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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Autoren: Alfred Weidenmann
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Quizmaster las die Fragen vor. „Alles verstanden?“ fragte er hinterher.
    „Ja, besten Dank“, erwiderte der Kandidat aus Bad Rittershude, ohne aufzublicken. Er schien bereits vollkommen in die drei Aufgaben vertieft zu sein, die er auch schriftlich vor sich liegen hatte. Sein Gesicht füllte jetzt wieder in Großaufnahme die Bildschirme.
    „Die Ruhe in Person“, stellte Oberstudiendirektor Senftleben in Bad Rittershude fest. „Unser junger Kollege muß keine Nerven haben, sondern Wasserrohre.“
    Nur fünf Straßenbahnhaltestellen entfernt war Frau
    Elfriede Breitschuh so tief in ihrem Sessel versunken, daß ihr die zusammengepreßten Knie beinahe die Sicht auf Herrn Bissegger verdeckten, der immer noch stumm hinter der Scheibe der gläsernen Kapsel saß und sich nicht rührte. Nur auf den Leuchtziffern am rechten unteren Bildrand lief die Zeit davon. Die Besitzerin der Pension Flora hielt den Atem an. Neben ihr lag der kastanienbraune Setter, hatte den Kopf platt auf den Boden gelegt und schielte neugierig zu dem Fernseher hinauf. Der Kakadu schlief längst in seinem zugedeckten Käfig.
    „Was ist bloß los mit ihm“, seufzte Frau Breitschuh und tastete nach ihrem kleinen Kognakglas. „Mensch, Peter, hoffentlich hat Herrchen keinen Kurzschluß ...“
    „Wieso sagt er denn kein Wort?“ zischte gleichzeitig im Berliner Studio Karlchen Kubatz und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    „Sie haben nur noch vierzig Sekunden Zeit“, mahnte der Quizmaster.
    „Ja, ich weiß“, erwiderte Herr Bissegger abwesend, überlegte seelenruhig weiter und machte Notizen.
    Allmählich wurden die Zuschauer unruhig.
    „Nur noch dreißig Sekunden“, ließ sich der Quizmaster zum zweitenmal vernehmen. „Wenn Sie irgend etwas nicht...“
    „Zur Frage Nummer eins“, unterbrach ihn Herr Bissegger und blickte dabei weiterhin auf seine Unterlagen. „ Horusstelen waren mit magischen Texten beschriftet. Sie sind seit der achtzehnten Dynastie bekannt und dienten vor allem als Zaubermittel gegen Schlangen- und Skorpionbiß. Und nun zur Frage Nummer zwei...“
    Der junge Referendar mit der randlosen Brille leierte die Antworten hintereinander herunter, als würde er ein auswendig gelerntes Gedicht aufsagen.
    Als er damit fertig war, zeigte die Uhr, daß er noch fünf Sekunden Zeit gehabt hätte.
    Die Zuschauer waren zuerst einmal sprachlos und schienen auf ihren Händen zu sitzen.
    Als aber der weißhaarige Experte und Professor von der Heidelberger Universität lächelte, mit dem Kopf nickte und dann auch noch leise in die Hände klatschte, explodierte das Studio geradezu. Die aufgestaute Spannung entlud sich in Salven von Beifall. Chefredakteur Kubatz, die Glorreichen Sieben sowie der Hotelpage Oliver riefen immer wieder „bravo!“ und trampelten mit den Füßen.
    Frau Berghahn, die sich in ihrer Kapsel dem Beifall höflich angeschlossen hatte, lächelte bereits siegessicher, als im Saal wieder Ruhe eingetreten war und ihr der Quizmaster ihre Fragen für die letzte Runde vorlas. Vermutlich wollte sie andeuten, daß diese Aufgabe doch wohl ein wenig läppisch und ihrem Wissen keinesfalls angemessen sei.
    „Die Zeit läuft für Sie.“
    Die rundliche Frau Berghahn plauderte sofort munter drauflos, lehnte sich zufrieden zurück, nachdem sie ihre Antworten ins Mikrofon gesprochen hatte, und lächelte ins Publikum. Sie erwartete den Beifall. Aber der blieb aus, und ihr Lächeln fror allmählich ein.
    „Die dritte Frage ist leider nicht richtig beantwortet“, mischte sich der Experte für Pilze ein. Er zeigte ein bekümmertes Gesicht und blickte jetzt zu der Kandidatin hinüber. „Es war nach den Reservestoffen gefragt und nicht nach den Substanzen der Zellwände. Es hätte also Chitin heißen müssen und nicht Glykogen. Tut mir leid, wie gesagt.“
    Mitten in das Bedauern des Publikums hinein erklang die Musik mit dem Leitmotiv der Sendung.
    Der pensionierte Postbeamte aus Stuttgart war zuerst in der Mitte der Dekoration. Frau Berghahn und der Quizmaster trafen ziemlich gleichzeitig bei ihm ein.
    Bei Herrn Bissegger dauerte es eine Weile, bis er mit dem Öffnungsmechanismus klarkam, doch schließlich gab ihn die große Glaskapsel wieder frei.
    „Schon als die Sache mit meinem Kleid passiert ist“, murmelte Frau Berghahn, ohne die Lippen zu bewegen, als sich der Quizmaster von ihr verabschiedete, „war mir klar, daß es heute schiefgeht.“ Sie lächelte tapfer ins Publikum und bedankte sich mit ein paar
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