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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft
Autoren: Jason Dark
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bestehen, und sie beobachtet. Du, ein Günstling des Teufels, wirst meine Totenruhe nicht stören. Es wird Zeit, dass du zur Hölle fährst und dort in ihrem alles verzehrenden Feuer verbrennst.«
    »Es wird mir nichts tun!«, schrie der Henker dagegen an. »Ich liebe das Feuer der Hölle. Aber du hast mir gesagt, wo ich die echte Krone finde. Ich werde sie mir holen. Ich werde dein Grab aufhacken und...«
    »Dazu wird es nicht mehr kommen«, sagte eine leise Männerstimme hinter Dagmars und Harry’s Rücken.
    Für beide war der Henker vergessen. Sie fuhren herum und sahen vor sich John Sinclair...
    Ich nickte ihnen zu. Großartig zu sprechen brauchten wir nicht, denn ich war nicht erst jetzt aufgetaucht. Ich hatte bereits in guter Deckung gestanden und zuschauen und auch zuhören können. Ich wusste, dass es die falsche Totenkrone gewesen war, da hatte uns der Pastor also nichts erzählt.
    Dass es Carola Schiller nicht gut ging, war mir ebenfalls aufgefallen. Aber sie lebte, und nur das zählte. Und sie wurde jetzt von drei Leuten beschützt.
    Um die kümmerte sich der Henker nicht mehr. Er stand noch immer auf dem Grab, aber er hatte seine große Sicherheit verloren. Er war jemand, der sich auf sein Beil verließ, der damit alles aus dem Weg räumte, was ihm gefährlich werden konnte. Nun aber sah er aus wie ein Mensch, der vom Glück verlassen worden war.
    Wieder riss er seine Waffe hoch. Er streckte dabei die Arme weit gegen den Nachthimmel, und dann wuchtete er sein Beil nach unten und drosch es hart in die Erde hinein.
    Jeder hörte den Schlag und auch das folgende, leicht dumpf klingende Echo. Tief steckte die Klinge in recht weichem Boden. Sie war jedenfalls für uns nicht mehr zu sehen.
    Der Henker hatte sich leicht nach vorn gebückt und hielt den Griff noch immer mit beiden Händen fest. Von seinem Gesicht war nur wenig zu sehen.
    Allerdings erkannten wir den Mund, der ziemlich weit offen stand.
    »Wolltest du mich so töten, Henker?«
    »Ich kriege dich noch...«
    Die geheimnisvolle Stimme aus dem Jenseits lachte leise und irgendwo auch glockenhell. Aber die Sprecherin zeigte sich nicht, und es wollte auch keiner von uns, dass sie sich zeigte, denn ihr Körper war bestimmt nur ein Gebilde aus schmutzigen Knochen.
    »Du wirst deinen Platz in der Hölle finden, Pesthenker. Deine Zeit ist vorbei. Meine ebenfalls, das kann ich dir schwören...«
    »Ich halte dagegen!«
    »Dann tu es!«
    »Und wie!«
    Wieder schrillte die künstliche Stimme durch die Stille der Nacht, und dann erlebte der Körper einen Ruck, bevor der Henker sein Beil wieder aus dem Boden hervorzog.
    Er lachte dabei brüllend auf. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte man davon ausgehen können, dass er wahnsinnig war. Aber er war kein Mensch. Er war etwas, das zwischen den Dingen existierte. Eine Gestalt, die im Glas gefangen auf ihre große Stunde gewartet hatte.
    Er holte wieder aus!
    Ich begriff es nicht. Wahrscheinlich wollte er in seinem ganzen Wahnsinn und all seiner Enttäuschung das Grab zerstören und sein Beil so tief hineinschlagen, dass er sogar noch die Knochen erwischte.
    Ich dachte daran, dass es für mich Zeit wurde, einzugreifen. Ich wollte nicht warten, wie die Auseinandersetzung ausging. Wer gewann oder wer verlor.
    Zu einem zweiten Schlag ließ ich ihn noch kommen. Wieder wuchtete er die Klinge des Beils so tief wie möglich in den Grabboden hinein. Dabei löste sich ein schrecklicher Fluch aus seinem Mund. Auch als die Waffe schon in der Erde steckte, hielt er den Griff noch fest.
    Ich bewegte mich.
    Harry hielt mich fest. »Bitte, John, lass es...«
    »Nein, nein, das ist schon okay.« Ich zeigte ihm mein Kreuz und lächelte beruhigend.
    Furcht verspürte ich keine, auch wenn ich im Vergleich zum Henker waffenlos war. Es ging alles seinen rechten Weg, und es passierte nichts, als ich das Grab erreicht hatte.
    Der Pesthenker stand noch immer in dieser gebückten Haltung. Er schaffte es nicht, sein Beil aus dem Boden hervorzuziehen, weil es einfach zu tief in der Erde steckte.
    Das jedenfalls ließ beim ersten Hinsehen darauf schließen. Aber es gab noch einen anderen Grund. Den sah ich, weil ich jetzt ziemlich in der Nähe stand.
    Der Henker konnte sein Beil nicht aus der Erde ziehen. Es wurde von ihr festgehalten.
    Der Pesthenker zerrte. Er ruckte. Er war wie von Sinnen. Aus seiner Kehle drangen unartikulierte Laute, aber er schaffte es tatsächlich, sein Beil wieder aus dem Boden zu ziehen.
    Nicht nur das.
    Ich sah noch
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