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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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Erzählung nichts und niemanden aus und gestand sogar, den stolzen, jungen Soldaten in seinem Barackenraum ermordet zu haben. Als sie über dieses größte Verbrechen berichtete, blickte sie auf ihre Hände hinab, erstaunt darüber, dass sie nicht mehr das Mal des Opferblutes trugen.
    Als sie Salinas Namen zum ersten Mal erwähnte, erstarrte die Gildemeisterin. Als Rani Larindolian als den Mann in dem verwaisten Viertel identifizierte, der Ausbilderin Morada heftig schalt, keuchte der Schatzmeister und wollte erstickt leugnen. Als sie Bardo als ihren Kontakt zur Bruderschaft benannte, den sie in der Kathedrale getroffen hatte, das Mitglied der Bruderschaft, das sie ermutigt hatte, Prinz Halaravilli zu ermorden, schrie Bardo ihren Namen heraus, aber seine Stimme drang nur schwach an ihre klingenden Ohren. Er schwieg, als sie von den Schwielen an seinen Händen berichtete, von seiner Prahlerei, dass er unter dem Schutz der Bruderschaft die Waffen des Adels kennen gelernt hatte. Als sie die Königin als die Anführerin der Bruderschaft benannte, äußerte Felicianda kein einziges Wort. Sie umklammerte die Armlehnen ihres Thrones nur fester.
    Als Rani endete, war nur Schweigen im Audienzsaal zu hören.
    »Und so«, sagte sie schließlich und neigte vor Prinz Halaravilli den Kopf, »stehe ich heute vor Euch. Ich habe in allem, was ich versuchte, gefehlt – ich habe das Heim meines Vaters verlassen und bin niemals zurückgekehrt, ich habe die Glasmalergilde vernichtet, ich habe einen Soldaten ermordet, und ich habe das gute Amt der Ersten Pilgerin besudelt. Ich habe keine andere Wahl, als auf die Gnade dieses Gerichtshofs und die Güte des Königs zu vertrauen.«
    In der nun folgenden Stille breitete Rani die Finger über die Oberfläche der karmesinroten Kugel. Wo sie zuvor heiß wie Blut pulsiert hatte, war sie jetzt kühl, tröstlich, wie die leichte Berührung der Hand ihrer Mutter auf ihrer fieberheißen Stirn. Rani nahm diese tröstliche Kühle in sich auf, ermahnte sich zu atmen, versuchte, nicht nachzudenken.
    Und Halaravilli schien von derselben Ehrfurcht befangen, die sie beherrschte. Der Prinz ließ den Blick über die versammelten Zeugen schweifen, schien aber unfähig zu sprechen, unfähig, dem einberufenen Gerichtshof zu gebieten.
    Unfähig, bis Larindolian seine Stimme wiederfand. »Lügen!«, zischte der Schatzmeister. »Alles Lügen!«
    »Und welchen Grund hätte ich wohl zu lügen!«, rief Rani, von dem verzweifelten Leugnen aufgeschreckt.
    »Wer weiß, welchen Grund eine Gossenratte hat, etwas zu tun. Du bist ein undankbares Ungeheuer! Diese königliche Familie hat dich unter ihre Fittiche genommen, an ihrer Brust genährt, während du die ganze Zeit die giftige Schlange warst. Du beschuldigst Ausbilderin Morada, eine Tote, die nicht mehr für sich selbst sprechen kann. Warum sollten wir dir glauben?«
    »Ich habe auch selbst Schuld auf mich geladen, Herr«, antwortete Rani, wobei die Kälte der Kugel in ihre Worte einfloss. »Ich habe gestanden, Dalarati ermordet zu haben, obwohl ich selbst da auf Euren Befehl handelte.«
    Larindolian wollte erneut aufbrausen, aber Halaravilli unterbrach ihn, bevor der Schatzmeister weitere Anschuldigungen in den Raum werfen konnte. »Ranitas Geschichte ist leicht zu überprüfen. Sehen wir einmal, wer das Zeichen der Schlange trägt.«
    »Was!«, brüllte Larindolian. »Wollt Ihr, dass wir uns hier im Audienzsaal entkleiden?« Der Schatzmeister bemühte sich, hochmütig zu lachen.
    Als Hal gebieterisch eine Hand hob, traten die Soldaten mit gezogenen Schwertern zwischen den Säulen hervor. Ein rasches Kopfschütteln des Prinzen ließ die traditionellen Kämpfer in Bereitschaftsstellung verharren, und dann bedeutete ein weiteres Handzeichen Jairs Wächtern, von den Marmorsäulen vorzutreten.
    Rani konnte die Gesichter in den schwarzen Kutten nicht ausmachen. Sie sah nur, wie sich je zwei schwarz gewandete Gestalten jedem der Beschuldigten näherten. Zwei flankierten die Königin, bereit, Hand an königliche Haut zu legen, aber schließlich brach König Shanoranvilli das Schweigen. »Nein, Sohn. Du gehst zu weit.«
    Hal sah seinen Vater ernst an, mit tiefem Mitleid in den Augen, und nickte Feliciandas Wächtern kurz zu. »Lasst nicht zu, dass sie sich regt«, wies er sie an, und die beiden Gestalten traten näher heran, während die Königin herrisch das Kinn anhob. Bevor sie sprechen konnte, schaute Hal zu seinem bleichen, jüngeren Bruder. »Bei ihm ebenfalls.« Bashi
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