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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber
Autoren: Jason Dark
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auch der Unheimliche verschwunden.
    Nebel auch hier. Der Frühling stand dicht vor der Tür, aber noch kämpfte der Winter, noch gab es Fröste in der Nacht. Das beginnende Frühjahr und die Zeit im Herbst bescherten London Nebelwochen. Linc hatte sie oft verflucht. Ändern konnte er aber am Wetter nichts. Kein Mensch war auf der Straße, nur er.
    Das Licht des Scheinwerfers tauchte in die graue Suppe und wurde aufgesaugt. Der Polizist merkte jede Unebenheit des Bodens, so langsam fuhr er. Nach vorn gebeugt, hockte er auf seiner Honda, wobei er den Kopf ein wenig angehoben hatte, denn er wollte den Mann sehen. Er kannte die Straße, in die er eingebogen war, genau. Hier gab es zwei kleine Theater, ein Programm-und ein Pornokino. Früher hatte es hier noch Kneipen gegeben, doch die waren geschlossen worden. Die Leute hatten nicht mehr das Geld, um es in die Bars und Lokale zu tragen. Er fuhr auf der Straßenmitte. Niemand kam ihm entgegen. Nur der Nebel wallte in dicken Schwaden zwischen den rechts und links stehenden Hauswänden.
    Wo steckte die Gestalt?
    Linc Lancaster schaute nicht nur nach vorn, sein Blick glitt auch nach links und rechts. Möglicherweise hatte sich der andere versteckt. Linc dachte auch daran, die Zentrale zu alarmieren, denn das Auftauchen einer Person, die mit Pfeil und Bogen bewaffnet war, konnte man nicht als normal bezeichnen.
    Linc Lancaster ging davon aus, dass der andere irgend etwas vorhatte. Möglicherweise ein Verbrechen.
    Bisher hatten höchstens Touristen die engen Straßen von Soho als unheimlich angesehen, aber nicht die Einheimischen oder Polizisten wie Linc. Diese Meinung änderte er nun. Plötzlich kam auch ihm das so vertraute Pflaster nicht mehr geheuer vor. Der Nebel und die Stille waren daran Schuld.
    Die grauen Schwaden gaukelten ihm gespenstische Figuren vor, geisterhafte Erscheinungen, zu der diejenige, die er entdeckt hatte, genau passte.
    Er hörte das hohe Lachen einer Frau. Es wehte aus einem offenen Fenster, zusammen mit einigen Musikfetzen. Danach schrie ein Mann, das Lachen verstummte und schuf wieder dieser gespenstischen Stille Platz.
    Linc Lancaster war froh, dass er den Motor seiner Maschine hörte. Dieses Geräusch war für ihn ein Stück Wirklichkeit, damit konnte er sich identifizieren, aber nicht mit einer Gestalt wie der, die er zwar verfolgte, obwohl er sie nicht sah.
    Linc wusste, dass sich die Straße weiter vorn stark verengte. Sie wurde dort zu einer Gasse, die rechts und links von hohen Mauern eingegrenzt war. Dort lag das Gelände einer Spedition und das einer kleinen Schnapsfabrik. Linc erinnerte sich daran, dass es auf dem Areal schon so manche Schießerei gegeben hatte.
    War dieses Gelände vielleicht das Ziel des anderen? Nein! Im nächsten Augenblick wurde Linc eines Besseren belehrt. So rasch wie beim ersten Sichtkontakt tauchte er auch diesmal wieder auf Plötzlich sah der Polizist die Umrisse des anderen. Er wirkte wie ein vom Nebel umwehtes Denkmal, so steif, starr und unbeweglich stand er auf der Stelle.
    Etwas hatte sich verändert.
    Der andere trug den Bogen nicht mehr über die Schulter gelegt, er hielt ihn jetzt in den Händen, und er hatte einen Pfeil auf die Sehne gelegt. Die Spitze zeigte genau auf Lancaster.
    Der Polizist bremste. Auf einmal trommelte sein Herzschlag wie verrückt. Fast wäre er noch von der Maschine gekippt. Er breitete die Beine aus und blieb im Sattel, während seine linke Hand dorthin tastete, wo das Sprechgerät am Lenker stand.
    Instinktiv wusste Linc, dass er allein gegen diesen Fremden nicht ankam und Hilfe benötigte. Es kostete ihn Mühe, sich zusammenzureißen und seine Angst nicht zu zeigen.
    »Wer sind Sie?« fuhr er den anderen an. Seine Stimme kannte er kaum noch wieder. Er bekam keine Antwort.
    »Sagen Sie etwas!«
    Während dieser Worte hatte er den anderen starr angesehen, und Linc erkannte, dass dieser seinen rechten Arm bewegte und ihn gleichzeitig nach hinten zog.
    Das hatte einen Grund. Er spannte die Sehne noch weiter. Denn er wollte schießen.
    Plötzlich befand sich Linc Lancaster in Lebensgefahr. Das wusste er genau. Ohne seine Waffe zu ziehen, schnellte er nach rechts, kam von der Maschine weg und prallte auf den Boden. Im selben Augenblick löste sich der Pfeil. Linc vernahm ein seltsam hohes, sirrendes und singendes Geräusch, das seine Ohren erreichte und ihm Angst einjagte. Der Pfeil traf ihn nicht. Linc war soeben noch weggekommen, aber seine Maschine wurde erwischt.
    Auf dem Boden
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