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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut
Autoren: Madeleine L'Engle
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die Einhörner herbeidenkt, könntet ihr uns nach Hause tessern.«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, räumte Adnarel ein. »Dein Vorschlag deckt sich mit unserem Wissen über Masse und Energie. Ich werde mit den anderen Seraphim darüber sprechen.« Als er sich bereits zum Gehen wandte, sagte er noch: »Entfernt euch nicht zu weit vom Zelt.«
    »Die Nephilim.« Dennys nickte. »Wir bleiben hier. Wir sitzen nur da, weil wir keinen Schlaf finden.«
    Adnarel sagte: »Eure Liebe zu Yalith und ihre Liebe zu euch wird überdauern. Für immer.«
    Und schon war er verschwunden.
    Sie rochen Tiglah, ehe sie sie sahen. Sprangen auf, liefen zum Zelt. Die Klappe stand halb offen.
    »Nicht! Bitte lauft nicht weg!« rief Tiglah. »Ich bin allein, mein Wort darauf!«
    Tiglahs Wort bedeutete wenig. Mißtrauisch blieben die beiden Jungen stehen. Sie war aber offenbar tatsächlich allein gekommen. Ohne Vater und Bruder. Ohne Nephilim.
    »Es regnet«, sagte sie. »Sonst regnet es nur im Frühjahr. Hat Noah wirklich sein großes Schiff gebaut, weil er glaubt, daß es mehr Regen geben wird als je zuvor?«
    Sandy nickte.
    »Anah ist meine Schwester. Habt ihr in der Arche Platz für mich?«
    »Sie hat nicht einmal für uns beide Platz«, sagte Dennys.
    »Was werdet ihr jetzt tun?«
    »Das wird sich erst weisen.« Sandy war auf der Hut. »Wir rechnen mit unserer Heimkehr.«
    »Ich mag den Regen nicht.« Tiglah rümpfte die Nase. »Er ist kalt und naß.«
    »Rofocal wird sich um dich kümmern«, sagte Sandy.
    »Ja? Ja. Ja, natürlich. Ich muß am besten gleich zu ihm. Es war schön, euch kennengelernt zu haben.«
    »Wie man es nimmt«, sagte Sandy grob.
    »Ganz meine Meinung«, stimmte Dennys ihm zu.
    »Ihr gebt doch nicht mir die Schuld für das, was mein Vater und Bruder getan haben?«
    »Nicht dafür«, sagte Sandy. »Aber dafür, daß du dich von Rofocal verleiten ließest.«
    »Geh nur zu ihm«, drängte Dennys, obwohl er nicht glaubte, daß die Nephilim ihr und den anderen beistehen würden, es sei denn zum eigenen Nutzen.
    »Es war trotzdem schön, euch getroffen zu haben«, sagte Tiglah. »Schade, daß ich euch nicht besser kennenlernen konnte. Ich meine: wirklich kennenlernen.«
    »Tut mir leid, Tiglah«, sagte Sandy. »Aber du bist um einiges älter und erfahrener als wir.«
    »Ich könnte euch lehren…«
    »Nein, Tiglah. Jetzt ist nicht die richtige Zeit dafür.«
    »Dann also… Lebt wohl!«
    »Lebe wohl«, sagten sie.
    Japheth kam aus dem Zelt. »Ich mache mir Sorgen um euch.«
    Sandy schaute noch immer Tiglah nach. »Keine Ursache, Jay. Wir schaffen es schon.«
    »Wie?« fragte Japheth. »Wir dürfen euch doch nicht in die Arche mitnehmen.«
    Dennys blickte zum Himmel empor. Die Wolken verdeckten die Sterne. Die Sterne waren stumm. Aus den Wolken fielen vereinzelte Tropfen.
    Japheth folgte seinen Blicken. Schüttelte den Kopf, als könne er die Stille nicht begreifen.
    »Zerbrich dir unseretwegen nicht den Kopf«, sagte Sandy. »Ihr habt jetzt alle Hände voll zu tun. Ihr müßt die Tiere versammeln, das Futter einlagern und Nahrung für euch…«
    Japheth kämpfte vergeblich gegen die Tränen an. »Ach, Zwillinge!« schluchzte er, und zu dritt hielten sie einander in den Armen.
    Kurz vor Tagesanbruch ging O-holi-bamah zu Mahlahs weiß getünchter Lehmhütte.
    Mahlah war allein. Sie stillte das Kind. Es war wirklich ungewöhnlich groß, trank gierig, und Mahlah wirkte blaß und zerbrechlich. Aber auch stolz und froh.
    Sie begrüßte O-holi-bamah mit einem Lächeln. »Wie schön, daß du kommst, Oholi. Setz dich doch.«
    O-holi-bamah blieb stehen. Schaute auf Mahlah und das Kind hinunter. »Ist Ugiel gut zu dir?«
    »Er ist sehr gut zu mir.« Aus Mahlahs Augen sprach Liebe.
    »Bist du glücklich mit ihm? Wahrhaft glücklich, so wie ich mit Japheth?«
    »Ja. Wenngleich Ugiel eben Ugiel ist und Japheth eben Japheth.«
    »Er tut dir nichts zuleide?«
    »Nie.«
    »Er kümmert sich um dich?«
    »Immer. Und er liebt unser Kind.«
    »Gut«, sagte O-holi-bamah. »Mehr wollte ich nicht wissen.« Und sie verließ Mahlah und kehrte in das Zelt zurück, das sie mit Japheth teilte.
    Als die Morgenröte die Wüste in fahles Licht tauchte, waren die Seraphim versammelt. Die Wolkendecke schloß sich allmählich. Das Lied der Vögel in den Zweigen klang gedämpfter als üblich, und die Paviane schnatterten nur leise.
    »Ich halte es für möglich«, sagte Adnarel.
    Alarid nickte. »Wir sind nicht an diesen Ort und diese Zeit gebunden. Zwei von
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