Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die große Volksverarsche

Die große Volksverarsche

Titel: Die große Volksverarsche
Autoren: Hannes Jaenicke
Vom Netzwerk:
heruntergespielt. Sonst macht der Kunde gar nichts mehr« ... bis es dann eines Tages kräftig rumst: Die weitverbreitete und von den Banken forcierte Gier nach Schiffsanleihen hat zu einem Überangebot an Containerschiffen geführt, die Chartergebühren sinken, die Schiffe sind nicht ausgelastet oder liegen tagelang leer im Hafen. So versiegen
die erhofften Gewinne, bis sie schließlich ganz ausbleiben und das investierte Kapital langsam aufgezehrt wird. Und irgendwann ist es futsch. Unternehmerisches Risiko. Oder das Ergebnis einer Falschberatung? Bei einem vermeintlich freien Finanzberater, der im Beirat von 130 Schiffsfonds sitzt und je Fonds 4.000 Euro jährlich an Aufwandsentschädigung kassiert, dürfte die Antwort nicht schwerfallen ... Aber auch bei unzähligen anderen »geschlossenen Beteiligungen« wie Immobilien- und Medienfonds mussten viele Anleger Lehrgeld bezahlen. Denn ist der Vertrag erst mal unterschrieben, ist die investierte Summe für zehn bis zwanzig Jahre regelrecht eingesperrt und der Anleger Unternehmer. Mit allen Chancen, aber auch allen Risiken, sei es, dass das Großprojekt in finanzielle Schieflage gerät – dann muss der Fondsbeteiligte Geld nachschießen –, oder eben komplett den Bach runtergeht. Totalverlust. Nach der Wende wurden viele Einkaufscenter in den neuen Ländern über geschlossene Fonds als GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) finanziert. Das heißt, der Anleger haftet mit allem, was er hat. Würde ein Bank- oder freier Finanzdienstberater diese Einzelheiten schonungslos offen auf den Tisch legen, zögen wohl die meisten Bankkunden erschreckt ihr Portemonnaie zurück. Also erzählt man lieber etwas von modernsten Einkaufscentern in exzellenter Lage und von Super-Renditechancen während der zehnjährigen Laufzeit. Und wenn die üppigen Ausschüttungen schließlich doch eher mager ausfallen? Kein Problem: Die gewiefte Fondsgeschäftsführung, die sich über die Fondsgebühren längst die Taschen gefüllt hat, stellt sich auf der nächsten Gesellschafterversammlung wieder selbstbewusst lächelnd vorne hin und spricht eloquent von rosigen Aussichten. Tosender Applaus – und alle Anleger gehen beruhigt nach Haus. »Die werden sich schon kümmern.« Und niemand muss sich eingestehen, wohl doch ziemlich blauäugig gewesen zu sein ...

    KONSUMENTEN-NAVI
    Je höher das Renditeversprechen, desto höher das Verlustrisiko.

    Klar ist: Wenn ein provisionsorientierter Finanzberater und ein profitorientierter Kunde zusammensitzen, ist der Finanzberater letztlich nur Wunscherfüller für den Kunden – und hat leichtes Spiel. »Gutgläubigkeit, Gier und gefährliches Halbwissen gehen eine Allianz ein, die es den Bankberatern allzu einfach macht«, sagt Jan-Henning Ahrens, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. 8 Heikel und bösartig wird es in dem Moment, wo jeder Kunde in den Augen der Bank zur Kuh mutiert, die man für dumm verkaufen kann und melken muss.
    Ein kleines Beispiel aus dem Nähkästchen: Als bekennender Kino-Fan, insbesondere angelsächsischer Produktionen, wurde mir vor einigen Jahren von meiner Hausbank ein Filmfonds angeboten, über den ich mich angeblich direkt an Hollywood-Filmen mit Nicolas Cage, Julia Roberts und anderen »very important persons« beteiligen konnte. Das Produkt nannte sich denn auch VIP-Medienfonds und garantierte laut Bankberater nicht nur die Finanzierung ambitionierter Filmprojekte, sondern auch schöne Renditen. Politisch korrekt, sozialdemokratisch betroffen und »angegrünt«, wie man gerne ist, dachte ich: ›Besser als Aktien von Chemie-, Pharma-, Öl-, Auto- oder gar Rüstungskonzernen, da stecke ich mein Geld doch lieber in tolle Filme.‹ Pustekuchen. Finanziert wurden hauptsächlich minderwertigste C-Pictures, miserable Action- und Horrorfilmchen – und von Rendite keine Spur. Im Gegenteil, ich erhielt Post vom Finanzamt,
das diese Anlageform als ungesetzlich deklarierte und fette Nachzahlungen einforderte. Ich also zum Anwalt und erstmal eine Klage eingereicht ... zum Glück erfolgreich.
    KONSUMENTEN-NAVI
    Bei Falschberatung zu klagen lohnt sich! Die deutschen Gerichte gehen mittlerweile sehr viel strenger mit Banken um, als dies noch vor zehn Jahren der Fall war. Und es gibt etliche Anwaltskanzleien, die sich auf Anlagebetrug spezialisiert haben.

    Ein kleines Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: TV-Managerin der obersten Liga, alleinerziehende Mutter mit entsprechend wenig Zeit und rammelvollem Terminkalender, legt ihr Geld,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher