Die Glamour Girls von Chestnut Hall 04 - Rache-Attacke
heiß ein. Um halb sieben muss sie für Harry füttern und misten. Das wird enger als eng. »Jonas, beeil dich«, ruft sie in den Transporter. Hoffentlich wird das nicht wieder so ein Horrortag. Ada hat mehr als genug von Stress und Aufregung. Und jetzt darf sie auch noch einen Jungen ins Mädcheninternat schmuggeln. Das fängt ja schon wieder super an.
»Da - müssen wir hin.« Ada zeigt keuchend auf den Lieferanteneingang der Küche. Im Eiltempo sind sie durch den Park gejoggt. »Am besten, wir nehmen uns eine Gemüsestiege und gehen einfach rein, als würden wir dazugehören.«
Jonas nickt und folgt Ada zu dem großen Lieferwagen, der direkt vor dem Eingang parkt. Ada fasst seine schwitzige Hand und weiß - Jonas ist genauso aufgeregt wie sie selbst. Sie zieht ihn zum Kücheneingang.
»Mir fehlen noch die Papayas, Physalis und die Flugmangos!«, ruft die Köchin. Ada kennt die hohe, immer leicht hysterische Stimme der dicken Frau nur zu gut.
Ein junger Mann in einer grünen Schürze steht auf der Ladefläche des Wagens und schiebt drei Kartons auf die hydraulische Rampe. Mit gesenktem Kopf nimmt Ada einen Karton, Jonas stapelt die beiden restlichen übereinander. Außer seinen Locken ist nichts von seinem Kopf zu sehen. Ada geht schnurstracks Richtung Kühlraum. In der Küche kennt sie sich aus, schließlich ist sie oft genug durch den Lieferanteneingang entwischt - offiziell zum Joggen.
»Na endlich! Ich dachte schon, ihr habt wieder die halbe Bestellung vergessen«, empfängt sie die Köchin und sieht Ada verdutzt an. »Aber? Was machst du hier?«
»Ich hab nur kurz ausgeholfen«, sagt Ada und verschwindet im Kühlraum, dicht gefolgt von Jonas.
»Nett von dir«, ruft die Köchin ihnen hinterher. Nett? Ada hat die dicke Frau noch nie etwas Freundliches sagen hören.
»Und jetzt?«, flüstert Jonas.
Ada wirft einen Blick aus der Tür. Der Souschef beugt sich über einen Edelstahltopf, in dem ein Lehrling mit einem Schneebesen herumwirbelt. Er kostet, verschluckt sich, hustet und stößt dabei den Topf vom Herd. Polternd entleert sich der Inhalt auf dem Küchenboden. In der Küche herrscht kurz Stille, als hätte eine Kältewelle alles Leben eingefroren.
Dann kreischt die Köchin: »War das der Wildfonds für die Rehmedaillons, den ich gestern aufgesetzt habe?« Sie zeigt mit dem Finger auf die Tür. »If you can’t stand the heat get out of my kitchen!«
»Los!« Ada nutzt die allgemeine Aufregung und eilt aus dem Kühlhaus. Jonas ist ihr dicht auf den Fersen.
Ada grinst. »Hab ich’s nicht gesagt? In der Küche ist immer trouble, da fallen wir nicht auf. Die Köchin ist garantiert schlecht drauf - JEDEN Tag.«
Ada späht in den Gang. Keine Schwester ist zu sehen. Eilig hasten sie ins Krankenzimmer.
Bel!« Jonas stürzt zu dem Bett und beugt sich besorgt über das Mädchen. Er streicht ihr sanft über die Wangen. »Wach auf, ich bin’s Jonas.«
Bel blinzelt und sieht ihn verstört an.
»Sie hat Schlafmittel bekommen«, erklärt Ada fachmännisch und tritt auf die andere Seite des Bettes.
Bels Stimme ist ein heiseres Flüstern. »Was . . .?«
»Ich wollte dich unbedingt sehen«, murmelt Jonas. »Bitte, werde ganz schnell wieder gesund. Ich hab dich so vermisst - auf der Party. Und überhaupt.«
Ada freut sich über das glückliche Lächeln in Bels Gesicht. Ja, es war richtig, den Jungen ins Internat zu schmuggeln.
Bel richtet sich benommen auf. »Du - bist hier.«
Jonas nickt. »Ada hat mir geholfen.«
Bel wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Das hast du getan, Ada?«
»Die anderen lassen dich grüßen«, sagt Ada schnell.
Jonas setzt sich vorsichtig auf die Bettkante und streichelt liebevoll ihre Hand.
Ada fühlt sich deplatziert. Bestimmt wollen die beiden allein sein. »Also ihr zwei.« Sie hebt die Hand.
»Warte.« Bel winkt Ada zurück.
Ada beugt sich dicht an ihr Ohr. »Du bist nicht allein. Vergiss das nicht.«
»Danke«, haucht Bel gerührt.
Dann zwinkert Ada Jonas zu. »Besser ich pass auf, dass hier nicht plötzlich ’ne Schwester reinplatzt.«
Der Junge nickt und lächelt.
»Ihr habt zwanzig Minuten.« Ada wendet sich ab. Würde Jul sie auch besuchen, wenn sie krank wäre? Quatsch! Das Papasöhnchen tut doch nie was Verbotenes. Immer will er es seinem Vater recht machen, denkt Ada ärgerlich. Wie besorgt Jonas um Bel ist! Wie viel er für sie riskiert. Bestimmt bekommt er einen Riesenärger, wenn er erwischt wird. Aber einem echten Helden ist das egal. Ada
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