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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex
Autoren: Lutz van Dijk
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ist. Vielleicht in jedem von uns, wenn es gelingt, einen anderen Menschen zu lieben und geliebt werden.
    Dieses Buch bietet keine neuen oder besonders »freien« Regeln an. Der Begriff der Freiheit ist unendlich missbraucht, nicht nur in der Werbung und vielen Medien. Und doch gibt es keine Liebe ohne Freiheit. Nicht mit Geld und Macht und nicht einmal mit dem Tod lässt sie sich zwingen. Sie kann getäuscht und vorgetäuscht werden, aber dann ist es eben keine Liebe mehr.
    Diese Geschichte von Liebe und Sex versucht, den vielfältigen Stimmen vergangener Zeiten und weniger bekannter Kulturen zuzuhören. Sie können uns ermutigen, unsere eigene Stimme zu finden und auszudrücken, ungeachtet des Lärms, der so oft um Liebe und Sex veranstaltet wird.
    |18| Mehr als Annäherungen können es noch nicht sein. Vielleicht wird die Menschheit einmal differenziert und offen genug sein, um vorurteilslos eine Geschichte der menschlichen Liebe und Sexualität zu schreiben. Wir Menschen von heute sind jedenfalls noch Lichtjahre davon entfernt, von den kleinen Inseln unserer selbstgebastelten Normalitäten aus abschließende Urteile über eigene oder uns fremde Sexualitäten zu fällen. Aber wir können versuchen zuzuhören und uns anzunähern. Egal, wie groß der Abstand auf den ersten Blick zu sein scheint.
    Mohammed Hafis schreibt um 1360 in Persien über die Liebe
    Der Dichter Mohammed Hafis (1320 – 1389), der bis heute zu den meistgelesenen Autoren im Iran gehört, formulierte vor gut 600 Jahren über sein Ideal der Liebe:
    »Es geschieht immerzu im Himmel
    Und eines Tages
    Wird es auch wieder auf der Erde geschehen –
    Dass Männer und Frauen, die verheiratet sind
    Und Männer, die einander lieben,
    Und Frauen, die einander Licht geben,
    Voreinander niederknien werden,
    Und während sie einander zärtlich die Hand halten
    Mit Tränen in den Augen voller Ernst fragen:
    ›Meine Geliebte, mein Geliebter,
    wie kann ich noch liebevoller zu dir sein?
    Wie kann ich noch freundlicher mit dir umgehen?‹« ***
    |19| Dieses Buch widme ich einem Mädchen aus Berlin und zwei Jungen aus dem Iran, deren erste Male von schrecklichster Einsamkeit und Verfolgung geprägt waren – nicht im Mittelalter oder anderen grausamen Epochen der Geschichte, sondern heute. In unserer Zeit, die sich im sogenannten Westen gern als aufgeklärt und human bezeichnet und in vielen anderen Teilen der Welt als Traditionen achtend und weise versteht.
    So sehr sind wir noch am Anfang.

    Lutz van Dijk

    |21| Die Geschichte von Liebe und Sex ist Martina, Mahmoud und Ayaz gewidmet
    Martina S., 15 Jahre, die sich im Sommer 2006 in Berlin selbst tötete, nachdem ein Gericht ihren Stiefvater freigesprochen hatte, der sie ihren Angaben zufolge seit ihrem neunten Lebensjahr regelmäßig sexuell belästigt und später auch vergewaltigt hatte

    und

    Mahmoud Asgari, 16, und Ayaz Marhoni, 18, die am 19. Juli 2005 im Iran öffentlich gehängt wurden, weil ihnen Alkoholkonsum und Sex mit einem dreizehnjährigen Jungen vorgeworfen wurde. Mahmoud und Ayaz waren zum Zeitpunkt der Tat selbst 14 und 16 Jahre alt. ****

*
Erich Fried: Lebensschatten , Berlin 1981, S. 24.
**
Interview mit dem Autor, Kapstadt 2006.
***
Aus: Mohammed Hafis: The Subject Tonight Is Love, South Carolina/USA 1997. Das Gedicht »It Happens All The Time In Heaven« wurde nach der englischen Übersetzung von Daniel Ladinsky vom Autor ins Deutsche übertragen. In jüngster Zeit gibt es eine Kontroverse um die Echtheit der Übersetzungen von Daniel Ladinsky. Bereits früher ist bei westlichen Übersetzungen zuweilen deren »Sexualisierung der Liebe« kritisiert worden: Der Begriff der Liebe bei Hafis würde sich ausschließlich auf die Liebe zu Gott beziehen, aber niemals auf sexuelle Anteile von Liebe. Selbst wenn dem so sein sollte, kann das hier zitierte Gedicht vielleicht trotzdem oder gerade deswegen zu vertiefender Lektüre von Hafis, wenn möglich in verschiedenen Übersetzungen, anregen, da nur so am Ende ein eigenes Urteil gefällt werden kann.
****
Im Fall von Martina S. wurde aus rechtlichen Gründen der Name geändert, um Angaben zur möglichen Identifizierung der Familie zu vermeiden. Der Fall von Mahmoud und Ayaz ist ausführlich dokumentiert von Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen.

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|22| Zwei Zellen
    Das allererste Mal
    2 Milliarden bis 200 000 v. Chr.

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Die Entstehung des Lebens
    Unendliche Weite und Raum. Dunkel, kalt,
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