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Die große Volksverarsche

Die große Volksverarsche

Titel: Die große Volksverarsche
Autoren: Hannes Jaenicke
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ein irrer, ökonomisch völlig schwachsinniger Aufwand.
    KONSUMENTEN-NAVI
    Bioplastik/PLA-Kunststoffe gehören auch nicht in die Gelbe Tonne.

    Stattdessen werden PLA-Materialien inklusive der von Danone und WWF ausgerufenen »zukunftsträchtigen Alternative« wie normaler Restmüll behandelt – und verbrannt. (Bio-)Kunststoffe können allerdings nicht rückstandslos verbrannt werden. Zurück bleiben »künstliche Schadstoffsenken« (Schlacke). Ein fast euphemistischer Fachbegriff, hinter dem sich zum Teil hoch-gefährliche Stoffe wie Dioxine verbergen. Je nach Schadstoffgehalt
wird die Schlacke für die Nachwelt unterirdisch deponiert – oder in Baustoffen wie Zement und Asphalt verarbeitet, damit auch wir später noch etwas davon haben ...
    Summa summarum hat der WWF mit dieser »strategischen Unternehmenspartnerschaft« sicherlich einen lukrativen Deal gemacht – aber einmal mehr auf Kosten der eigenen Glaubwürdigkeit. 5 Denn bei der ACTIVIA-Verpackung ist nur die Farbe grün. Zumal jeder der vier einzelnen mit einer Pappbanderole verpackten ACTIVIA-Becher lediglich magere 115 Gramm enthält. Und das, obwohl gerade der WWF wissen sollte: je kleiner die Packung, desto schlechter das Verhältnis von Inhalt zu Verpackungsmenge.
    Deshalb greife ich auch lieber zu dem Naturjoghurt im 500-Gramm-Mehrwegglas und schiebe meinen Einkaufswagen samt Salat, Käse und Joghurt zur Kasse. Vor mir packt gerade ein junger Mann seine Einkäufe in eine nigelnagelneue bunte Plastiktüte. Eine der durchschnittlich 5,3 Milliarden Plastiktüten, die in Deutschland jährlich (!) verbraucht werden. Das sind 10.000 Plastiktüten pro Minute. Und jede dieser Plastiktüten benötigt, wenn sie nicht recycelt oder verbrannt wird, hundert Jahre, um zu verrotten. Wo um Himmels willen bleibt ein generelles Verbot von Plastiktüten? Wir haben doch eine selbst ernannte »Klima-Kanzlerin« und ihren angeblich so eifrigen Umweltminister! Und was bitte ist verkehrt an der klassischen Tragetasche, auch wenn sie aus der viel belächelten Jute, aus Stoff oder, wie bei dm erhältlich, aus so robustem Kunststoff ist, dass er jahrelang hält?
    Im Supermarkt gibt’s die Plastiktüten für Peanuts, überall sonst werden einem diese preiswerten Werbeträger sogar kostenlos hinterhergeschmissen. Und so mausern sich viele Haushalte irgendwann zu einer wahren Plastiktütensammelstelle. Besonders
Clevere meinen, eine gute Tat zu tun, wenn sie die Plastiktüten als Müllbeutel verwenden. Doch um einfach verbrannt zu werden, sind sie aufgrund ihrer Rohstoffe zu kostbar.
    KONSUMENTEN-NAVI
    Wer bereits Plastiktüten zu Hause hat, sollte sie so oft wie möglich wiederverwenden (Re-use) und wenn nötig über die Gelbe Tonne entsorgen.

    Sicher sind Ihnen auch schon Bio-Plastiktüten begegnet. Diese sind allerdings (zumindest bislang) ebenso fragwürdig wie andere Produkte aus Biokunststoff – zumal biologisch abbaubare Plastiktüten zu höchstens 30 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen 6 hergestellt werden. Der Rest basiert auf Rohöl. Sonst wäre die Tüte einfach nicht stabil genug. Das Gleiche gilt übrigens für die Bio-Abfalltüten. Auch die gehören, ebenso wie andere Biokunststoffe, weder auf den Kompost noch in die Braune Tonne, weil sie sich eben nicht wie normaler Bioabfall innerhalb von wenigen Wochen zersetzen.
    Alternative: Bioladen? Aber auch hier: Plastikverpackungen en masse – und Biotüten. Pro Stück acht Cent. Hergestellt aus Maisstärke – wenn auch, wie wir wissen, nicht zu 100 Prozent. Noch einmal Thomas Fischer: »Da Einkaufstragetaschen robust und reißfest sein müssen, ist ein hoher Anteil an rohölbasierten Materialien notwendig. Plastiktütenhersteller haben gegenüber der DUH bestätigt, dass es aus diesem Grund nicht möglich ist, mehr als 30 Prozent PLA in biologisch abbaubaren Tragetaschen zu verwenden.« Trotzdem schmückt sich die BIO-COMPANY-Tüte
mit der Aufschrift: Machen Sie Ihren Blumen eine Freude und düngen Sie sie mit unserem Bio-Bag. Au weia ... Auch das Goodies in Berlin scheint den Marketingstrategen der Bioplastikindustrie auf den grünen Leim gegangen zu sein. Die Goodies-Idee: »Bio to go«. Zitat: Vielleicht geht es euch wie uns: Der Mülleimer quillt über mit Goodies-Salatverpackungen – aber kein Grund zur Panik! Durch unsere neuen kompostierbaren Verpackungen heißt es nur warten ... dann zerfallen die Becher zu Staub ... und keiner muss runter zur Mülltonne!
    Die Gutgläubigsten (oder Korruptesten?) aber
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