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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber
Autoren: Jason Dark
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jetzt entdeckte, war es für die anderen eine Kleinigkeit, mich wieder zurück in das Wasser zu stoßen. Es lief alles glatt. Aufatmend schwang ich mich über die Reling und duckte mich zwischen Ruderstand und Schanzkleid.
    Ich war wieder auf dem Schiff! Diese Tatsache beflügelte mich, ließ mich aber nicht übermütig werden. Ich wartete ab.
    Ziemlich außer Atem hätte ich Fehler machen können, und die wollte ich tunlichst vermeiden. So blieb ich hocken, konzentrierte mich und bekam meinen Körper sowie die Atmung wieder unter Kontrolle. Auch die heftigen Schmerzen in meinen Oberarmen ließen nach. Zwar konnte ich die Arme noch nicht so normal, glatt und sicher bewegen wie sonst, aber das Ziehen ließ sich ertragen.
    Ich kam wieder hoch, tastete nach meinen Waffen und fand sie an den richtigen Stellen.
    In der geduckten Haltung blieb ich allerdings. Ich wollte die Gestalten auf dem Deck überraschen und genau dann eingreifen, wenn es der richtige Zeitpunkt war.
    Natürlich vernahm ich auch Stimmen. Leider konnte ich nicht verstehen, was gesprochen wurde, denn der hochstehende Ruderstand schluckte einen Großteil des Schalls.
    Da er mir auch die Sicht nahm, musste ich ihn zunächst einmal umrunden. Dabei ging ich den gleichen Weg, den mich auch die Grabräuber geführt hatten. Diesmal noch leiser, noch vorsichtiger, und das war gut so, denn plötzlich hörte ich vor mir Stimmen. Zwei Gestalten erschienen. Männer, normale Menschen, keine Zombies oder ähnliche Wesen. Ausweichen konnte ich nicht mehr, so duckte ich mich tief und hoffte, dass ich erst so spät wie möglich von den beiden entdeckt wurde.
    Die Rechnung ging auf. Sie waren kaum mehr als eine Armlänge von mir entfernt, als sie mich sahen. Da schnellte ich schon hoch. Ihre fahlen Gesichter kamen mir vor wie Ballons. In den weit aufgerissenen Augen sah ich für einen kurzen Augenblick das kalte Feuer der Angst. Münder öffneten sich zu überraschten Schreien, als ich schon mit beiden Händen zuschlug. Ich nahm die Handkanten, ließ sie rechts und links schräg nach unten sausen und traf. Die beiden Männer wurden von der Trefferwucht aufeinander zugewirbelt, prallten zusammen, verdrehten die Augen und sackten vor meinen Fußspitzen zu Boden.
    Gern hatte ich dies nicht getan, aber mir war einfach keine andere Chance geblieben.
    »Tut mir leid, Freunde!« flüsterte ich und stieg über die beiden Bewusstlosen hinweg, »aber ihr werdet es später verstehen können.«
    Nun hielt mich kein Hindernis mehr auf. Ich war bereit, in diesem Spiel als Joker mitzumischen…
    ***
    Suko hielt den Atem an!
    Die sechs Träger waren aus der Luke gestiegen und hatten seinen Ahnherrn geholt. Noch konnte Suko ihn nicht sehen, denn die auf dem Tragegestell hockende Gestalt wurde von einem dunklen Tuch verdeckt. Allerdings ließen sich Umrisse erahnen.
    Die Männer blieben vor der Luke stehen.
    Plötzlich war Hiatu sehr aufgeregt. Er wieselte noch näher und scheuchte die Leute zur Seite. Sofort zogen sich die Helfer zurück. Suko schaute auf das, was das Tuch bisher noch vor seinen Blicken versteckte. Sein lebender oder toter Ahnherr war nicht groß. Er reichte dem Inspektor nur bis zur Hüfte, doch die nach unten hin breiter verlaufende und an eine dreieckige Form erinnernde Gestalt erinnerte Suko an einen Sitzenden. In dieser Haltung hatte auch immer der große Buddha gehockt, obwohl die beiden kaum Gemeinsamkeiten besaßen. Hiatu stand in heller Aufregung. Ein paar Mal atmete er schneller, wischte sich über die Stirn, bewegte den Mund und ebenfalls seine Augendeckel, bevor er auf die Gestalt zuging, sich bückte und die fünf Finger seiner rechten Hand um den Stoff krallte.
    Noch zog er ihn nicht zurück. Er wartete lauernd ab, erhöhte die Spannung dadurch und schaute an Suko vorbei auf die Reihe der Grabräuber hinter dem Chinesen.
    Auch Suko wollte sich ablenken. Er selbst blieb dabei stehen und drehte nur den Kopf.
    Wie Zinnsoldaten standen sie da. Bewegungslos, unheimlich und schaurig anzusehen. Nicht alle hatten die Sehnen ihrer Bögen gespannt, aber die fünf, die Suko bewachten, reichten sowieso aus.
    »Jetzt wirst du ihn gleich sehen!« flüsterte Hiatu und zog mit einem heftigen Ruck das Tuch zur Seite. Es flatterte noch nach, wurde fallengelassen, das alles interessierte Suko nicht, denn er hatte nur Augen für La-Kau.
    Das also war sein Ahnherr! Kein Mann, eher ein Männchen. Vielleicht hätte Suko an anderer Stelle gelacht, hier blieb es ihm im Halse
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