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Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Titel: Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5
Autoren: Philip Jose Farmer
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schlechten und guten Dinge des Lebens die Waage hielten, überwogen im Geschäftsbuch seines Lebens die roten Zahlen die schwarzen bei weitem. Burtons Buch zeigte ein Defizit, eine deutliche Unausgewogenheit. Aber was auch geschehen war, er hatte sich geweigert, den Bankrott hinzunehmen. Er wußte nicht, warum er stets weiterkämpfte, warum er so verzweifelt am Leben bleiben wollte. Vielleicht deswegen, weil er darauf hoffte, das Buch eines Tages auszugleichen.
     Und danach?
     Er wußte es nicht, aber es war dieses Danach, das seine Flamme speiste.
     Hier war er, einer Horde Gespenster auf der Spur. Von Mächten, die er nicht verstanden hatte und noch immer nicht verstand, in dieses gewaltige Gebäude auf der Spitze dieser Welt gebracht. Es war nur für einen Zweck errichtet worden: den Terrestriern eine Chance auf die Unsterblichkeit zu gewähren. Keine körperliche Ewigkeit, sondern eine Rückkehr, vielleicht eine Absorption, zum - beziehungsweise in den - Schöpfer.
     Der Schöpfer, wenn es einen gab, hatte weder den Erdenmenschen noch anderen vernunftbegabten Lebewesen Seelen gegeben. Diese Wesenheit, in so vie len Religionen dargestellt, war imaginär gewesen, ein nicht existentes Desiderat. Aber das, was sich bewußt denkende Wesen vorstellen konnten, konnten sie vielleicht auch zur Wirklichkeit werden lassen, und aus dem Vielleicht war das Ist geworden. Wogegen sich Burton und die anderen wandten, war das implizierte Sollte sein. Die Ethiker hatten keinen der Wiederbelebten gefragt, ob er überhaupt von den Toten auferstehen wollte. Sie hatten niemandem eine Wahl gelassen. Ob es ihnen paßte oder nicht, sie waren zu Bittstellern geworden. Und man hatte ihnen nichts über das Wie oder Warum verraten.
     Loga hatte gesagt, dafür sei einfach nicht genug Zeit geblieben. Selbst wenn man tausend Helfer beauftragt hätte, tausend Menschen pro Stunde zu fragen, ob sie mit einer synthetischen Seele ausgestattet werden wollten oder nicht, hätte das Projekt fünfunddreißig Millionen Stunden gedauert. Wenn fünfzigtausend Helfer die Befragung vorgenommen hätten, hätte es eine halbe Million Stunden gedauert. Hätte man die Befragung vierundzwanzig Stunden am Tag betrieben, was unmöglich war, hätte es etwas über siebenundfünfzig Jahre gedauert.
     Was wäre am Ende dieser Zeit erreicht worden? Sehr wenig. Vielleicht hätten sich zehn oder zwölf Millionen entschieden, nicht weiterzuleben. Selbst ein Mann wie Sam Clemens, der darauf bestanden hatte, er wolle ewigen Frieden und die Ruhe des Todes, hätte sich für das Leben entschieden, hätte man ihm die Gelegenheit dazu geboten. Er hätte das angebotene Leben zumindest ausprobieren wollen, mit Bedingungen, die sich von denen auf der Erde unterschieden. Hundert Erwägungen hätten es ihn sich anders überlegen lassen. Das gleiche galt für die anderen, die aus den verschiedensten Gründen der Meinung gewesen waren, das Leben auf der Erde sei elend, unglücklich, schmerzhaft und insgesamt nicht lebenswert gewesen.
     »Man müßte sich massenhaft mit den Wiedererweckten abgeben«, hatte Loga gesagt. »Es gibt keine andere Möglichkeit, mit ihnen zu verfahren. Wir haben jedoch ein paar Ausnahmen gemacht. Eine davon waren Sie, da ich es insgeheim arrangiert hatte, Sie damals im Wiedererweckungsterrain wachzumachen. Sie wurden zu einem Sonderfall. Der Kanadier La Viro wurde von uns aufgesucht, und wir spielten ihm gewisse Ideen zu, so daß er die Kirche der Zweiten Chance gründete. Deren Missionare verbreiteten Lehren, die einiges von der Wahrheit dieser Situation enthielten. Sie betonten die Gründe, aus denen die Ethiker die Wiedererweckungen vorgenommen hatten; sie betonten, daß sich jede Person ethisch weiterentwickeln muß.«
     »Warum konnte man nicht allen von Anfang an die Wahrheit sagen?« hatte Burton gefragt. Und dann, bevor Loga etwas erwidern konnte, hatte Burton die Antwort selbst gefunden.
     »Ich verstehe. Aus dem gleichen Grund, aus dem man nicht jeden Menschen einzeln fragen konnte, ob er ein zweites Leben und damit eine zweite Chance haben will.«
     »Ja. Und selbst wenn wir Ethiker im Tal erschienen wären und allen die Wahrheit gesagt hätten - nur ein gewisser Prozentsatz hätte uns geglaubt. Und unsere Lehren wären pervertiert, verändert und von vielen abgelehnt worden.
     Glauben Sie mir, unser Weg ist der beste, selbst wenn er Nachteile und Grenzen hat. Wir wissen es aufgrund der Projektberichte unserer Vorgänger, andere
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