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Die Grabstein-Clique

Die Grabstein-Clique

Titel: Die Grabstein-Clique
Autoren: Jason Dark
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glaube nämlich, daß es sich hier nicht um Cigam dreht. Ich will dir ehrlich sagen, daß er für mich nicht mehr als eine Begleiterscheinung ist. Wichtig sind die vier Seelen, die sich der Teufel geholt hat. Ich kann es dir nicht hundertprozentig sagen, aber ich rechne fest damit, daß die vier Helfer des Teufels genau an dieser Stelle zur Hölle gefahren sind.«
    Suko war skeptisch. Er suchte den Boden nach Spuren ab, entdeckte aber keine.
    »Wäre das Problem damit gelöst?«
    Ich hob die Schultern und wartete mit der Antwort, denn gar nicht mal so weit entfernt hörte ich das wummernde Donnern. Allmählich zog das Gewitter heran.
    Im Westen hatte sich der Himmel noch stärker verdunkelt. Da war er fast schwarz geworden, als hätten gewaltige Hände dort Rauchglas in die Wolken gesteckt. Aber auch einen gelben, schwefligen Rand hatte er bekommen, und in diese Abgrenzung hinein wölkten Dunstwolken, zwischen denen die ersten Blitze aufzuckten. Ein fernes Wetterleuchten. Die Insekten summten noch stärker, sie tanzten hektischer als sonst. Die Natur erwartete das Unwetter und gab sich wie in tiefer Demut erstarrt. Bei der überraschend klaren Sicht kam uns die Natur dicht zusammengedrängt vor, wie ein Stück vom Reißbrett, das eine Insel innerhalb der Landschaft bildete.
    Die Katze war durch die magische Kraft des Kreuzes regelrecht verschmort. Der Geist des Teufels hatte sich zurückgezogen, vielleicht suchte er nach einer neuen Chance, wollte einen neuen Anlauf nehmen, das war mir egal. Mich und Suko interessierten eigentlich nur das verdammte Grabmal, das von den vier Teufelsdienern zusammengebaut worden war.
    Mein Freund stand daneben. Der oberste Stein reichte uns bis zur Brust. Suko strich mit der Hand darüber hinweg und drehte sich dann zu mir um.
    Mir fiel sein verwunderter Blick auf. »Ist was?«
    »Ja, ich habe den Eindruck, als wäre der Stein keine tote Materie, es steckte Leben in ihm.«
    »Das habe ich nicht gefühlt.«
    »Du kannst mal testen.«
    Auch ich legte meine Hand auf den diagonal stehenden dunklen Stein und mußte Suko recht geben.
    In der Tat stellte auch ich das leichte Vibrieren fest, daß das Material durchdrang.
    »Seltsam, nicht?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und was willst du machen?«
    Ich zog die Hand zurück. Das Material hatte sich äußerlich nicht verändert und auch der Boden zeigte noch immer diese verbrannte Erde. Ich beobachtete Suko, wie er sich bückte und seine Hand flach auf den Untergrund legte.
    »Nun?«
    Er hob die Schultern. »Ich kann es nicht genau sagen. Es könnte sein, muß aber nicht.«
    »Gut, dann versuche ich es mit dem Kreuz.«
    Mein Freund lächelte. »Kannst du Gedanken lesen?«
    »Manchmal.«
    Ich nahm meinen Talisman nicht in die Hand, sondern ließ ihn an der Kette hängen, als ich den ersten Versuch startete. Metall gegen Stein – wer würde siegen?
    Mit der Unterkante drückte ich es leicht auf das Ende des diagonal gestellten Steins.
    Eine winzige Berührung nur, ein kurzer Kontakt, aber sie reichte aus. Es war eine Reaktion da.
    Nur anders, als wir es uns gedacht hatten.
    Aus irgendeiner Tiefe, in die wir nicht blicken konnten, erklang ein jämmerlicher Schrei…
    ***
    Wir sagten nichts, wir schauten uns nur an. In der Stille war der Schrei deutlich zu hören gewesen, und ich merkte, daß sich auf meinem Rücken eine zweite Haut zusammenzog.
    Ich hatte das Kreuz wieder weggezogen, wartete ab, aber der Schrei erklang nicht mehr.
    Dafür hörten wir beide den grummelnden Donner in der Ferne, wo noch immer das Gewitter lauerte.
    »Ein Mensch?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Das kann sein. Aber wo, zum Henker?«
    Mein Freund zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger in die Tiefe. »Da muß das Grab liegen, John. Da unten sind sie eingekesselt, sind sie gefangen, dort…«
    »Schon gut. Ich versuche es noch einmal.«
    »Okay. Länger?«
    »Sicher.«
    Mein Freund trat zwei kleine Schritte zurück. Er wollte mich nicht stören, schaute aber gegen den dunklen Himmel, um das Heranziehen des Gewitters zu beobachten.
    Ich dachte noch immer über den Schrei nach. Er hatte sich tatsächlich so angehört, als wäre er von einer gefolterten Kreatur abgegeben worden. Einem Wesen, das unter wahnsinnigen Schmerzen litt und sich nicht wehren konnte.
    War dieses Wesen menschlich? Oder anders gefragt – war es einmal menschlich gewesen, denn ich dachte natürlich an die vier verschwundenen Mörder, die sich meiner Ansicht nach noch in dieser Grabmal-Umgebung
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