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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin
Autoren: Iny Lorentz
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begann Orlando, doch da zog ihn sein Vater zur Seite. »Mein Sohn, eines, was du noch lernen musst, ist, Frauen in gewissen Situationen nicht zu widersprechen.«

E PILOG
    A. D. 1485 – Die Juden im Heiligen Römischen Reich Deutcher Nation sind seit Jahrhunderten Verfolgungen und Vertreibungen ausgesetzt. Wohl sehen sich verschiedene Kaiser, so auch der derzeit herrschende Friedrich III., als Schutzherren der Juden und versuchen, sie vor Verfolgungen zu bewahren. Aber dem religiösen Hass eines Teils des Klerus, dem Aberglauben des Volkes und den gewissenlosen Hetzreden von Leuten, die auf billige Weise ihre Schulden bei den jüdischen Bankiers und Pfandleihern oder deren unliebsame Konkurrenz loswerden wollen, kann auch Friedrich III. nicht Einhalt gebieten, gelingt dies doch nicht einmal den Landesherren und Stadtmagistraten, die die Juden als belebendes Element ihrer Wirtschaft schätzen.
    Oft genug werden Anlässe konstruiert, um die Juden loszuwerden. Mörder werfen die Leichen ihrer Opfer nachts heimlich in jüdische Gärten, um den Hass der Leute auf sie zu lenken, und 1475 wird in Trient sogar ein Kind ermordet und die Tat den Juden angelastet. Obwohl sich bald die Unschuld der Trienter Judenschaft herausstellt, läuft eine Welle der Verfolgung durch das Reich. Unzählige Juden werden ermordet und noch mehr vertrieben.
    Viele Juden wenden sich nach Polen, wo König Kasimir IV. sein Land durch ihre Ansiedlung wirtschaftlich in Schwung bringen will. Doch bald werden sie auch dort Opfer gnadenloser Pogrome.
    Nicht nur im Reich und in Osteuropa sind die Juden Verfolgungen ausgesetzt. In England werden sie bereits um 1290 durch ein Dekret König Edwards I. vertrieben. Auch in Spanien wird ihre Lage immer schlimmer. Für die Ritter der Reconquista gelten sie als Christusmörder und als Verbündete der Mauren. Wer sich nicht zum christlichen Glauben bekehren will, muss das Land verlassen oder fällt einer gnadenlosen Justiz zum Opfer. Doch auch jene Juden und ihre Nachkommen, die selten freiwillig, aber oft gezwungen den christlichen Glauben annehmen, sind vor Verfolgungen nicht sicher. Die meisten dieser Annussim, der Gezwungenen, halten heimlich an ihren überlieferten Bräuchen fest und werden damit zu einem bevorzugten Opfer der heiligen Inquisition. Wer nicht auf den Scheiterhaufen der Autodafés enden will, dem bleibt nur die Flucht. Die meisten wandern, wie auch viele der 1492 aus Spanien und 1498 endgültig aus Portugal vertriebenen Juden, in das Osmanische Reich aus, wo sie unter dem Schutz der Sultane halbwegs unbehelligt leben können.
    Etliche der zum Christentum gezwungenen Juden wählen jedoch den Weg zu den großen Hafenstädten an der Nordsee, wo sie sich als angebliche spanische und portugiesische Christen ansiedeln und viel zum wirtschaftlichen Aufstieg ihrer neuen Heimat beitragen. Die meisten dieser Familien halten insgeheim an ihren Überlieferungen fest und bekennen sich mehrere Generationen später wieder zum jüdischen Glauben. Sie begründen damit die großen jüdischen Gemeinden Antwerpens, Amsterdams und Hamburgs, die bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein blühen.
    1492 ist nicht nur das Jahr der Eroberung Granadas und der Vertreibung der Juden aus Spanien. Im Lauf dieses Jahres wird der genuesische Seefahrer Cristoforo Colombo (Christoph Kolumbus), wahrscheinlich der Nachkomme von aus Mallorca vertriebenen Juden, auf der Suche nach den Schätzen Indiens eine neue Welt entdecken. Bis heute weiß niemand, wieso Königin Isabella trotz des kostspieligen Krieges gegen die Mauren, für den sie sogar ihren persönlichen Schmuck verpfänden musste, in dem Moment das Geld für diese Expedition aufbringen und Colombo zurückrufen konnte, als dieser bereits auf dem Weg nach Frankreich war, um den dortigen König Karl VIII. für seine Idee zu gewinnen.
    Kaiser Friedrichs Sohn Maximilian, der später als Kaiser »der letzte Ritter« genannt wird, heiratet 1477 die burgundische Erbin Maria, die jedoch bereits 1482 nach einem Reitunfall stirbt. Maximilian regiert in Folge das Herzogtum für seinen unmündigen Sohn Philipp (den Schönen), der 1496 Juana (Johanna die Wahnsinnige), die Tochter Isabellas von Kastilien und Fernandos von Aragon, heiratet. Beider Sohn geht als Karl V. in die Geschichte ein.
    Die Geldverlegenheiten Maximilians sind zu dieser Zeit allseits bekannt, und auf seinen Reisen werden öfter die Herbergstore vor ihm und seiner Begleitung geschlossen und erst wieder geöffnet,
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