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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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Schlaf?«
    Sie starrte ihn an, als wäre er verrückt, und sie brauchte einen Moment, um die ungläubigen Worte zu finden. »Das könnt Ihr mich wahrhaft fragen, nach allem, was geschehen ist? Es ist noch keine vier Monate her, dass wir zugesehen haben, wie unten im Hof vier Menschen hingerichtet wurden!«
    »Die Kinderfrauen sagen, dass du nie die Namen der Toten rufst. Du nennst nie die Namen meines oder deines Bruders oder auch Dalaratis.« Der König vollführte aus Gewohnheit ein heiliges Zeichen, und Rani tat es ihm ungeduldig gleich. »Sie sagen, du äußerst andere Namen – Mair und Borin.«
    Rani traten bei dem ruhigen Mitleid in Hals Stimme Tränen in die Augen. »Das werdet Ihr nie verstehen«, seufzte sie.
    »Versuche es, Rani. Du hast mir in der Vergangenheit vieles verständlich gemacht. Erzähle es mir.«
    Sie erschauderte und zwang sich, seinen grauen Augen zu begegnen. »Ich bin in einer Familie aufgewachsen, Hal, in einer großen Familie. Ich war von Brüdern und Schwestern umgeben, und wir alle bildeten und brachen unsere Bündnisse, jeden Tag und jede Nacht. Und während all dessen glaubte ich stets, Bardo wäre aufrichtig. Ich dachte stets, Bardo wäre gut.«
    Rani zog aus Hals Schweigen Kraft und fuhr fort. »Als ich von der Bruderschaft der Gerechtigkeit erfuhr, glaubte ich Bardo immer noch. Als ich von der Gefolgschaft des Jair hörte, glaubte ich Bardo immer noch. Gleichgültig welche Beweise mir geliefert wurden, welche Wahrheit mir gezeigt wurde, fand ich immer noch eine Möglichkeit, Bardo als gut und wahrhaft anzusehen.«
    Hal wollte sprechen, aber Rani brachte ihn mit einem knappen Kopfschütteln zum Schweigen. »Nein. An jenem letzten Tag, jenem letzten, entsetzlichen Tag… Als ich Jairs Wächter in den schwarzen Gewändern sah, die ich ihnen verschafft hatte, die schwarzen Gewänder, die ich aus dem Zehnten der Händler nahm. Mair und Borin und die anderen – das war der Moment, in dem ich vollkommen klar erkannte, dass ich eine Wahl getroffen hatte. Von der Gefolgschaft des Jair umgeben, verriet ich Bardo. Ich gab meinen perfekten Bruder auf.« Rani seufzte, wischte sich die ungewollten Tränen vom Gesicht und stählte sich dafür, den letzten Rest, die schlimmsten Worte zu äußern. »Ich verdiene keine Familie.
    Ich verdiene es nicht, zu irgendeiner Gruppe zu gehören. Und daher nenne ich die Namen der Toten nicht. Sie haben keine Macht über mich, sie hatten nicht einmal im Audienzsaal Macht über mich. Die Lebenden quälen mich, die mich daran erinnern, dass ich allein bin, jetzt und für immer.«
    Ranis Schweigen breitete sich aus, bis Hal schließlich fragte: »Darf ich jetzt sprechen?« Sie nickte, richtete ihren Blick auf das Kobaltglas, zwang die Tränen aus ihren Augen fort.
    »Du hast eine Familie verloren, Rani, und nichts, was ich sagen oder tun kann, wird das ändern. Aber genauso, wie du andere Namen, andere Kasten für dich gefunden hast, so kannst du auch andere Familien finden. Du kannst dich uns anschließen, dich der Gefolgschaft des Jair anschließen.«
    Törichte Hoffnung flammte in Ranis Brust auf, aber sie erstickte sie mit dem Gedanken an alles, was sie getan hatte. Hal musste ihre Gedanken erneut gelesen haben, denn er fuhr fort: »Wir haben eine freie Stelle, weißt du. Diejenige, die Dalarati gehörte.«
    Vertraute Schuld durchzuckte Rani, und sie wiederholte den Namen des Soldaten. »Dalarati.«
    Hal nickte. »Obwohl es nicht fair von mir ist, unsere Einladung so zu formulieren. Wir hatten bereits auf dich gewartet, bevor Dalarati starb. Wir hatten dich beobachtet.«
    »Mich! Warum solltet Ihr mich beobachten?«
    »Weil du dort warst, wo wir Spione brauchten. Wir sind auf dich aufmerksam geworden, nachdem du in die Gilde eingetreten warst. Du warst Salina nahe. Du unterhieltest eine Verbindung zu Bardo. Du warst unsere ideale Spionin. Da entdeckte dich die Gefolgschaft zum ersten Mal, als wir zu dem Glauben gelangten, du könntest eine von uns sein.« Nun war es an Hal, Ranis Einwand zu unterbinden, während er fortfuhr: »Nachdem Tuvashanoran ermordet worden war, als wir wussten, dass die Soldaten in der ganzen Stadt nach dir suchten, fürchteten wir, wir hätten dich verloren. Mair nahm direkten Kontakt auf. Du wurdest vor Borin gebracht, und er konnte dich auf dem Marktplatz halten, um dich vor Schaden zu schützen. Dennoch hätten dich die Soldaten, nachdem du dieser Eierfrau gedient hattest, beinahe gefunden. Nur Mairs frühe Warnung hat dich
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