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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt
Autoren: Harry Hoff
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Birke.«
    »Danke sehr, Mr. Taft! Das wird die Leute hier in den Staaten am meisten interessieren. Sie kennen ja in dieser Hinsicht unsere Mentalität. Die Deutschen würden sich mehr für Ihre wissenschaftlichen Methoden begeistern, die Engländer für Ihr Tennisspiel, und die Franzosen für Ihre Abenteuer. Chacun à son gout. Leben Sie wohl, Mr. Taft! Mögen Ihnen noch viele schöne Erfolge beschert sein!«
     
    Georges Flug durch die Welt wurde tatsächlich zu einem Triumphzug. Von Madrid aus war es nach Rom gegangen, von dort über Bukarest nach Ankara. In Bukarest war man mit den Vertretern sämtlicher Balkanstaaten zusammengekommen. In Ankara fanden sich Industrielle aus Persien und aus dem Irak ein. Überall hielt man zusammenfassende Konferenzen ab. Überall konnte man rasch auf die gleiche Art einig werden wie es im Haag schon geschehen war.
    In Moskau wurde George und seinem Bruder zu Ehren eine Festwoche anberaumt. In Indien verehrte man ihn wie einen Gott. Hier war das ›Wunder‹ seiner Erfindung nur auf mystische Art zu begreifen.
    Die Chinesen traten ihm zunächst mit einiger Skepsis entgegen, bis er die höchsten Staatswürdenträger sich in seine Gedanken einschalten ließ. Da begriffen sie ihn. Ähnlich erging es ihm in mehreren anderen asiatischen Ländern. In Tibet wurde er vom Dalai Lama empfangen, der sich lebhaft für die Eigenart der Erfindung interessierte, diese jedoch in seinem Lande verbieten wollte. George überzeugte ihn durch Gedankenanschluß, daß sich so etwas praktisch gar nicht mehr durchführen ließ. Überall konnte er eine restlose Aufklärung bringen.
    In Japan hatte man sich darauf eingestellt, sofort mit einer Massenproduktion der Geräte beginnen zu können. Der Staat nahm die Überwachung der Produktion in die Hand, die hier mit der Einführung des Atommot gleichlaufend ging.
    Es folgten Afrika, Australien und die Süd- und Mittelamerikanischen Staaten.
    George hatte überall auch die Weltstaatsidee propagiert. Es werde, so meinte er, nunmehr ein Leichtes sein, sich mit Hilfe seines Geräts allerorts und über alle Grenzen hinweg zu verständigen. »Mißtrauen, Vorbehalte und Unlauterkeit«, rief er in einer Versammlung, »gibt es fortan nicht mehr. Es kommt, das sehe ich klar voraus, zu einer allgemeinen Verständigung unter den Völkern der ganzen Welt. Jeder Staat wird ein starkes Glied der gewaltigen, freiwillig anerkannten übergeordneten Weltmacht sein. Dann gibt es keine gegenseitigen Zerfleischungen in blutigen Kriegen mehr, dann kann jeder in Ruhe sein Feld bestellen, ohne befürchten zu müssen, daß ihm eines Tages alles zerstört oder wieder entrissen wird. Mancher wird mir vielleicht entgegnen: das ist ein Traum, der nie in Erfüllung geht. Aber sind nicht schon viele Dinge in Erfüllung gegangen, die wir uns nicht einmal hatten träumen lassen –?«
    Gloria fand diese Gedanken wundervoll. Sie hätte George umarmen mögen. Merkwürdig, wie ihr Verhältnis zu ihm immer wieder ins Schwanken geriet! Damals, in Spanien, war sie enttäuscht gewesen, als sie für ihre romantische Schwärmerei bei ihm kein Verständnis fand. Bald aber hatte sie sich mit ihm wieder ausgesöhnt. Sie hatte ihm die Motive seiner anderen Einstellung abgelauscht und hatte ihn dadurch verstehen gelernt. Er sorgte wie ein Bruder für sie. Niemals ist er ihr auch nur mit einem Blick zu nahe getreten. Sie wußte, welch eine Willenskraft er dazu aufbot. Überall mußte sie an seinem Triumphzug teilnehmen – sonst gab es für ihn keine Freude mehr. Er überschüttete sie mit kostbaren Geschenken, die sie nicht annehmen wollte, die sie aber dann doch, wenn sie seinen traurigen Blick sah, nicht zurückweisen konnte. Er erfüllte ihr jeden Wunsch, den er ihr nur an den Augen abzulesen vermochte. Nichts gab es mehr, was er sich oder ihr hätte versagen müssen. Er war ja unendlich reich. Er und sein Bruder wurden die reichsten Menschen der Welt. Ströme von Geld flossen ihnen aus allen Teilen der Erde zu.
    Dieser Reichtum drohte für George zu einer großen Gefahr zu werden. Er begann, wie fast alle Menschen, denen eine ungebührliche Macht zufiel, die richtigen Maßstäbe zu verlieren. Da er sich jeden Wunsch erfüllen konnte, wollte er auf nichts mehr verzichten, was ihm gefiel, – mochten es auch die ausgefallensten Dinge sein. Oft wandelten ihn plötzliche Launen an. Er veranstaltete große Gelage und trank mehr als ihm gut war. Immer neue Pläne durchkreuzten sein Hirn. Überall wollte er
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