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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber
Autoren: Jason Dark
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weg.
    Der Chinese hatte gewonnen.
    Ohne mit einer Wimper zu zuckert strich er das Geld ein und glättete die Scheine, die er in seiner Brieftasche verschwinden ließ. Niemand redete, und Wan ließ sich nicht in die Karten gucken, obwohl Mickey sie gern gesehen hätte.
    Das mochten weder Wan noch Stern. Nur der Chinese redete, weil es ja sein Blatt gewesen war. »Lass es, Mickey. Wer meine Karten sehen will, muss zahlen. Ansonsten nagele ich dem anderen die Hand mit einem Messer auf dem Tisch fest.«
    Mickey wurde ein wenig blass und begann unecht zu lachen »Schon gut, ich dachte ja nur.«
    Stern leerte sein Glas. »Manchmal frage ich mich wirklich, aus welchem Grunde wir noch mit dir spielen, Mickey.«
    Der Angesprochene paffte einige blaue Wolken »Das ist so eine Sache, wenn man keinen anderen findet.«
    »Wer gibt?« Wan stellte die Frage. Er dachte schon wieder an die nächste Runde.
    Mickey war an der Reihe. Er nahm alle Karten und begann zu mischen. Die anderen saßen starr neben ihm. Es sah so aus, als würden sie auf die Tischplatte schauen, doch jeder beobachtete Mickey sehr genau, damit dieser sich keine Karte untermischte. Der Mann teilte die Karten noch nicht aus, als sich die Haltung des Chinesen veränderte. Sie wurde lauernd, fast sprungbereit. Das fiel auch David Stern auf.
    »Was hast du?«
    »Irgend etwas stört mich«, erklärte Wan. »Ich habe Schritte gehört.«
    »Das wird der Wirt gewesen sein.«
    »Nein, nicht aus dem Lokal. Die müssen hinter der anderen Tür aufgeklungen sein.«
    »Am Hintereingang?«
    »Danach sieht es aus.«
    David Stern drehte sich auf dem Stuhl, damit er mit dem Rücken zur normalen Tür saß. Viel konnte er nicht erkennen, denn um den beleuchteten Tisch herum verschwand alles im Dämmerlicht.
    »Soll ich mal nachsehen?« Mickey hatte die Karten sinken lassen und die Hand dorthin geführt, wo unter seinem gemusterten Jackett die Pistole steckte.
    Wan winkte ab. »Lass es. Wenn jemand von uns etwas will, wird er sich schon zeigen.«
    »Das meine ich auch«, sagte Stern.
    »Bullen werden es ja nicht sein«, kommentierte Mickey. »Dann hätte uns der Wirt gewarnt.«
    Das war auch die Meinung der anderen. So lautlos und unsichtbar konnten sich keine Polizisten anschleichen, als dass sie nicht von jemandem gesehen worden wären.
    Die Männer warteten ab. Und jetzt hörten es die anderen auch. Hinter der Tür tat sich etwas. Sie vernahmen Schritte, dann kratzte es gegen das Holz, und einen Moment später schwang die Tür auf. Nicht langsam, sondern blitzartig. Jemand hatte sie aufgerammt, und sie knallte gegen die Wand, wo sie zurückschwang und von einem Fuß gestoppt wurde.
    Dieser Fuß gehörte einer Gestalt, die es zwar geben durfte, aber nicht in dieser Form. Sogar Wan zeigte eine Reaktion. Seine Augen weiteten sich, der Mund klappte auf, und der Chinese schaute genau auf die Spitze eines Pfeils, den der Eindringling auf die Sehne seines Bogens gelegt hatte…
    ***
    Diesen Tag konnte man wirklich mit einem Begriff umschreiben. Der ganz normale Wahnsinn.
    Ehrlich, Freunde, was sich gewisse Beamtenhirne da ausgedacht hatten, wollten mein Freund Suko und ich nicht kapieren, aber es gab nun mal keine Möglichkeit, die Sache zu umgehen. Jedenfalls hatte uns dies unser Chef, Sir James Powell, erklärt und dabei ein süffisantes Lächeln um seine Lippen gelegt.
    Er lächelte selten, es war ein wenig Schadenfreude, die ihn dazu trieb, denn Suko und ich durften uns drei Nächte um die Ohren schlagen. Das wäre nicht einmal tragisch gewesen, wir konnten die Nächte kaum noch zählen, die wir wachend hinter uns gelassen hatten, aber in diesem Fall ärgerten wir uns beide, denn dieser Job hatte nichts mit Geistern oder Dämonen zu tun er - war eine Art Strafarbeit. Wenigstens für uns. Wir mussten Streife fahren!
    Jawohl, Sie haben richtig gelesen. Suko und ich hockten in einem Streifenwagen und fuhren mit.
    Basiskenntnisse erwerben, hieß das offiziell oder sie auffrischen. Daran kam niemand vorbei, auch nicht Beamte von Scotland Yard. Vielleicht gerade die nicht, und dass die beiden Beamten im Streifenwagen nicht gerade begeistert waren, zeigten sie uns auch. Es fiel kaum ein persönliches Wort zwischen uns, zudem hatten wir die Männer während unserer zahlreichen Einsätze noch nicht kennen gelernt, und sie zeigten sich auch nicht während der Fahrt aufgelockerter.
    So hockten wir schweigend im Fond, schauten aus dem Fenster und sahen uns einmal das nächtliche Soho aus dem
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