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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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Herolds skizzieren, würde seine strenge Würde durch Glaswogen betonen. Sein Haar, im üblichen Stil eines Dieners des Königs frisiert, wäre auch auf ihrer Zeichnung starr, und dann würde sie ihr ganzes Können aufwenden, um das hochmütige Naserümpfen des Mannes festzuhalten. Rani hätte über den aufgeblasenen Mann, der nun für immer in den Fenstern ihres Geistes bewahrt war, laut aufgelacht, aber der Herold wählte genau diesen Moment, um sie zu bemerken.
    »Du!«, bellte er. »Du hast hier bei der Initiation nichts zu suchen!« Sein Amtsstab krachte auf die oberste Stufe hinab.
    »Ich bitte um Verzeihung.« Rani sank in den tiefen Hofknicks, der Adligen gegenüber angemessen war, da der Herold den Rang seines Herrn einnahm, wenn er mit einem niedrigen Gildemitglied zu tun hatte. »Ich wurde in einer Gildeangelegenheit zur Kathedrale geschickt, guter Herr. Meine Ausbilderin stellt gerade jetzt das Initiationsfenster fertig.« Nun, das entsprach so weit der Wahrheit, versicherte Rani sich und bemühte sich, gegen das drohende Gewitter anzulächeln, welches das Gesicht des Herolds umwölkte.
    »Dann geh zur Tür des Querschiffs, Glasmalerlehrling. Hier warten gute Leute darauf, ihren Herrn an diesem Initiationstag zu ehren.« Der Mann betrachtete naserümpfend ihre Kleidung, bevor er seine Aufmerksamkeit der nächsten Gruppe von Adligen zuwandte, die um Einlass zu dem Schauspiel bat.
    »Ich bitte um Verzeihung«, begann Rani erneut und konnte ihre Ungeduld kaum zügeln. »Ich muss in die Kathedrale gelangen.«
    Da. Sie log nicht wirklich. Sie sagte nicht, dass sie die Kathedrale in einer Gildeangelegenheit betreten musste – wenn sie das getan hätte, könnte der Zuchtmeister keine Strafe finden, die hart genug wäre. Nein, Rani hielt sich lediglich an die Wahrheit – sie musste tatsächlich die Initiation sehen, wenn sie dieses bedeutsame Ereignis jemals selbst in Glas bannen wollte.
    Sie konnte erkennen, dass der Herold ihr nicht glaubte. Bevor der Mann jedoch etwas sagen konnte, drängte die Menge vorwärts und tat ihre Ungeduld mit unzähligen Stimmen schimpfend kund. Der Herold starrte sie einen Augenblick finster an, wütend darüber, dass sie seine Autorität auf die Probe zu stellen wagte. Dann wurde eine Adlige von der Menge vorwärtsgedrängt und bewahrte ihr Gleichgewicht nur, indem sie sich mit einer Hand mit langen Fingernägeln an Ranis Rücken abfing. Rani hustete bestürzt, als der Atem aus ihr herausgepresst wurde, und auch sie fing sich am nächsten verfügbaren Objekt ab – am Amtsstab des Herolds. Der Herold schrie seine Wut, wie vorherzusehen, zeternd heraus und führte einen wohlgezielten Tritt in Ranis Richtung aus.
    Der Zorn der Menge nahm kontinuierlich zu – Zorn darüber, dass eine Adlige vor einem Herold zu Boden gehen sollte, während dieser Herold kleinliche Rache suchte. Die Reaktion aufgrund der Erfahrung in seinem Amt erahnend, trat der Herold augenblicklich vor, um ihrer Ladyschaft zu helfen, und stützte die Frau in ihren umfangreichen Röcken. Seine Besorgtheit legte beredtes Zeugnis für die Angst ab, seine Anstellung zu verlieren. Die Frau wollte jedoch nichts von seiner Hilfe wissen, fegte seine unverschämten Finger mit ihrem Taschentuch beiseite und jammerte, als hätte seine Berührung sie verbrannt. Das Murmeln der Menge wurde entschieden feindselig.
    Rani nutzte die Verwirrung, um in die Kathedrale zu entschwinden.
    Das gewaltige Hauptschiff war das größte der Welt und erstreckte sich siebzig Schritte bis zum Querschiff Rani hatte die Fenster bereits genau betrachtet, welche die Seitenschiffe zu beiden Seiten säumten: Die riesigen Glasscheiben zur Linken stellten die Geschichte der Erschaffung der Welt aus dem Atem des Ersten Gottes Ait, die Erschaffung des Menschen aus dem Atem der Welt und die Erschaffung des Guten und des Bösen aus dem Atem des Menschen dar. Das rechte Seitenschiff erzählte die Geschichte von Jair, von seiner bescheidenen Geburt unter den kastenlosen Unberührbaren und seinem unvergleichlichen Aufstieg in die Kasten, zunächst als Händler, der auf einer Decke auf dem Marktplatz Geschmeide verkaufte, und dann als Gildeweber, der ähnliche Decken gestaltete. Die Fenster zeigten weiterhin die Schlachten, die Jair als Soldat ausgefochten hatte, und seine wundersame Rettung der Stadt, die selbst damals schon so alt war, dass sich niemand mehr an ihre Anfänge erinnern konnte. Die letzte Reihe Fenster zum Querschiff hin zeigte Jairs
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