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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft
Autoren: Jason Dark
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war wichtiger – und natürlich sein Partner, von dem er bisher nichts gesehen hatte.
    Auf der Schwelle eines offenen Grabes blieb er stehen und holte sein Sprechfunkgerät hervor. Diesmal wollte er den Kontakt mit Pitt Sawisch aufnehmen.
    Er meldete sich nicht...
    Müller erblasste. Er ahnte plötzlich, dass mit seinem Kollegen etwas Schlimmes passiert sein musste. Wäre alles normal gewesen, hätte er Pitt’s Stimme gehört.
    Er ließ das Gerät wieder verschwinden und machte sich erneut auf die Suche. Noch war er nicht bis zur anderen Seite gelangt, denn dort hatte er die Gestalt laufen sehen. Und er ging zudem davon aus, dass er Pitt dort finden würde.
    Er ging hin. Aber auch hier lag die Dunkelheit wie ein tiefer Schatten.
    Der Lichtkegel der Lampe hellte sie auf. Müller wollte jetzt seine Suche systematisch fortsetzen. Er schaute auch immer mal wieder in die Höhe zum Gitter hin, aber auch dort bewegte sich niemand.
    Alles im grünen Bereich!
    Nein, nicht alles. Es passierte urplötzlich, und obwohl er mit vielem gerechnet hatte, wurde er davon überrascht. Er hatte den Lampenkegel über den Boden gleiten lassen, und der hatte sich jetzt an eine bestimmte Stelle geschoben.
    Dort lag jemand!
    Er sah den Körper, er sah die Kleidung und wusste sofort, dass es Pitt Sawisch erwischt hatte.
    Nur war das nicht alles. Denn beim Näherkommen erfasste ihn das blanke Entsetzen.
    Der Mörder hatte seinem Kollegen Pitt Sawisch den Kopf abgeschlagen!
    ***
    Harry Stahl feierte einen runden Geburtstag!
    Ein halbes Jahrhundert wurde er alt. Am Telefon hatte er mir gesagt: »Wenn du Zeit hast, John, dann komm bitte. Ich lade dich ein, und ich würde mich wirklich wahnsinnig freuen, wenn du kommen würdest.«
    Suko und Shao hatte er ebenfalls eingeladen, und auch die Conollys sollten mitfeiern. Die aber waren zu dieser Zeit in Urlaub, und Shao hatte sich eine Grippe eingefangen. Sie musste das Bett hüten. Allein wollte Suko auch nicht fliegen.
    So vertrat ich dann alle.
    Gegen Nachmittag traf ich bei meinem Freund Harry Stahl ein. Er war im weitesten Sinne des Wortes ein Kollege von mir. Er arbeitete für die deutsche Regierung und wurde immer dann eingesetzt, wenn gewisse Dinge auf der Kippe standen. Das heißt, wenn die Polizei mit ihren normalen Ermittlungen nicht mehr weiterkam.
    Da war dann Harry gefragt. Ich kannte ihn seit einigen Jahren und wusste, welch ein hartes Schicksal er hinter sich hatte. Aber das gehörte der Vergangenheit an. Er lebte jetzt mit seiner Partnerin Dagmar Hansen zusammen, einer Frau, die zu einer seltenen Gruppe gehörte, den Psychonauten. Menschen, die das dritte Auge besaßen und besondere Stimmungen aufnehmen konnten. Man konnte sich auf Dagmar verlassen, denn sie hatte uns schon öfter geholfen.
    Jedenfalls passten Dagmar und Harry gut zusammen, und für Dagmar hatte ich noch einen Blumenstrauß besorgt, den ich in der linken Hand trug, während ich mit der rechten die Riemen meiner Reisetasche festhielt.
    Vor der Wohnungstür blieb ich stehen. Sie war zwar geschlossen, aber man konnte hören, dass gefeiert wurde. Stimmengewirr und Musik erreichten meine Ohren. Es war Samstag, und da hatten die meisten Menschen frei. So ging ich davon aus, dass zahlreiche Gäste zum Feiern gekommen waren.
    Ich musste tatsächlich drei Mal schellen, bevor man mir die Tür öffnete und ich in das verschwitzte Gesicht eines dunkelblonden Mannes schaute, der in seiner rechten Hand ein Bierglas hielt.
    »He, noch ein Gast.«
    »Genau.«
    Er warf einen Blick auf meine Reisetasche. »Du scheinst von weither zu kommen, wie?«
    »Genau.«
    »Dann rein mit dir. Noch gibt es genug zu trinken.« Er lachte und schlug mir beim Vorbeigehen auf die Schulter.
    Im Flur oder Korridor war es noch menschenleer. Aber in den anderen Zimmern verteilten sich die Gäste. Nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch in den beiden Arbeitszimmern, die Dagmar und Harry gehörten.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um zumindest einen von ihnen zu entdecken. Bekannte Gesichter sah ich nicht. Frauen und Männer waren ungefähr zu gleichen Teilen vertreten.
    Meine Reisetasche hatte ich nahe der Garderobe abgestellt. Ich hielt nur noch die Blumen in der Hand und schob mich langsam in den Wohnraum hinein, in dem Dagmar und Harry umgeräumt hatten. Jetzt standen die Möbel so, dass eine kleine Tanzfläche entstanden war. Es lief zwar Musik, aber es tanzte noch niemand.
    Das würde sich zu fortgeschrittener Stunde vielleicht ändern, aber
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