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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber
Autoren: Jason Dark
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gehört, nun würde er ihn endlich sehen.
    Einen Lebenden, einen Toten - oder beides?
    »Kommt hoch!« flüsterte Hiatu scharf. Auch er konnte die Zeit kaum noch abwarten.
    Tief atmete Suko die kühle Luft ein. Auf dem Deck war es plötzlich so seltsam geworden. Es gab keine Geräusche mehr. Die Stille lastete über den Planken und Aufbauten. Selbst der Wind war eingeschlafen. Suko hörte seine typischen Laute nicht mehr. Dann vernahm er die Schritte. Es waren die der sechs Männer. Sie kehrten aus dem Bauch des Schiffes zurück.
    Der Inspektor hielt den Atem an. Noch konnte er nichts sehen. Für einen Moment verschwammen die im Hintergrund wartenden Bewohner des Dorfes vor seinen Augen, dann sah er wieder klar und erkannte das, was aus der Tiefe erschien.
    Die Männer trugen ein Gestell. Es bestand aus mehreren Holzplatten, die an vier Seiten überstanden und Halt auf den Schultern der Träger gefunden hatten. Auf dem Gestell hockte er.
    La-Kau, Sukos Ahnherr!
    ***
    Ich lag im Boot, fror, zitterte und fragte mich, wann die verdammte Reise wohl ein Ende haben würde.
    Bisher war davon nichts zu bemerken gewesen, und das ärgerte mich so. Wahrscheinlich musste ich wohl selbst die Initiative übernehmen, sonst würde ich im Boot noch vergammeln.
    Dann änderte sich einiges.
    Nach meinem achten oder neunten Niesen entstand an Deck der Dschunke wieder Unruhe. Ich hörte die schrillen Befehle des Hiatu, vernahm auch das dumpfe Trommeln der Schritte und merkte, dass sich etwas tat. Schwerfällig drehte sich die Dschunke nach steuerbord. Plötzlich wurde auch mein kleines Boot von einer aus dieser Richtung stammenden Strömung erfasst und im Kreis gedreht.
    Die Erklärung fiel mir leicht. Wir hatten einen Schnittpunkt erreicht. Ein zweiter Fluss mündete in den, den wir nahmen. Das war alles. Die Dschunke wurde hineinmanövriert. Dabei schaukelte sie ein paar Mal, die Männer hatten Schwierigkeiten und schafften es dennoch. Das Schiff geriet wieder in ruhigere Gewässer und nahm seine normale Fahrt auf, wobei ich weiter im Boot saß, aber nicht mehr daran dachte, es voreilig zu verlassen.
    Das brauchte ich auch nicht, denn die Fahrt dauerte nicht allzu lange. Wir erreichten einen primitiven Anlegeplatz. Männer sprangen über Bord. Sie bekamen Taue zugeworfen, die sie um Poller wickelten. Sie ragten aus dem Boden wie dicke Finger.
    Die Leute arbeiteten schnell und geschickt. Man merkte es ihnen an, dass sie dies nicht zum erstenmal taten. Dann lag das Schiff fest. Ich atmete auf. Die Reise war beendet. Jetzt würden wir zur Sache kommen.
    Ich duckte mich wieder so tief in das schmale Boot hinein, dass ich auch vom Ufer her nicht gesehen werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt hätte mir eine Entdeckung überhaupt nicht gepasst.
    Meine Sorge war umsonst. Für das kleine Beiboot zeigte niemand Interesse.
    Die Männer, die das Anlegemanöver durchgeführt hatten, gingen wieder an Bord. Sie kletterten geschickt an den Tauen hoch, denn so etwas wie eine Gangway gab es auf dieser Dschunke nicht. Dieses Hochklettern war auch meine einzige Chance. Anders würde ich die Dschunke nicht ungesehen erreichen können.
    Das Tau befand sich vor meiner Nase. Ich kam wieder auf die Knie, rutschte ein wenig vor, stellte mich breitbeinig und streckte die Arme aus, um das Tau packen zu können. Es gelang.
    Der Hanf war nass geworden und sehr hart. Schon nach den ersten Versuchen brannten mir wieder die Handflächen, die auch bei der Kletterei aus dem Brunnen wahrlich nicht geschont worden waren. Schon bald schwebte ich zwischen Dschunke und Beiboot über dem dunklen Wasser. Mein Gewicht merkte ich an den Oberarmen. Dort, wo sie mit der Schulter zusammenwuchsen, wüteten die Schmerzen. Mein Gesicht verzerrte sich, ich biss die Zähne zusammen und machte weiter, weil es einfach kaum eine andere Möglichkeit gab.
    Das Tau lief schräg von oben nach unten. Ich hangelte mich Stück für Stück weiter und war froh, als ich die Hälfte geschafft hatte. Danach wurde der Winkel steiler. So geriet ich in Gefahr, leichter abzurutschen. Zweimal musste ich nachgreifen und hatte es schließlich geschafft. Ich pendelte durch meine ruckartigen Bewegungen so stark, dass ich schon mit den Beinen gegen die Bordwand schlug und bei dem dabei entstehenden dumpfen Geräusch heftig erschrak.
    Den letzten Rest brachte ich auch noch hinter mich, löste eine Hand vom Tau und umklammerte die Reling. Meine Finger hoben sich deutlich von der dunklen Fläche ab. Wenn man mich
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