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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin
Autoren: Iny Lorentz
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ist er längst zu Hause. Deswegen bin ich ja auch gekommen und nicht, weil ich mich nach den Geschäften erkundigen wolle. Vor kurzem ist die Meerjungfrau in den Hafen eingelaufen, auf der dein Gatte meines Wissens zurückkehren sollte.«
    Lea schoss von ihrem Stuhl hoch. »Du meinst, Orlando kommt heute nach Hause?«
    »Hoffen wir es.«
    In dem Moment drangen laute Stimmen aus der Vorhalle hoch. Lea lief aus dem Kontor und sah Orlando unten in der Halle stehen. Mit wenigen Schritten flog sie ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. »Orlando, es ist so schön, dich wiederzusehen.«
    Er küsste sie, schob sie ein wenig zurück und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Ich glaube, du hast ein wenig zugenommen.«
    Lea kicherte und wurde rot wie ein junges Mädchen, aber erst, als sie über ihren Bauch strich, begann er zu begreifen.
    »Sag bloß, du bist schwanger.«
    »Natürlich bin ich schwanger.« Lea blickte ihn leicht gekränkt an, weil er es nicht sofort erkannt hatte. Dann bemerkte sie die Schatten auf seinem Gesicht. »Was ist los? Du siehst aus, als wäre dir etwas Schlimmes zugestoßen.«
    Orlando nickte bedrückt. »Nicht mir. Ich habe zwei Nachrichten mitgebracht, eine, die dich freuen wird, und leider auch eine sehr unangenehme.«
    »Spann mich nicht auf die Folter!«
    »Die gute Nachricht ist, dass Alban von Rittlage, der ja seine Herrschaft Elzsprung nicht aufgeben wollte, in einer offen angetragenen Fehde Leben und Besitz verlor.«
    Lea atmete tief durch. »Rittlage ist tot. Damit sind mein Vater und mein Bruder nun endlich gerächt. Wie lautet nun die schlechte Nachricht?«
    »Sie kommt aus Hartenburg. Ursula, die Ehefrau des Markgrafen, setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um deine Schwester Rachel aus dem Bett ihres Gemahls zu vertreiben, und hat sogar an den Papst geschrieben, damit dieser dem Hartenburger wegen seiner jüdischen Kebse den Kirchbann androht. Damit aber nicht genug lässt sie Medardus Holzinger suchen, damit er – wie sie gesagt haben soll – mit dem Judengezücht, das sich in Hartenburg eingenistet hat, ein für alle Mal aufräumt.«
    Lea erstarrte. Mehr als ein Jahr lang hatte sie nichts mehr von ihren Geschwistern gehört und war überzeugt gewesen, sie hätte mit jenem Teil ihres Lebens abgeschlossen. Jetzt aber überfiel sie die Erinnerung an ihre eigene Begegnung mit dem Judenschlächter, und sie spürte, wie sich jedes Härchen auf ihrer Haut aufstellte.
    »Ich muss ihnen helfen, Orlando. Holzinger wird sie und all jene auf den Scheiterhaufen bringen, die Ruben ben Makkabi nach Hartenburg gelockt hat.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Lea sich zu Alisio um.
    »Sag Jochanan, er soll alles für die Reise vorbereiten. Wir werden Hamburg noch heute verlassen.«
    Orlando zog sie tröstend an sich, streichelte ihren Bauch und schüttelte den Kopf. »Nein, das wirst du nicht tun. Du musst an unsere Tochter denken.«
    »Es wird ein Sohn«, schnappte Lea.
    Orlando küsste sie auf die Wange. »Du bist noch schöner, wenn deine Augen mich so anfunkeln. Aber ich wünsche mir dennoch, dass unser erstes Kind eine Tochter sein wird.«
    In diesem Moment interessierte sich Lea jedoch nicht dafür. Sie packte den Kragen seines Wamses. »Verstehst du mich denn nicht? Auch wenn meine Geschwister nicht gut an mir gehandelt haben, kann ich sie doch keinem solchen Schicksal ausliefern! Und ich muss auch an jene anderen denken, die guten Glaubens nach Hartenburg gekommen sind. Haben sich viele Juden dort angesiedelt?«
    »Soweit ich weiß, nur zwei Familien ohne viel Gesinde.« Orlando warf seinem Vater einen Hilfe suchenden Blick zu und nahm dessen unmerkliches Nicken wahr. »Sei vernünftig, mein Schatz. Du hast meine Verwandten gerettet, und jetzt werde ich mich dafür revanchieren.«
    Um sie vollends zu überzeugen, fasste er ihre Hände und küsste sie. »Keine Sorge, ich schaffe das schon.«
    Lea nickte nach kurzem Zögern und lächelte dann versöhnt.
    »Davon bin ich überzeugt. Gib aber gut Acht auf dich. Ich möchte nicht, dass unser Kind ohne Vater aufwächst.«
    Orlando und Don Manuel sahen sich erleichtert an, denn sie hatten sich schon auf eine Auseinandersetzung mit ihr eingestellt, und der alte Herr nickte ihr aufmunternd zu. »Bis mein Enkel oder meine Enkelin« – er warf seinem Sohn dabei einen spöttischen Blick zu – »geboren wird, hat Orlando deine Leute und die anderen Hartenburger Juden in Sicherheit gebracht und ist längst wieder zu Hause.«
    »Das walte der Gott
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