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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber
Autoren: Jason Dark
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zählten wirklich nur Bruchteile von Sekunden, da seine Gegner mit schussbereiten Waffen hinter ihm standen.
    Aber er hatte Glück. Die Szenerie erstarrte.
    All diejenigen, die den Ruf vernahmen, wurden zur Bewegungsunfähigkeit verdammt. Für fünf Sekunden konnte nur der Träger des Stabs agieren.
    Und das war Suko.
    Er war schnell. Aus Erfahrung wusste er, wie rasch die Sekunden dahinflogen, deshalb zögerte er nicht einen Augenblick, sprang vor, riss die Mumie an sich und drehte sich mit ihr im Griff herum. Diejenigen, die sich zuvor in seinem Rücken aufgehalten hatten, sah er nun von vorn, über den Kopf der Mumie hinweg, während sich hinter Suko die offene Luke befand.
    Noch war die Zeit nicht vorbei. Der Inspektor hielt seinen Ahnherrn so vor sich, dass wenigstens ein Teil seines Körpers geschützt war. Wenn die anderen schießen wollten, konnten sie auf Suko nicht mehr zielen, dann hätten sie ihren eigenen Herrn umgebracht. Das traute sich wohl keiner.
    Die große Unbekannte in Sukos Rechnung waren die Menschen aus dem Dorf. Würden sie sich neutral verhalten? Er hoffte es. Die Zeit war um.
    Alles lief wieder so wie vor der Starre. Nur hatten sich die Hauptakteure ein wenig verändert, und das merkte auch Hiatu, dessen Gesicht einen Ausdruck besaß, wie Suko ihn bei einem Menschen noch nie gesehen hatte. So etwas von Staunen und Überraschung war schon sehenswert. Er hätte eigentlich eine Kamera dabeihaben müssen, um alles im Bild festzuhalten.
    Doch der Ausdruck wandelte sich. Hass, Verachtung, Wut und Zorn spiegelten sich plötzlich in den Zügen wider, und der Chinese bewegte auch die Hand mit der Beretta.
    »Mach keinen Fehler«, sagte Suko ruhig und hielt die Mumie eng an sich gepresst. »Wenn du schießt, wirst du ihn erwischen, und das willst du doch nicht.«
    »Wieso nicht?« rief Hiatu voller Schadenfreude. »Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, die Lage zu deinen Gunsten zu verändern. Aber ich sehe ein, wie wertvoll für dich der Stab ist. Nur wirst du ihn nicht behalten. Du kannst sagen, was du willst, eine Kugel macht La-Kau nichts aus. Man kann diesen Untoten nicht mit einer Kugel töten. Nein, da hat ihm die Hölle Schutz gegeben Und er wird es mir verzeihen, wenn ich abdrücke und durch seinen Körper schieße, damit ich dich treffen und vernichten kann.«
    Das war kein Spaß. Suko wusste es genau. Dieser Chinese hatte tatsächlich den schwachen Punkt in Sukos Spiel erkannt. Der Inspektor hätte dem anderen die Beretta abnehmen sollen, doch er hatte sich nicht getraut, weil ihm zu wenig Zeit geblieben war.
    Nun musste er die Folgen tragen.
    Hiatu lachte. »Das passt dir wohl nicht, wie?« rief er. »Ich schieße, ich durchlöchere ihn, und dann werden die Grabräuber den Befehl bekommen, dich zu vernichten. Pass auf!«
    Er würde abdrücken. Im selben Augenblick wischte etwas durch die Luft!
    ***
    Es war ein Dolch! Ein silberner Dolch. Und ich hatte die Waffe geschleudert!
    Es war mir tatsächlich gelungen, mich an den zentralen Ort des Geschehens zu schleichen, ohne von den anderen auf der Dschunke gehindert zu werden.
    Dann hatte mich Sukos Ruf erreicht und mich ebenfalls für fünf Sekunden außer Gefecht gesetzt Die Zeit war vergangen, ich hatte weiterlaufen können und war noch rechtzeitig gekommen. Ich hatte mich für den lautloseren Dolch entschieden und genau getroffen. Zwischen Brust und Schulter war er in den Körper des Mannes gefahren und fast bis zum Heft eingedrungen.
    Hiatu konnte nicht mehr schießen. Dafür schrie er wie am Spieß, drehte sich auf der Stelle, und ich hörte Sukos verzweifeltes Brüllen.
    »John, nimm ihm die Dämonenpeitsche ab und gib sie mir. Beeil dich!«
    Wenn Suko so laut sprach, war wirklich Not am Mann. Ich huschte die letzten Meter über das Deck und sah, dass Hiatu bis an die Reling getaumelt war und dort in die Knie brach. Die Peitsche hatte er in den Gürtel gesteckt.
    Der Griff ragte hervor. Ich packte ihn.
    Hiatu wollte sich noch wehren, trotz der Verletzung. Ich schlug einmal zu, er wurde schlaff, dann hatte ich die Peitsche, kreiselte herum und sah Sukos erhobene Hand.
    »Wirf!«
    Ich schleuderte sie ihm zu. Das hatten wir trainiert. Blitzschnell fing Suko die Peitsche auf, während sein mumienhafter Ahnherr zu kreischen und zu zappeln anfing.
    Suko musste einen halben Schritt zurück, dachte nicht mehr an die offene Luke, trat ins Leere und verschwand mit der Mumie vor meinen Augen. Ich hörte noch den dumpfen Aufprall und die
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