gesunder Genuss, portemonnaie- und umweltschonend.
Vorbild
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