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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut
Autoren: Madeleine L'Engle
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war.
    Aariel sagte: »Es ist an der Zeit.«
    Yalith erinnerte sich der Worte Aariels, mit denen er ihr Trost gespendet hatte: »›Auch viele Wasser können die Liebe nicht auslöschen‹«, flüsterte sie, »›und Ströme sie nicht ertränken‹. Ach, Zwillinge, ich liebe euch.«
    Sandy und Dennys erwiderten zugleich, mit brechender Stimme: »Und ich liebe dich, Yalith.«
    »Werdet ihr nun dorthin zurückkehren, woher ihr gekommen seid?«
    Die beiden Jungen schauten einander an.
    »Wir werden es versuchen«, sagte Sandy.
    »Wir glauben, die Seraphim helfen uns«, fügte Dennys hinzu.
    »Wie gut, daß wir noch halbe Kinder sind«, sagte Sandy.
    Dennys lachte. »Wären wir nämlich älter, hätte das die Sache sehr viel komplizierter gemacht, wie?«
    Jetzt lachte auch Yalith. »Ach, ich liebe euch! Ich liebe euch beide!«
    Aariel drängte sanft: »Komm, Yalith!«
    »Darf ich nicht von meinen Eltern Abschied nehmen? Und von Japheth und O-holi-bamah?«
    »Es ist besser so«, sagte Aariel. »Kein Abschied. Wie bei Enoch.«
    Yalith nickte. Dann reckte sie sich auf die Zehen und küßte Sandy, der sich ihr entgegen neigte, auf die Lippen. Und Dennys. Es waren lange, gute Küsse.
    Aariel hüllte sie in seine goldumrandeten Flügel. Nahm Yalith in die Arme. Breitete die Flügel aus, weit, schwenkte sie. Erhob sich. Höher. Immer höher und höher.
    Sie schauten ihnen nach, bis sie nur noch ein helles Lichtpünktchen erkennen konnten. Vielleicht einen neuen Stern.
    Sandy wandte sich an Noah. »Erinnerst du dich noch an jenen Abend, als du mit Großvater Lamech sprachst und ich an eurer Seite saß?«
    Noah nickte.
    »Und Großvater Lamech sprach von seinem nahenden Ende.«
    Noah nickte.
    »Und er sprach von seinem Großvater Enoch, der mit El wandelte und nicht mehr gesehen ward, weil El ihn hinwegnahm.«
    »Ich erinnere mich. Warum erwähnst du das?«
    »Yalith wurde hinweggenommen.«
    »Was sagst du da?« Noahs Augen weiteten sich. Matred preßte die Hand auf den Mund.
    Sandy erfüllte seinen Auftrag weiter. »Aariel, der Seraph, der Yalith liebt, versprach ihr, sie hinwegzunehmen, wie ihren Urahn Enoch. Und er trug sie in den Himmel. Wir haben es gesehen.«
    Dennys stimmte ihm zu.
    In Noahs Augen trat ungeahnte Freude.
    Matred brach in Tränen aus.
    »He«, sagte Sandy. »War das ein Regentropfen?«
    Noah wandte sich zum Gehen. »Morgen ist die Arche fertig.«
    Am späten Abend saßen die Zwillinge vor dem großen Zelt. Die drei Mammuts lagen, aneinandergekuschelt, zu ihren Füßen. Im Zelt schliefen alle. Nur Yalith war nicht mehr da. Man hatte ihre Schlaffelle zusammengerollt und entfernt.
    »Es ist mir nicht gelungen, mit Adnarel über unsere Rückkehr zu sprechen«, sagte Sandy.
    »Dafür ist Yalith gerettet. Das zählt im Augenblick mehr.« Ein Tropfen landete auf Dennys’ Nase.»Es beginnt zu regnen.« Sandy bückte sich und kraulte Higgaion. »Was sagte Yalith über die vielen Wasser?«
    »Ich glaube: Auch viele Wasser können die Liebe nicht auslöschen.«
    Higgaion hob den Rüssel, berührte Sandys Arm. »Es wird Zeit für uns, Higgy«, sagte Sandy. »Wir müssen nach Hause. Ich muß mit Adnarel sprechen.«
    Higgaion zeigte mit der Rüsselspitze auf sein Ohr. Der Skarabäus war nicht zu sehen.
    Wieder ein Tropfen.
    Und wieder.
    Leichter, sanfter Regen.
    Kein Blitz.
    Kein Donner.
    Sandy legte den Kopf zurück. »Großvater Lamech meinte, die Endzeit sei gekommen.«
    Der Regen brachte die Sterne zum Verstummen.
    Dennys überlegte. »Es muß viele solche Endzeiten gegeben haben. Und jede brachte nicht das Ende, sondern einen neuen Anfang.«
    »Steckt da eine Ordnung dahinter? Ein System?« Vielleicht lag es am Regen, daß Sandy plötzlich so gereizt war. »Oder ist alles nur Chaos und purer Zufall?«
    »Was meinst du?« gab Dennys zurück.
    Selah war ein Stück näher gerückt. Sandy strich ihm mit der nackten Zehe übers Fell. »Hat uns der Zufall hierher und zu Noah und Yalith geführt?«
    Dennys wischte mit dem Handrücken die Tropfen ab. »Nein. Nein, das glaube ich nicht.«
    Sandy sagte: »Die Arche ist fertig. Yalith ist bei Großvater Enoch. Und vielleicht bei Großvater Lamech. Wie sagte er doch? Wir begreifen nur wenig von solchen Dingen.«
    Die Luft pulste im Licht, und Adnarel stand vor ihnen.
    Sandy sprang auf. »Adnarel! Ich muß mit dir sprechen. Über die Teilchenphysik und den Quantensprung.«
    Adnarel setzte sich zu ihnen, hörte zu.
    »Wenn ihr euch in unsere Zeit und unsere Heimat begebt und dort
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